Entscheidungsstichwort (Thema)
Vorlage zur Vorabentscheidung. Justizielle Zusammenarbeit in Zivilsachen. Rechtswahl. Von einem Lastwagen mit Anhänger verursachter Unfall, bei dem die beteiligten Fahrzeuge bei verschiedenen Versicherern versichert sind. Unfall, der sich in einem anderen Mitgliedstaat als dem, in dem die Versicherungsverträge abgeschlossen wurden, ereignet hat. Regressklage zwischen den Versicherern. Anzuwendendes Recht. Begriffe der vertraglichen und der außervertraglichen Schuldverhältnisse
Normenkette
Verordnung (EG) Nr. 864/2007; Richtlinie 2009/103/EG; Verordnung (EG) Nr. 593/2008
Beteiligte
Tenor
Art. 14 Buchst. b der Richtlinie 2009/103/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16. September 2009 über die Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung und die Kontrolle der entsprechenden Versicherungspflicht ist dahin auszulegen, dass diese Vorschrift keine spezielle Kollisionsnorm zur Bestimmung des auf die Regressklage zwischen Versicherern in Fällen wie denen der Ausgangsverfahren anzuwendenden Rechts enthält.
Die Verordnungen (EG) Nr. 593/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 17. Juni 2008 über das auf vertragliche Schuldverhältnisse anzuwendende Recht (Rom I) und (EG) Nr. 864/2007 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 11. Juli 2007 über das auf außervertragliche Schuldverhältnisse anzuwendende Recht (Rom II) sind dahin auszulegen, dass das auf eine Regressklage des Versicherers einer Zugmaschine, der den Schaden der Opfer eines vom Fahrer dieses Fahrzeugs verursachten Unfalls beglichen hat, gegen den Versicherer des bei diesem Unfall gezogenen Anhängers anzuwendende Recht nach Art. 7 der Rom-I-Verordnung bestimmt wird, wenn die nach den Art. 4 ff. der Rom-II-Verordnung auf diesen Unfall anzuwendenden deliktischen Haftungsnormen eine Aufteilung der Schadensersatzpflicht vorsehen.
Tatbestand
In den verbundenen Rechtssachen
betreffend Vorabentscheidungsersuchen nach Art. 267 AEUV, eingereicht vom Vilniaus miesto apylinkės teismas (Bezirksgericht der Stadt Vilnius, Litauen) und vom Lietuvos Aukšˇiausiasis Teismas (Oberster Gerichtshof Litauens) mit Entscheidungen vom 15. Juli und 8. Oktober 2014, beim Gerichtshof eingegangen am 23. Juli und 17. Oktober 2014, in den Verfahren
„ERGO Insurance” SE, vertreten durch die „ERGO Insurance” SE Lietuvos filialas,
gegen
„If P&C Insurance” AS, vertreten durch die „IF P&C Insurance” AS filialas (C-359/14),
und
„Gjensidige Baltic” AAS, vertreten durch die „Gjensidige Baltic” AAS Lietuvos filialas,
gegen
„PZU Lietuva” UAB DK (C-475/14)
erlässt
DER GERICHTSHOF (Vierte Kammer)
unter Mitwirkung des Präsidenten der Dritten Kammer L. Bay Larsen in Wahrnehmung der Aufgaben des Präsidenten der Vierten Kammer, der Richter J. Malenovský und M. Safjan (Berichterstatter) sowie der Richterinnen S. Prechal und K. Jürimäe,
Generalanwältin: E. Sharpston,
Kanzler: A. Calot Escobar,
aufgrund des schriftlichen Verfahrens,
unter Berücksichtigung der Erklärungen
- der „ERGO Insurance” SE, vertreten durch die „ERGO Insurance” SE Lietuvos filialas, vertreten durch M. Navickas, advokatas,
- der „Gjensidige Baltic” AAS, vertreten durch die „Gjensidige Baltic” AAS Lietuvos filialas, vertreten durch A. Rjabovs,
- der „IF P&C Insurance” AS, vertreten durch die „IF P&C Insurance” AS filialas, vertreten durch A. Kunčiuvienė,
- der litauischen Regierung, vertreten durch R. Krasuckaitė, G. Taluntytė und D. Kriauciūnas als Bevollmächtigte,
- deutschen Regierung, vertreten durch T. Henze und J. Kemper als Bevollmächtigte,
- der Europäischen Kommission, vertreten durch A. Steiblytė und M. Wilderspin als Bevollmächtigte,
nach Anhörung der Schlussanträge der Generalanwältin in der Sitzung vom 24. September 2015
folgendes
Urteil
Entscheidungsgründe
Rz. 1
Die Vorabentscheidungsersuchen betreffen die Auslegung von Art. 14 Buchst. b der Richtlinie 2009/103/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16. September 2009 über die Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung und die Kontrolle der entsprechenden Versicherungspflicht (ABl. L 263, S. 11) sowie der Verordnungen (EG) Nr. 593/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 17. Juni 2008 über das auf vertragliche Schuldverhältnisse anzuwendende Recht (Rom I) (ABl. L 177, S. 6, im Folgenden: Rom-I-Verordnung) und (EG) Nr. 864/2007 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 11. Juli 2007 über das auf außervertragliche Schuldverhältnisse anzuwendende Recht (Rom II) (ABl. L 199, S. 40, im Folgenden: Rom-II-Verordnung).
Rz. 2
Diese Ersuchen ergehen im Rahmen von Rechtsstreitigkeiten zwischen den Versicherungsgesellschaften „ERGO Insurance” SE und „IF P&C Insurance” AS sowie „Gjensidige Baltic” AAS (im Folgenden: Gjensidige Baltic) und „PZU Lietuva” UAB DK (im Folgenden: PZU Lietuva) über das auf Regressklagen zwischen diesen Gesellschaften im Anschluss an Verkehrsunfälle in Deutschland anzuwendende Recht.
Rechtlicher Rahmen
Unionsrecht
Rom-I-Verordnung
R...