Anfangsvermögen ist das Vermögen, das einem Ehegatten bei Eintritt des Güterstands nach Abzug der Verbindlichkeiten gehört (§ 1374 Abs. 1 BGB). Es ist mit dem Verkehrswert anzusetzen. Verbindlichkeiten sind auch über das Vermögen hinaus abziehbar (§ 1374 Abs. 3 BGB). Die früher geltende Beschränkung auf Null bei Überschuldung eines Ehegatten wurde abgeschafft.
Die Regelung in § 1377 Abs. 3 BGB, wonach bei Fehlen eines Verzeichnisses über das Anfangsvermögen vermutet wird, dass kein Anfangsvermögen vorhanden war und deshalb das Endvermögen eines Ehegatten seinen Zugewinn darstellt, gilt für die Erbschaftsteuer nicht. Es ist deshalb das tatsächliche Anfangsvermögen festzustellen, notfalls ist es zu schätzen.
Geldentwertung
Der auf der allgemeinen Geldentwertung beruhende unechte Wertzuwachs des Anfangsvermögens stellt keinen Zugewinn dar und ist daher aus der Berechnung der Ausgleichsforderung auszuscheiden. Dies geschieht dadurch, dass das Anfangsvermögen der Ehegatten mit dem Lebenshaltungskostenindex nach dem Statistischen Jahrbuch der Bundesrepublik Deutschland zur Zeit der Beendigung des Güterstands multipliziert wird. Das Ergebnis wird dann durch die für den Zeitpunkt des Beginns des Güterstands geltende Indexzahl geteilt.
Preisindex für die Lebenshaltung aller privaten Haushalte
2005 = 100
1958 |
1959 |
1960 |
1961 |
1962 |
1963 |
1964 |
1965 |
1966 |
1967 |
26,9 |
27,1 |
27,4 |
28,2 |
28,5 |
29,4 |
30,1 |
31,0 |
32,0 |
32,7 |
1968 |
1969 |
1970 |
1971 |
1972 |
1973 |
1974 |
1975 |
1976 |
1977 |
33,1 |
33,8 |
35,0 |
36,8 |
38,8 |
41,6 |
44,4 |
47,1 |
49,0 |
50,9 |
1978 |
1979 |
1980 |
1981 |
1982 |
1983 |
1984 |
1985 |
1986 |
1987 |
52,3 |
54,4 |
57,3 |
60,9 |
64,2 |
66,2 |
67,9 |
69,3 |
69,2 |
69,3 |
1988 |
1989 |
1990 |
1991 |
1992 |
1993 |
1994 |
1995 |
1996 |
1997 |
70,3 |
72,2 |
74,1 |
75,9 |
79,8 |
83,3 |
85,6 |
87,1 |
88,3 |
90,0 |
1998 |
1999 |
2000 |
2001 |
2002 |
2003 |
2004 |
2005 |
2006 |
2007 |
90,9 |
91,4 |
92,7 |
94,5 |
95,9 |
96,9 |
98,5 |
100,0 |
101,6 |
103,9 |
2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
2012 |
|
|
|
|
|
106,6 |
107,0 |
108,2 |
110,7 |
112,9 |
|
|
|
|
|
2012
Januar |
Februar |
März |
April |
Mai |
Juni |
111,5 |
112,3 |
112,6 |
112,8 |
112,6 |
112,5 |
Juli |
August |
September |
Oktober |
November |
Dezember |
112,9 |
113,3 |
113,3 |
113,3 |
113,2 |
114,2 |
Inflationsbereinigung des Anfangsvermögens
Das Anfangsvermögen eines Ehegatten bei Begründung der Zugewinngemeinschaft im Jahr 1966 soll umgerechnet 100.000 EUR betragen haben, das Endvermögen bei Beendigung im November 2012 900.000 EUR.
Lösung
Unter Berücksichtigung der Geldentwertung errechnet sich der Wert des Zugewinns wie folgt:
|
100.000 EUR x 113,2 |
= 353.750 EUR |
|
32,0 |
Der Zugewinn ermittelt sich wie folgt: |
Endvermögen |
900.000 EUR |
abzgl. indexiertes Anfangsvermögen |
./. 353.750 EUR |
Zugewinn |
546.250 EUR |
Entsprechend ist der Zugewinn des anderen Ehegatten zu ermitteln. Sodann ist der niedrigere Zugewinn vom höheren abzuziehen. Das Ergebnis durch 2 geteilt ergibt die Ausgleichsforderung des Ehegatten mit dem niedrigeren Zugewinn.
Zurechnungen
Vermögen, das ein Ehegatte nach Eintritt des Güterstands von Todes wegen oder mit Rücksicht auf ein künftiges Erbrecht, durch Schenkung oder als Ausstattung erwirbt, ist nach Abzug der Verbindlichkeiten dem Anfangsvermögen hinzuzurechnen (§ 1374 Abs. 2 BGB). Dadurch wird es nicht ausgleichspflichtig. Bei der Berechnung des Vermögenszuwachses ist der Kaufkraftschwund des Geldes seit dem Zeitpunkt des Erwerbs der Gegenstände zu berücksichtigen, also der Vermögenszuwachs entsprechend zu indizieren und dann dem Anfangsvermögen zuzurechnen.
Vorausempfänge
Anrechenbare Vorausempfänge nach § 1380 Abs. 1 BGB sind bei der Ermittlung der Ausgleichsforderung mit dem Verkehrswert zur Zeit der Zuwendung dem Zugewinn des Erblassers hinzuzurechnen (§ 1380 Abs. 2 BGB) und mit diesem Wert auf die Ausgleichsforderung des anderen Ehegatten anzurechnen, d. h. vom Ausgleichsbetrag abzuziehen (§ 1380 Abs. 1 BGB). Im Zweifel ist anzunehmen, dass die Zuwendungen angerechnet werden sollen, wenn ihr Wert den Wert von Gelegenheitsgeschenken übersteigt, die nach den Lebensverhältnissen der Ehegatten üblich sind.