Steuerfabi zu Fachkräftemangel in Steuerkanzleien

Fabian Walter hat es geschafft, das Thema Steuern für eine breite Öffentlichkeit zugänglich zu machen und erreicht als Influencer besonders junge Menschen. Im Interview spricht er darüber, was die Steuerbranche tun kann, damit diese Zielgruppe zu den Steuerfachleuten von morgen ausgebildet werden möchte.

Fabian, Haufe hat im vergangenen Jahr junge Menschen befragt, die durch ihre Ausbildung, ihr Studium oder ihren professionellen Weg die höchste Wahrscheinlichkeit aufweisen, in der Steuerberatung arbeiten zu können oder zu wollen. Ein Ergebnis der Befragung: Die Steuerberatungsbranche wird als langweilig, eintönig, aber auch als komplex betrachtet. Überrascht dich das Ergebnis?

Nein, das Ergebnis überrascht mich nicht. Es entspricht den Nachrichten, die ich von meinen Followerinnen und Followern erhalte. Sie sind erstaunt, dass das Thema Steuern überhaupt interessant sein kann. Für viele junge Menschen bin ich der einzige Bezugspunkt, den sie zum Thema haben.

Du hingegen, hast dich bereits früh in deinem Leben für Steuern interessiert, wie kam es dazu?

Mein Vater ist Steuerberater. Er hatte eine eigene Steuerberatungskanzlei. Ich bin mit Steuern aufgewachsen. Ich glaube, bei vielen Menschen, die eine Karriere in der Steuerbranche machen, gab es solche frühen Berührungspunkte in der Familie oder im Bekanntenkreis. In der Schule erfährt man zum Thema Steuern eigentlich nichts. Es müssen also mehr Anknüpfungspunkte gerade bei jungen Leuten geschaffen werden.

Wie kann das gelingen?

Das kann zum Beispiel durch Social-Media-Kanäle wie meinen gelingen. Ich bekomme immer wieder Nachrichten von Menschen, die sich durch meine Videos dazu inspiriert gefühlt haben, eine Karriere in der Steuerbranche zu beginnen. Aber natürlich können Kanäle wie meine nicht die ganze Branche retten. Ich engagiere mich beispielsweise ehrenamtlich beim Zukunftstag, einer gemeinnützigen Initiative die finanzielle Bildung, und eben auch Steuern, in die Schulen bringt. Der Mitgründer Juri Galkin sucht hier händeringend auch nach Steuerberaterinnen und Steuerberatern, die sich ehrenamtlich engagieren. Auch so können früh Berührungspunkte geschaffen werden. Aber die Branche muss sie sich ebenso die Frage stellen, wie sie attraktiver für Fachkräfte werden kann.

Was könnte noch besser laufen?

Ein Lösungsansatz sehe ich darin, den Leuten, die noch recht neu in einer Steuerkanzlei mitarbeiten, Vertrauen entgegenzubringen und sie ernst zu nehmen. Ich bekomme Rückmeldungen von jungen Steuerangestellten, die gefrustet sind, weil deren Führungskräfte ihnen das Gefühl geben, gar nicht gebraucht zu werden. Sie dürfen Fleißarbeiten machen, aber nicht mitgestalten. Junge Fachkräfte wollen aber nicht von oben herab regiert werden.

Diese starren Strukturen, die in der Branche vorherrschen, habe ich selbst auch schon erlebt: Ich wurde vor einiger Zeit von einer regionalen Steuerberaterkammer zu einer Veranstaltung für Auszubildende eingeladen. Hotel und Zug waren bereits gebucht. Doch plötzlich hat die Kammer entschieden, mich wieder auszuladen.

Hast du eine Begründung für die Ausladung erhalten?

Nein, aber ich vermute, ich schien ihnen nicht seriös genug. Das verstehe ich nicht. Da gibt es jemanden im Bereich Steuern, der exakt die Zielgruppe anspricht, die man für sich gewinnen will, und die Kammern scheinen sich gar nicht dafür zu interessieren.  „Wir halten Kontakt und bestimmt ergibt sich zukünftig eine andere Möglichkeit der Zusammenarbeit“, hieß es. Seitdem habe ich nichts mehr gehört. Das ist auch schon wieder über ein halbes Jahr her. Die lokale Kammer wollte nicht, dann durfte ich im Europäischen Parlament in Brüssel sprechen. Die haben mich auch nicht ausgeladen. (lacht)


Tax Talks 2023

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Wie können Sie Ihre Steuerkanzlei als attraktiven Arbeitsplatz für die junge Generation positionieren? Dieser Frage ging Haufe am 7. März 2023 in den Tax Talks nach.

Fabian Walter und weitere Referentinnen und Referenten betrachteten das Thema "Nachwuchskräfte finden und begeistern" aus verschiedenen Blickwinkeln.
Hier geht es zur Aufzeichnung.


Dein Vater hat eine mittelgroße Steuerkanzlei. Findet er genug Fachkräfte?

Ja, die findet er, auch dank meiner Hilfe. Ich konnte ihm sogar einen Nachfolger vermitteln.

Kommen viele Kanzleien auf dich zu und bitten dich, sie bei der Fachkräftesuche zu unterstützen?

Die Anfragen halten sich in Grenzen. Lustig und vielleicht auch bezeichnend war die Anfrage einer Kanzlei, die auf der Suche nach Auszubildenden war, aber weder eine eigene Homepage noch einen Social-Media-Auftritt vorweisen konnte.

Sollte denn jede Kanzlei einen Social-Media-Auftritt haben?

Wenn man einen guten Social-Media-Auftritt haben will, muss man Zeit investieren. Davon haben Steuerkanzleien bekanntermaßen nicht genug. Aber sie sollten es wenigstens versuchen und sich zum Beispiel auf LinkedIn, Instagram oder auch TikTok präsentieren.

Ein weiteres Ergebnis der Studie war, dass besonders junge Frauen die Steuerberatung nicht als attraktiven Arbeitsbereich betrachten. Wie sieht es aus bei deinen Followerinnen und Followern, ist da das Geschlechterverhältnis ausgeglichen?

Tatsächlich folgen mir weniger Frauen als Männer, 35 Prozent der Follower sind weiblich. Die Quote könnte besser sein und natürlich möchte ich mit meinen Themen beide Geschlechter ansprechen. Aber vielleicht kommen weibliche Influencer bei den Frauen auch grundsätzlich besser an. Bei den Steuerberatungskanzleien wird es ähnlich ablaufen: In den älteren Jahrgängen der Steuerberater dominieren die Männer, aber bei den jungen Jahrgängen ist das Verhältnis ausgeglichener. Vielleicht schaffen es die jungen Steuerberaterinnen, mehr Frauen für die Branche zu begeistern.


Zur Person:

Fabian Walter hat 2019 an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg den Taxmaster abgeschlossen, ein BWL-Masterstudium, welches sich nahezu ausschließlich mit Steuern befasst. Seit 2020 betreibt er den Social-Media-Kanal „Steuerfabi“, auf dem er kurz und bündig über Fragen des Steuerrechts spricht. Auf TikTok folgen ihm 743.400 Menschen, auf Instagram sind es 337.000. Walter setzt sich für eine bessere finanzielle Bildung ein. Dazu hat er unter anderem schon im Europäischen Parlament in Brüssel gesprochen. Sein 2022 veröffentlichtes Buch „Sei doch nicht besteuert“ hat es auf die SPIEGEL Bestseller-Liste geschafft.