Arbeitsschutzmanagement ist eigentlich nichts Neues!
Betrachtet man die oben skizzierte Ist-Situation, die praktische Erfahrung, dass betriebliche Aufgaben gemanagt werden müssen, um wirksam zu sein, sowie die dargestellten Ausgangspunkte und Grundlagen des Arbeitsschutzmanagements, wird einerseits deutlich, dass ein Arbeitsschutzmanagement von einem Unternehmen nichts Neues oder Zusätzliches verlangt, sondern "nur" ein systematisches Vorgehen im Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie ein systematisches Arbeitsschutzhandeln bewerkstelligt. Andererseits ist das Arbeitsschutzmanagement eine Antwort auf die in der Praxis immer wieder gestellte Frage, "Wie können Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit so in die Führung, Organisation und das tägliche Handeln des Unternehmens sowie der Mitarbeiter eingebunden werden, dass Arbeitsunfälle vermieden, die Gesundheit der Mitarbeiter nicht gefährdet, die Arbeitsbedingungen menschengerecht gestaltet und dabei die wirtschaftlichen Interessen gewahrt werden?"
Auch wenn Unternehmen derzeit nicht explizit, sondern nur indirekt zur Einführung eines Arbeitsschutzmanagements verpflichtet sind, steigt die Bedeutung des Arbeitsschutzmanagements. Dies hängt einerseits mit den Vorteilen eines Arbeitsschutzmanagements und andererseits mit den begünstigenden Rahmenbedingungen zusammen.
5.1 Vorteile eines Arbeitsschutzmanagements
Ein wirksames Arbeitsschutzmanagement schafft Transparenz im Arbeits- und Gesundheitsschutz und ermöglicht dem Unternehmer/Arbeitgeber, die Belange der Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit von vornherein in alle seine unternehmerischen Entscheidungen und Prozesse einzubeziehen. Das Praktizieren eines Arbeitsschutzmanagements stärkt die Wahrnehmung der Eigenverantwortung des Unternehmens (vermeiden böser Überraschungen); es muss von sich aus handeln, d. h., sich Ziele auch für Sicherheit und Gesundheitsschutz setzen, den Arbeitsschutz gezielter planen, organisieren sowie systematischer und konsequenter als Führungsaufgabe betreiben. Verbunden damit ist der positive Effekt, dass der Arbeitsschutz von einer eher kontrollierenden Stabsfunktion zu einer integrierten Führungsaufgabe wird und damit eine Aufwertung erfährt. Weitere Wirkungen eines Arbeitsschutzmanagements sind:
- Steigerung der Effektivität und Effizienz der Präventionsmaßnahmen,
- Förderung des Sicherheits- und Gesundheitsbewusstseins der Beschäftigten,
- Steigerung der praktischen Relevanz von Arbeitsschutzbelangen bei der täglichen Arbeit,
- weniger Unfälle, Steigerung der Gesundheitsquote,
- weniger krankheits-, verletzungs- und unfallbedingte Fehlzeiten,
- Vermeidung unnötiger Kosten,
- Probleme bzw. Problemfelder werden aufgedeckt,
- stabilere Prozesse (höhere Prozesssicherheit),
- höhere Rechtssicherheit des Unternehmers und der Führungskräfte,
- Erfüllung konkreter Kundenforderungen (z. B. SCC) sowie
- Imageverbesserung.
Tab. 1 stellt Argumente, die aus der Sicht von Praktikern "für" und "gegen" ein Arbeitsschutzmanagement sprechen, einander gegenüber.
"Pro" |
"Contra" |
von Praktikern genannte Argumente, z. B.:
- Einbindung der Führung fördert die praktische Relevanz des Arbeitsschutzes
- Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit sind Teil der täglichen Arbeit
- Führungskräfte nehmen öffentlich-rechtliche Forderungen besser wahr
- Ziele, Aufgaben und Verantwortlichkeiten eindeutig und verständlich festgelegt
- klarere Regelungen
- bessere Übersicht (Transparenz)
- höherer Sicherheitsstandard: Signal "die Sicherheit und Gesundheit unserer Beschäftigten ist uns sehr wichtig" nach innen und außen
- stabilere Abläufe (weniger Störungen)
- Erfüllung externer Forderungen und Erwartungen
- mittelfristige Kostenreduzierung
- höhere Rechtssicherheit für Unternehmer und Führungskräfte
- verbesserte Nachweisführung
- Aufwertung des Arbeitsschutzes
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von Praktikern genannte Bedenken, z. B.:
- geringe betriebliche Relevanz des Arbeitsschutzes (ist kein relevantes Thema im Unternehmen)
- Unternehmer nur schwer vom Nutzen zu überzeugen
- Führung ist überlastet und kümmert sich um aus ihrer Sicht wichtigere Themen
- noch mehr Papier
- Einführung ist aufwendig (woher Zeit nehmen, Kosten)
- in Kleinbetrieben fehlt Wissen für eigenständige Einführung
- Außenstehende können leichter kontrollieren und Versäumnisse aufdecken
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Tab. 1: Was "für" und was "gegen" ein Arbeitsschutzmanagement spricht
5.2 Begünstigende Rahmenbedingungen
Dass die Bedeutung des Praktizierens eines Arbeitsschutzmanagements steigt, wird auch deutlich, wenn man sich die relevanten Rahmenbedingungen des betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutzes vor Augen führt. Zu nennen sind insbesondere folgende Sachverhalte und Entwicklungstendenzen: