Frau Schneider, was erwarten Sie von einem Kongress wie dem Sustainable Economy Summit?
Louisa Schneider: Ich erwarte, dass wir uns hier ehrlich machen und gegenseitig herausfordern. Nur so können wir uns gemeinsam den Herausforderungen stellen und konsequent an einer nachhaltigen Wirtschaft arbeiten. Wir sollten die Transformation gemeinsam vorantreiben, uns ehrlich mit Lösungen für eine gerechte und sichere Zukunft auseinandersetzen und Scheinlösungen eine Absage erteilen.
Viele Menschen haben Ängste vor einer nachhaltigen Transformation, etwa vor dem Verlust ihres Arbeitsplatzes. Wie lässt sich diesen Ängsten begegnen?
Es geht nicht um eine nachhaltige Transformation, sondern um eine sozial gerechte nachhaltige Transformation. Das heißt, wir müssen vor allem dort ansetzen, wo der Bedarf am größten ist, zum Beispiel bei Menschen an der Einkommensgrenze. Die Transformation sollte alle Gesellschaftsschichten durchdringen, und es ist wichtig, diejenigen zu schützen, die bereits stark von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind. Das sind die Menschen an der Einkommensgrenze, da sie sich finanziell weniger absichern können. Wir müssen sicherstellen, dass niemand zurückgelassen wird und dass die Politik diese Aufgabe ernst nimmt.
Es geht um eine sozial gerechte nachhaltige Transformation.
Bessere Erzählungen für den Klimaschutz
In einer aktuellen Kampagne produzieren Sie gemeinsam mit Greenpeace eindringliche Bilder. Wie können auch Unternehmen, die es mit dem Klimaschutz ernst meinen, überzeugende Geschichten erzählen und Menschen begeistern?
In der Transformation ist einfache Sprache entscheidend, damit jeder sie verstehen kann. Wir brauchen anschauliche Beispiele und eine Unternehmenskommunikation, die für alle verständlich ist, ohne politische oder wirtschaftliche Fachbegriffe. Es geht darum, niemanden auszuschließen und alle Menschen mitzunehmen. Es macht einen Unterschied, ob ich zum Beispiel von „Bodenversiegelung“ spreche, oder sage „wegen dieses Gebäudes versickert hier kein Wasser mehr“.
Wollen viele Unternehmen gar nicht so genau verstanden werden?
Gerade bei technologisch komplexen Unternehmen kann es schwierig sein, die Komplexität zu vereinfachen. Aber im Sinne der Nachhaltigkeit ist es wichtig, die Kommunikation für alle verständlich zu machen. Je weniger komplex die Botschaft ist, desto besser erreicht sie die Menschen.
Klima und der Arbeitsmarkt
In vielen „Klimajobs“, etwa im Bereich der Energiewende, werden dringend Fachkräfte benötigt. Wo sollen diese herkommen?
Die benötigten Fachkräfte gibt es bereits. Es geht darum, sie für sich zu gewinnen. Unternehmen müssen attraktive Angebote machen, die die Interessen junger Menschen ansprechen. Es ist eine Herausforderung, aber die Transformation hat begonnen. Und zukünftig werden gute Unternehmen wirtschaftlich bessere Angebote machen können. Sie müssen aber auch im Personalmarketing besser werden als die Konkurrenz aus klimaschädlichen Branchen. Sie sollten stärker erzählen, wie sie und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der größten Herausforderung der Menschheit mitarbeiten.
Aber gerade diese klimaschädlichen Industrien finden immer noch viele Berufseinsteiger:innen, die bereit sind, gut bezahlte Jobangebote anzunehmen. Wird sich das je ändern?
Erneuerbare Energien sind bereits heute kostengünstiger als fossile Energien. Fossile Industrien überleben nur durch massive Subventionen, aber das wird sich ändern. Erneuerbare Energien werden wirtschaftlich attraktiver und diese Unternehmen werden dann auch die besseren Löhne zahlen und die attraktiveren Arbeitsplätze schaffen können.
Was wünschen Sie sich von Young Professionals, die jetzt auf den Arbeitsmarkt drängen?
Von Young Professionals wünsche ich mir, dass sie Forderungen stellen, sich nicht mit dem Status quo zufrieden geben und sich für eine nachhaltige und sichere Zukunft einsetzen. Sie können Unternehmensstrukturen herausfordern und intern Druck aufbauen. Denn Kritik innerhalb der Unternehmen ist notwendig, um Veränderungen zu bewirken.
Vielen Dank für das Gespräch.