Zusammenfassung
Die europäischen und nationalen CO2-Minderungen sind gesetzlich kodifiziert und geben auf volkswirtschaftlicher Ebene Zielgrößen vor. Entscheidend für die Zielerreichung ist aber das Herunterbrechen der Ziele auf die Unternehmensebene. Nur so wird für den individuellen Gebäudebestand die Realisierbarkeit sichtbar.
In der DW wurde das Thema "Standardisierung der CO2-Berichterstattung" bereits beschrieben. In diesem Beitrag geht es nun darum, auf der Grundlage der Klimaschutzziele eine Dekarbonisierungsstrategie für Wohnungsunternehmen abzuleiten.
1 Bausteine der Dekarbonisierungsstrategie
Die erfolgreiche Umsetzung der Klimaschutzziele im Wohnungsunternehmen setzt im ersten Schritt eine Integration in die langfristige Unternehmensstrategie voraus. Diese legt grundlegende Ziele fest, die langfristig über den Fortbestand des Unternehmens bestimmen. Charakteristisch ist der Dreiklang aus Langfristigkeit, Gesamtheit und qualitativem Charakter.
Grundvoraussetzung bei der Strategiebildung und der Einbindung der Klimaschutzziele ist eine umfassende Abstimmung in den Entscheidungsgremien des Wohnungsunternehmens. Nur wenn die Anteilseigner (bei Genossenschaften die Mitglieder) beziehungsweise die Aufsichtsräte bei diesem Thema mit einbezogen werden, erreicht die gewählte Strategie den notwendigen Grad an Verbindlichkeit für die Unternehmensleitung.
Bei vielen Wohnungsunternehmen sind die Leitbilder bereits auf Nachhaltigkeitsziele ausgerichtet. Im Rahmen eines Nachhaltigkeitskonzeptes werden die Zielstellungen in den Bereichen der Ökonomie und Ökologie sowie Soziales miteinander verbunden. Ist die Dekarbonisierungsstrategie in die Unternehmensstrategie integriert, ist diese im zweiten Schritt mittels der konkreten Unternehmensplanung umzusetzen. Die strategischen Ziele beziehungsweise Leitbilder, die Ansprüche der Stakeholder und die Möglichkeiten (monetär und nichtmonetär) des Wohnungsunternehmens sind dabei in Einklang zu bringen.
Die Ausgestaltung der Unternehmensplanung liegt im pflichtgemäßen Ermessen der Unternehmensleitung, die am Maßstab der konkreten Verhältnisse des einzelnen Unternehmens auszuüben ist. Unternehmen der Wohnungswirtschaft verfügen in der Regel über eine langfristige Unternehmensplanung von bis zu zehn Jahren. Betrachtet man die Einsparziele für den Gebäudebereich bis 2030, wird erkennbar, dass eine Anpassung der langfristigen Planung unbedingt erforderlich ist, wenn man bisher noch keine Dekarbonisierungsstrategie im Unternehmen implementiert hat.
Ausgehend von der strategischen Planung wird für einen Zeitraum von fünf Jahren eine Mittelfristplanung erstellt, die einmal jährlich auf der Basis der jeweils aktuell vorhandenen Daten erneuert wird. Auf der Grundlage der konkreten Ziele aus der Dekarbonisierungsstrategie werden die CO2-Verbräuche ein wesentlicher Parameter im Rahmen der Unternehmensplanung sein.
2 Portfoliomanagement und Portfolioanalyse
Aufbauend auf der Unternehmensplanung ist die Portfolioanalyse ein weiterer Baustein zur Umsetzung der Dekarbonisierungsstrategie im Wohnungsunternehmen.
Vorrangiges Ziel der Portfolioanalyse in Bezug auf die Dekarbonisierungsstrategie ist es, einen Überblick über den energetischen Zustand und die CO2-Verbräuche des Immobilienbestandes zu haben. Für diesen umfassenden Überblick ist es notwendig, dass Zahlen aus dem Rechenwerk, Daten aus der Wohnungsverwaltung, technische Daten und qualitative Faktoren erhoben und zu einer Gesamtbewertung zusammengefügt werden. Neben den wesentlichen Faktoren wie Standort- und Objektattraktivität, die Marktakzeptanz und die Rentabilität gehört nun auch der CO2-Verbrauch der Gebäude dazu.
Aufbauend auf der Portfolioanalyse ist die Frage zu beantworten, mit welchen Maßnahmen eine Reduzierung des CO2-Verbauchs im Gebäudebestand erreicht werden kann und welche Effizienzzielwerte angestrebt werden.
Hier bietet es sich an, zwischen kurzfristigen Maßnahmen zur Energieeinsparung und langfristigen, umfassenden Maßnahmen zu unterscheiden. Kurzfristige geringinvestive Maßnahmen betreffen in der Regel das Energiemanagement der Gebäude sowie die Nutzerunterstützung. Hierfür ist es notwendig, dass die entsprechenden Daten vorliegen. Denn "man kann nichts verbessern, was man nicht misst", so formulierte es Prof. Dr. Viktor Grinewitschus in dem Forschungsprojekt "BaltBest – Digitalisierung der Heizungstechnik". Im Bereich der Heizungsanlagen ist festzustellen, dass viele Wärmeerzeuger überdimensioniert sind. Dies betrifft auch sanierte Heizungsanlagen. Eine kontinuierliche Überwachung der Anlagen ist notwendig, um ineffiziente Anlagen zu erkennen und Daten für eine optimale Auslegung im Sanierungsfall zu erhalten. Durch digitale Thermostate sowie Sensorik (zum Beispiel Fenster auf = Heizung aus) können die Nutzer darüber hinaus in einem energieeffizienten Verhalten unterstützt werden.
3 Berichtswesen und Controlling
Auf der Grundlage der Portfolioanalyse wird dann der Investitionsplan erstellt, der wi...