Die Mehrheit (74,8 %) der Kaufinteressenten nutzt den gestiegenen Zins gezielt für Preisverhandlungen mit den Immobilieneigentümern. Nur 6,8 % der potenziellen Käufer nutzen das höhere Zinsniveau dagegen gar nicht als Argument, um den Angebotspreis der Immobilie nachträglich zu senken. In 18,5 % der Fälle ist die neue Zinslage teilweise ein Grund, um den Verkaufspreis der Immobilie zu verhandeln.
Viele (21,6 %) der Eigentümer sind wiederum nicht bereit, vom ursprünglich anvisierten Angebotspreis abzurücken. Nur 7,2 % der Verkäufer lösen sich von alten Vorstellungen und senken den Preis. Das Gros (71,2 %) der Immobilieneigentümer ist unentschlossen, ob sie den Preis an die neue Situation anpassen sollen oder nicht – hier werden Verhandlungen mit Kaufinteressenten sehr wahrscheinlich.
Online-Umfrage
Das sind Ergebnisse einer Online-Umfrage der Von Poll Immobilien GmbH unter 222 Immobilienexperten des Maklerunternehmens im September 2023. Untersucht wurde, wie sich Käufer und Verkäufer an die gestiegenen Zinsen und das neue Finanzierungsniveau gewöhnt haben und wie stark sie über den Angebotspreis verhandeln.
Verkäufer überwiegend zu Preisanpassungen bereit
Von den Eigentümern, die bereit sind, den Preis nach unten anzupassen, fasst etwa jeder Dritte (ca. 35,1 %) einen Nachlass von bis zu 10 % ins Auge. Rund ein Viertel der Verkäufer (26,4 %) lässt sich auf eine Preissenkung von bis zu 15 % ein – 19 % würden den Preis um bis zu 20 % senken.
Etwa jeder 10. Verkäufer (9,8 %) will den Immobilienpreis um bis zu 30 % nach unten korrigieren, während 5,2 % sogar mit einer Preiskorrektur von bis zu 25 % einverstanden wären. Einen Nachlass von mehr als 30 % des Angebotspreises gewähren 2,9 % der Eigentümer. Die geringste Verhandlungsbereitschaft mit Preisnachlässen von weniger als 5 % zeigen nur 1,7 % der Verkäufer.
Viele Käufer noch unschlüssig
Rund ein Viertel (25,7 %) der potenziellen Immobilienkäufer hat sich an das gestiegene Zinsniveau gewöhnt und kalkuliert die eigenen Finanzierungsmöglichkeiten neu. Knapp jeder 5. Interessent (18,5 %) akzeptiert die neue Zinssituation (noch) nicht und bleibt beim Kauf einer Wohnung oder eines Hauses vorläufig zurückhaltend – während mehr als die Hälfte (55,9 %) noch unentschlossen ist, ob sich das Warten auf eine mögliche Zinssenkung lohnt.
Laut Von Poll Immobilien ist sich die Mehrheit der Kaufinteressenten darüber im Klaren, dass sie sich derzeit in einer besseren Verhandlungsposition befindet als während der Niedrigzinsphase. Die Zinserhöhungen wirken sich auch auf sinkende Immobilienpreise aus. "Der Markt reguliert sich", sagt Finanzierungsexpertin Dr. Lucie Lotzkat. Sie sieht eine steigende Bereitschaft bei Eigentümern, die Preisvorstellungen – zumindest in einem gewissen Maße – an die neue Zinssituation anzupassen und Kaufinteressenten entgegenzukommen.