Zusammenfassung
Mini-Solaranlagen – im Handel auch als "Plug-in PV" oder Stecker-Solargerät bezeichnet – liegen im Trend. Die sogenannten Balkonkraftwerke benötigen nicht viel Platz und lassen sich relativ einfach in Betrieb nehmen. Auch Privatpersonen (Mieter und Wohnungseigentümer) dürfen ihr Balkonkraftwerk bis zu einer Wechselrichterleistung von 800 Watt selbst an das eigene Hausnetz anschließen. Und seit Mai 2024 wird der Betrieb durch das Solarpaket I vereinfacht.
1 Definition und Verbreitung
Unter einem Balkonkraftwerk versteht man eine Mini-Solaranlage. Man nennt sie auch Mini-PV-Anlage, Stecker-Solaranlage, Guerilla-PV, steckbare PV-Anlage oder Balkon-PV (PV = Photovoltaik). Der Begriff "Balkonkraftwerk" ist eigentlich irreführend, denn tatsächlich können die immer beliebter werdenden Mini-PV-Anlagen aufgrund ihrer geringen Größe von nur ein bis zwei Modulen fast überall im Außenbereich aufgestellt werden. Mögliche Standorte neben dem Balkon sind zum Beispiel eine Garage mit Flachdach, eine Gartenhütte mit Schrägdach, ein Terrassengeländer, sonnige Rasenflächen oder die Hausfassade.
Der Hauptunterschied liegt in der Größe der Anlage und der damit möglichen Leistung. Das Balkonkraftwerk ist, anders als eine klassische Photovoltaikanlage, auf 800 Watt und maximal zwei Photovoltaik-Module beschränkt. Sie werden auf Balkonen oder Terrassen montiert oder ohne feste Installation aufgestellt. Den erzeugten Strom kann man direkt im Haushalt nutzen und so die eigene Stromrechnung senken. Eine Einspeisung in das öffentliche Stromnetz ist nicht vorgesehen.
Im vergangenen Jahr (2023) hat sich die Zahl der Balkonkraftwerke in Deutschland fast verfünffacht. Gab es Anfang des Jahres noch etwa 75.000 solcher Anlagen in ganz Deutschland, sind es inzwischen nach vorläufigen Zahlen der Bundesnetzagentur fast 350.000. Gemessen an der Bevölkerung stehen dabei in Norddeutschland überdurchschnittlich viele. Während deutschlandweit 3,2 Watt Balkonkraftwerk-Leistung pro Person erbracht werden, sind es in den norddeutschen Bundesländern oft mehr als 4 Watt. Nur in den Stadtstaaten Hamburg und Bremen sind es mit 0,9 und 1,6 Watt deutlich weniger.
2 Funktionsweise
Technisch gesehen handelt es sich bei Balkonkraftwerken um elektrische Haushaltsgeräte und nicht um Anlagen. Dies impliziert eine Reihe von Vereinfachungen bei Montage und Betrieb. Die Geräte sind so konzipiert, dass auch Laien sie installieren können.
Die im Handel erhältlichen Geräte bestehen meist aus einem oder zwei Solarmodulen und einem Wechselrichter. Je nach Anbieter werden bereits Bauteile zur Anbringung mitgeliefert oder müssen separat bestellt werden. Nach der Montage oder Aufstellung an einem geeigneten Standort schließt man das Solarmodul an den Wechselrichter an. Dieser wandelt den Gleichstrom, den das Modul aus dem Sonnenlicht produziert, wie bei der "großen" PV-Anlage in Wechselstrom um.
Über ein Kabel lässt sich die Anlage mit einer Steckdose des Hausnetzes in der Wohnung oder auf dem Balkon verbinden. Geräte, die an das Stromnetz des Haushalts angeschlossen sind, etwa Waschmaschine, Computer und alle Geräte, die auf Standby-Modus stehen, nutzen nun vorrangig den eingespeisten Solarstrom. Bei einem Umzug lassen sich die Solargeräte ohne großen Aufwand abbauen und mitnehmen.
Eigenverbrauch
Ein Balkonkraftwerk deckt nur den eigenen Strombedarf. Alle Anlagen, die über den Richtwert von 800 Watt kommen, müssen angemeldet werden. Eine Einspeisung und die daraus folgende Vergütung in das öffentliche Stromnetz ist aber nicht vorgesehen! Das bedeutet: Wer mehr Strom produziert als er verbraucht und diesen nicht speichert, gibt ihn automatisch kostenlos ans öffentliche Netz ab.
Die im Handel erhältlichen Geräte sind laut Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen grundsätzlich sehr sicher. Sind die mitgelieferten Wechselrichter entsprechend zertifiziert, gelten für sie die Anforderungen, die auch für normale PV-Anlagen gelten. Bis die neue Produktnorm für den Netzanschluss vom VDE veröffentlicht wird, kann das Siegel der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. (DGS) als guter Sicherheitsstandard herangezogen werden.
Kopplung mehrerer Geräte unbedingt vermeiden
An eine Steckdose sollte man immer nur ein einziges Stecker-Solargerät beziehungsweise einen Wechselrichter anschließen. Die Kopplung mehrerer Geräte über eine Mehrfachsteckdose wäre gefährlich.
Bislang empfehlen die VDE-Normen noch spezielle Einspeise-Steckdosen ("Wieland-Steckdosen") für den Betrieb von Balkonkraftwerken. In der Praxis werden allerdings die meisten Geräte bereits mit Schuko-Steckdosen betrieben, weil die Nutzer diese einfach selbst installieren können. Wer besonders viel Wert auf Sicherheit legt, kann sich jedoch auch für einen Wieland-Stecker bzw. eine Wieland-Steckdose entscheiden und sie von einem Fachbetrieb anschließen ...