Nachhaltiges Bauen und nachhaltiges Bewirtschaften von Wohnungsbeständen sind die Schlüssel- und Erfolgsfaktoren der Wohnungswirtschaft. Der GdW hat mit dem NaWoh-Zertifizierungssystem für Wohnungsneubauten und der branchenspezifischen Ergänzung des Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) schon seit Jahren entsprechende Standards gesetzt. Allgemeines Verständnis beim Thema Nachhaltigkeit ist, dass alle Dimensionen der Nachhaltigkeit gleichwertig betrachtet werden müssen, um den langfristigen Erfolg des Wohnungsunternehmens sicher zu stellen.
Während für die Aktivseite der Bilanz eines Wohnungsunternehmens hohe Anforderungen im Gebäudebereich beim Thema Nachhaltigkeit bestehen, gibt es für die Passivseite (mit Ausnahme der Förderdarlehen) bisher keine Vorgaben. Dies ändert sich nun durch die Vorgaben der EU-Kommission im Zusammenhang mit der sogenannten EU-Taxonomie.
Die EU-Kommission schreibt dem Finanzsystem eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung einer nachhaltigeren Wirtschaft zu. Aus diesem Grund wurde der EU-Aktionsplan für ein nachhaltiges Finanzwesen im Jahr 2018 entwickelt, der einen Katalog von verschiedenen Maßnahmen vorsieht, um das Thema Nachhaltigkeit im Finanzsektor zu verankern. Eine Maßnahme davon ist die Etablierung eines Klassifikationssystems (Taxonomie) für grüne Finanzierungen.
Aus der Taxonomie ergeben sich eine Reihe von Anforderungen, die in der GdW Arbeitshilfe aus unterschiedlichen Sichtweisen vorgestellt werden. Im Kern geht es darum, die Aktivitäten von Unternehmen anhand von Nachhaltigkeitskriterien zu beurteilen und den Finanzmarktakteuren diesbezügliche Informationen zur Verfügung zu stellen. Zwar besteht bei vielen Anforderungen noch Rechtsunsicherheit und Regelungsbedarf, aber der Rahmen ist mit der Taxonomie gesetzt.
Grundlage für den Nachweis der Nachhaltigkeitsaktivitäten im Gebäudebestand ist das CO2-Monitoring. Der GdW hat mit der Arbeitshilfe 85 hier einen Standard gesetzt, der auch die Grundlage für die Berichterstattung der CO2-Verbräuche im Rahmen der branchenspezifischen Ergänzung des Deutschen Nachhaltigkeitskodex ist. Die Kreditgeber werden zukünftig diese Information abfragen, da sie diese für die Refinanzierung und die Risikounterlegung bei der Berechnung der Zinskonditionen benötigen.
Die verpflichtenden Klimaziele für 2030 und 2050 scheinen noch weit entfernt zu sein. Es empfiehlt sich aber dennoch, schon jetzt eine Nachhaltigkeitsstrategie für das Unternehmen und die Wohnungsbestände zu entwickeln. Eine intensive Auseinandersetzung mit der Taxonomie ist dabei unumgänglich. Aus heutiger Sicht lassen sich folgende Empfehlungen aussprechen:
- Bestandsaufnahme der CO2-Emissionen für Wohngebäude und Ableitung eines CO2-Minderungspfads.
- Aufbau eines Berichterstattungssystems zum Reporting von Nachhaltigkeitszielen und Strategien auf der Grundlage des DNK.
In der internen Arbeit des GdW wird das Thema Finanzierung maßgeblich vom Fachausschuss Rechnungslegung und Finanzierung bearbeitet. Zur Erstellung dieser Arbeitshilfe wurden aber auch externe Finanzierungsfachleute hinzugezogen.
Unser besonderer Dank gilt den Autoren und den Mitwirkenden des Arbeitskreises:
- Sascha Asfandiar, Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp) e.V., Berlin
- Florian Harrlandt, Rat für Nachhaltige Entwicklung, Berlin
- Roland Keich, GSF Gesellschaft für Strategie- und Finanzierungsberatung mbH, Hamburg
- Dr. Fabian Lander, Volkswagen Immobilien GmbH, Wolfsburg
- Dr. Mathias Hain, RITTERWALD Unternehmensberatung GmbH, Berlin
- Sandra Schmidt, European Investment Bank, Berlin
- Axel Wilhelm, imug rating GmbH, Hannover
Thomas-Andreas Ziesenitz, Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands, VÖB, e.V., Berlin
Beim GdW lag die Federführung bei WP/StB Ingeborg Esser und WP Christian Gebhardt.
Wir hoffen, mit dieser Arbeitshilfe einen Impuls für das Thema "Grüne und nachhaltige Finanzierung" zu setzen und den Wohnungsunternehmen eine Hilfe für ihre praktische Arbeit anbieten zu können.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre.
Berlin, im Mai 2021
Axel Gedaschko
Präsident GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V.