Auf der einen Seite "befreien" Assistenzsysteme Beschäftigte von schweren, monotonen und gesundheitsbeeinträchtigenden Tätigkeiten und ermöglichen leistungsgeminderten Personen und Menschen mit Behinderung eine Teilhabe am Arbeitsleben. Auf der anderen Seite können Assistenzsysteme zu einer höheren Belastung von Arbeitnehmenden führen, weil sie Menschen bei schlechter Gestaltung z. B. mit einer Fülle von Informationen oder durch unpassende physische Gestaltung (z. B. schlechte Passung von Exoskeletten) überfordern.

Im Gegensatz zu einer möglichen körperlichen Überforderung besteht die Gefahr der kognitiven Unterforderung und Monotonieerleben, was zu einer Verkümmerung kognitiver Fähigkeiten führen kann und sich negativ auf die Motivation auswirkt.

In diesem Spannungsfeld zwischen

  • Humanisierung der Arbeitswelt, auch vor dem Hintergrund der immer älter werdenden Beschäftigten und der Forderung nach Inklusion leistungsbeeinträchtigter Mitarbeiter, und
  • Rationalisierung der Arbeitswelt, vor dem Hintergrund betriebswirtschaftlicher (Überlebens-)Interessen,

ist der Einsatz von Assistenzsystemen klug zu verorten.

Eine ganz neue Dimension digitaler Assistenzsysteme zeigt sich in der Corona-Krisensituation. Chatbots haben beispielsweise zu Beginn der Corona-Pandemie dafür gesorgt, dass Informationen über Ansteckung, Krankheitsverlauf und Risikoeinschätzung nicht jedem Anrufer z. B. einer Arztpraxis persönlich erklärt werden mussten. Stattdessen gab es (leider nur vereinzelt) Chatbots, die jedem Nutzer über eine Internetseite geduldig und beliebig oft Fragen beantwortet haben, und die behandelnden Ärzte konnten so entlastet werden.

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