Dipl.-Finanzwirt (FH) Carsten Timm
Literatur
Jahndorf/Oellerich, Gemeinschaftsrechtliche Rahmenbedingungen für die Beschränkung der Steuerbefreiung von sonstigen Glücksspielen mit Geldeinsatz ungeklärt, UR 2007, 455 ff.
Verwaltungsanweisungen
BMF vom 05.07.2006, Az: IV B 2 – S 2141 – 7/06, Umsatzsteuerfreiheit für Umsätze aus dem Betrieb von Geldspielautomaten; Ertragsteuerliche Auswirkungen des BFH-Urteils vom 12. Mai 2005, BStBl I 2006, 418.
BMF vom 22.09.2008, Az: IV B 8 – S 7109/07/10002, Steuerbefreiung bei der Entnahme eines Grundstücks aus dem Unternehmen, BStBl I 2008, 895.
BMF vom 04.09.2009, Az: IV B 9 – S 7117/08/10001, Ort der sonstigen Leistung nach §§ 3a, 3b und 3c UStG ab 1. Januar 2010, BStBl I 2009,1005.
OFD Koblenz vom 25.02.2010, Az: S 7165 A – St 44 2, n. v. (Umsatzsteuerbefreiung der Geldspielautomatenumsätze; hier: Vorabentscheidungsersuchen des BFH (Revisionsverfahren XI R 79/07) an den EuGH (Rs. C-58/09); Vereinbarkeit des § 4 Nr. 9 Buchst. b UStG zur Steuerbefreiung von Glücksspielumsätzen mit Art. 135 Abs. 1 Buchst. i MwStSystRL).
OFD Frankfurt a. M. vom 10.09.2010, Az: S 7162 A-8 – St 112, Steuerbefreiung bei Veräußerung eines Grundstücks und dessen Bebauung oder Sanierung durch denselben Unternehmer USt-Kartei HE § 4 UStG S 7162 Karte 1.
OFD Karlsruhe vom 05.04.2011, Az: S 7104, n. v. (Unternehmereigenschaft und Besteuerung beim Betrieb von Anlagen zur Erzeugung von Strom (Photovoltaikanlagen).
BMF vom 22.06.2011, Az: IV D 2 – S 7303-b/10/10001:001, Neuregelung des Vorsteuerabzugs bei teilunternehmerisch genutzten Grundstücken ab dem 1. Januar 2011, § 15 Abs. 1b UStG, BStBl I 2011, 597.
OFD Niedersachsen vom 16.09.2011, S 7109 – 10 – St 172, DStR 2011, 2467 (Grundstücksübertragungen zwischen Angehörigen).
BMF vom 07.06.2012, Az: IV D 2 – S 7300/07/100001:001, Umsatzsteuerrechtliche Behandlung von Erschließungsmaßnahmen, BStBl I 2012, 621 (weiter gültig lt. BMF vom 19.03.2018, Nr. 1617).
FG Hamburg vom 21.09.2012, Az: 3K 104711 (Verstößt Umsatzbesteuerung von Spielgeräten gegen das Unionsrecht?).
Finanzministerium des Landes Mecklenburg-Vorpommern vom 25.02.2022, Az: S 7165-00000-2022/001, Keine Steuerbefreiung für Glücksspielumsätze mit Gewinnmöglichkeit.
Hinweis: Zur Problematik der zeitlichen Geltungsdauer von BMF-Schreiben vgl. Einführung UStG, Rz. 70 ff.
Richtlinien/Hinweise/Verordnungen
UStAE: Abschn. 4.9.1. und 4.9.2.
MwStSystRL: Art. 168a (ABl. EU 2010 Nr. L 10 S. 1), Art. 131, 135 Abs. 1 Buchst. j und k, Art. 371, Anhang X Teil B Nr. 9, Art. 135 Abs. 1 Buchst. i.
1 Allgemeines
1.1 Überblick und Zweck der Vorschrift
Rz. 1
Stand: 6. A. – ET: 07/2024
Durch § 4 Nr. 9 UStG sollen diejenigen Umsätze von der Umsatzsteuer befreit werden, die gleichzeitig auch anderen Verkehrssteuern unterliegen, um eine mehrfache Besteuerung mit Umsatzsteuer und Grunderwerbsteuer bzw. Rennwett- und Lotteriesteuer zu vermeiden.
Rz. 2
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Im Einzelnen sind es nach:
Rz. 3
Stand: 6. A. – ET: 07/2024
Voraussetzung für die Steuerbefreiung nach § 4 Nr. 9 UStG ist, dass die Umsätze die Tatbestandsmerkmale des § 1 Abs. 1 Nr. 1 UStG erfüllen und unter das GrEStG oder das RennwLottG fallen. Die Umsätze müssen nach diesen Gesetzen steuerbar sein. Unerheblich ist dabei, ob diese Umsätze steuerpflichtig oder steuerfrei sind oder ob die Steuer festgesetzt, entrichtet oder erlassen wird (vgl. FG Niedersachsen vom 14.01.1977, Az: V 68/76, EFG 1977, 461, DStR 1977, 643 zu § 4 Nr. 9 UStG 1967 sowie BFH vom 11.05.1967, Az: V 5/64, BStBl III 1967, 643 zu § 4 Nr. 9 UStG 1951).
Rz. 4
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Ziel der Steuerbefreiung ist die Vermeidung der doppelten Besteuerung von Umsätzen, die neben der Umsatzsteuer auch noch bestimmten anderen Steuern, wie der Grunderwerbsteuer, der Rennwettsteuer oder der Lotteriesteuer unterliegen. § 4 Nr. 9 UStG geht davon aus, dass diese genannten Steuern gleichartig sind und deshalb nicht kumulativ erhoben werden können.
Rz. 5
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Nach § 9 Abs. 1 UStG besteht für Umsätze nach § 4 Nr. 9 Buchst. a UStG die Möglichkeit zur Option, d. h. der Unternehmer kann auf die Steuerbefreiung verzichten (optieren), wenn der Umsatz an einen anderen Unternehmer für dessen Unternehmen ausgeführt wird. Dies erfolgt vor dem Hintergrund des § 15 Abs. 2 Nr. 1 UStG, wonach der Vorsteuerabzug für steuerfreie Umsätze ausgeschlossen ist. Ein Verzicht auf die Steuerbefreiung berechtigt den Unternehmer zum Vorsteuerabzug unter den Voraussetzungen des § 15 UStG.
Rz. 6
Stand: 6. A. – ET: 07/2024
Da jedoch nur hinsichtlich der in Buchst. a aufgeführten Umsätze der Verzicht auf die Steuerbefreiung nach § 9 UStG in Betracht kommt, wurde die Vorschrift ab 01.01.1968 in Buchstabe a und b unterteilt.
Rz. 7
Stand: 6. A. – ET: 07/2024
§ 4 Nr. 9 Buchst. b S. 1 UStG befreit die Umsätze, die unter das Rennwett- und Lotteriegesetz fallen von der Umsatzsteuer. Nicht von der Umsatzsteuer befreit sind nach § 4 Nr. 9 Buchst. b ...