Entscheidungsstichwort (Thema)
Beschwerdebefugnis. Insolvenzverwalter
Leitsatz (amtlich)
1. Die Insolvenzgesellschaft ist nach § 155 Abs. 1 Satz 1 InsO weiterhin zur handelsrechtlichen Rechnungslegung verpflichtet, sodass ihre weiterhin im Amt befindlichen gesetzlichen Vertreter den Jahresabschluss für diese nach § 325 Abs. 1 und 2 HGB offenzulegen haben. Diese Pflichten beschränken sich allerdings auf das nicht zur Insolvenzmasse gehörende Vermögen der Schuldnerin, sodass im praktischen Regelfall eine sogenannte Nullbilanz zu erstellen und offenzulegen ist.
2. Richtet sich das Ordnungsgeldverfahren ausschließlich gegen die Insolvenzgesellschaft oder die Mitgleider ihres Vertretungsberechtigten Organs, so fehlt dem Insolvenzverwalter für eine sofortige Beschwerde nach § 335 Abs. 4 HGB die Beschwerdebefugnis.
Normenkette
HGB § 335
Tenor
Die sofortige Beschwerde vom 09.09.2008 wird zurückgewiesen.
Tatbestand
I.
Der Beschwerdeführer ist Insolvenzverwalter über das Vermögen der C. GmbH (Schuldnerin). Er wendet sich gegen die Festsetzung eines Ordnungsgeldes von 2 500,00 EURO wegen Nichteinreichung der Jahresabschlussunterlagen der Schuldnerin für 2006 bei dem Betreiber des elektronischen Bundesanzeigers. Das Bundesamt für Justiz hat der Schuldnerin die Verhängung des Ordnungsgeldes mit Verfügung vom 27.02.2008, zugestellt am 01.03.2008, angedroht. Dagegen hat der Beschwerdeführer unter dem 10.03.2008 (Eingang) Einspruch eingelegt. Das Bundesamt für Justiz hat durch die angefochtene Entscheidung vom 14.07.2008 gegen die Schuldnerin das bezeichnete Ordnungsgeld unter Verwerfung des Einspruchs festgesetzt.
Gegen die der Schuldnerin am 30.07.2008 zugestellte Entscheidung hat der Beschwerdeführer am 09.09.2008 sofortige Beschwerde eingelegt und zur Begründung im Wesentlichen ausgeführt, die Mitglieder des vertretungsberechtigten Organs der Schuldnerin seien wegen der dem Insolvenzverwalter nach § 155 Abs. 1 Satz 2 InsO obliegenden Rechnungslegungspflicht nicht offenlegungspflichtig.
Entscheidungsgründe
II.
Die gemäß §§ 335 Abs. 4, Abs. 5 Satz 1 und 2 HGB statthafte sofortige Beschwerde ist mangels Beschwerdebefugnis des Beschwerdeführers unzulässig.
Der beschwerdeführende Insolvenzverwalter ist durch die angefochtene Ordnungsgeldentscheidung nicht im Sinne von §§ 20 Abs. 1 FGG, 335 Abs. 4 HGB in seinen Rechten beeinträchtigt, insbesondere nicht in seinem Recht nach § 80 Abs. 1 InsO, das zur Insolvenzmasse der Schuldnerin gehörende Vermögen zu verwalten und über es zu verfügen (vgl. MünchKommAktG/Hüffer, 2. Aufl., § 264, Rn. 53). Das Ordnungsgeld ist weder gegen ihn persönlich oder in seiner Eigenschaft als Insolvenzverwalter noch in sonstiger Weise gegen die Insolvenzmasse der Schuldnerin festgesetzt worden.
Anders als die 1. Kammer für Handelssachen des Landgerichts Bonn betreffend die dortigen Ordnungsgeldverfahren (Beschluss vom 06.03.2008, 11 T 53/07, nrwe.de; ZIP 2008, 1082 mit Anmerkung Weitzmann, EWiR 2008, 443; NZI 2008, 503; vgl. Grashoff, NZI 2008, 575, dort unter VI.) sieht die hier erkennende 5. Kammer für Handelssachen im hiesigen Ordnungsgeldverfahren keinen Anhaltspunkt dafür, dass das Bundesamt durch die angefochtene Ordnungsgeldentscheidung eine Masseverbindlichkeit begründen wollte (vgl. Stollenwerk/Krieg, GmbHR 2008, 575). Das Ordnungsgeldverfahren ist ausweislich der Androhungsverfügung vom 27.02.2008 und der Ordnungsgeldentscheidung vom 14.07.2008 eindeutig gegen die Schuldnerin, „vertreten durch die Geschäftsführung”, gerichtet worden und nicht gegen den Beschwerdeführer als Insolvenzverwalter oder in sonstiger Weise gegen die Insolvenzmasse.
Zudem ist davon auszugehen, dass das Bundesamt das Ordnungsgeldverfahren rechtmäßig führen und deshalb keine Masseverbindlichkeit schaffen wollte. Insoweit war bei Erlass der hiesigen Ordnungsgeldentscheidung bekannt, dass nach der Auffassung des Landgerichts Bonn ZIP 2008, 1082 mit Anmerkung Weitzmann, EWiR 2008, 443; NZI 2008, 503) am Ordnungsgeldverfahren gegen eine Insolvenzgesellschaft diese bzw. die Mitglieder ihres vertretungsberechtigten Organs selbst zu beteiligen sind, was etwa bei einer Adressierung der Androhungsverfügung „c/o Insolvenzverwalter” nicht der Fall wäre. Vielmehr sind am Ordnungsgeldverfahren gegen eine Insolvenzgesellschaft in der Regel ausschließlich die Schuldnerin bzw. die Mitglieder ihres vertretungsberechtigten Organs zu beteiligen und nicht der Insolvenzverwalter.
Der Insolvenzverwalter ist nach der derzeitigen Gesetzesfassung kein zulässiger Adressat der handelsrechtlichen Offenlegungspflicht und deren Ordnungsgeldbewehrung (Schlauß, BB 2008, 938; Stollenwerk/Krieg, GmbHR 2008, 575). Zum einen verpflichtet § 325 Abs. 1 und 2 HGB die gesetzlichen Vertreter von Kapitalgesellschaften zur Offenlegung, nicht dagegen den Insolvenzverwalter, der nicht allgemeiner Vertreter der Schuldnerin ist (LG Frankfurt am Main, ZIP 2007, 2325; MünchKommAktG/Hüffer, 2. Aufl., § 264, Rn. 40). Zum anderen kann sich das Ordnungsgeldverfahren nach § 335 Abs. 1 Sa...