Nina Gruber, Prof. Dr. Rainer von Kiparski †
Argumente sind das "Futter" für jede Diskussion. Aber so wie jeder Mensch sein persönliches Lieblingsessen hat, sollten auch die Argumente auf den Gesprächspartner abgestimmt werden.
Im Folgenden werden 3 grundsätzliche Argumentationen vorgeschlagen. Welche Argumentation im konkreten Fall am zielführendsten ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Legt die Geschäftsleitung den Schwerpunkt mehr auf wirtschaftliche Aspekte, wird der Kosten-Nutzen-Aspekt der vorgeschlagenen Maßnahmen in den Vordergrund rücken. Liegt der Fokus eher auf der Gewinnung und Bindung von Fachkräften, werden mitarbeiterorientierte Argumente eine größere Rolle spielen.
Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler
Analysieren Sie sorgfältig das Unternehmen und Ihren Gesprächspartner. Versuchen Sie herauszufinden, nach welchen Kriterien in der Vergangenheit unternehmerische Entscheidungen gefällt worden sind. Bereiten Sie sich auf Ihren Gesprächspartner vor: Auf welche Argumente ist dieser in der Vergangenheit am ehesten "angesprungen"? Legen Sie sich eine Argumentationsstrategie zurecht. Es kann auch hilfreich sein, verschiedene Argumentationen miteinander zu kombinieren oder eine zweite Argumentationskette "in petto" zu haben.
3.1 Betriebswirtschaftliche Argumentation
Bei der betriebswirtschaftlichen Argumentation geht es um die Wirtschaftlichkeit von Maßnahmen im Arbeits- und Gesundheitsschutz, also um die Fragen "Was kostet das und was bringt das?". Während sich die Kosten der Maßnahmen vergleichsweise einfach ermitteln lassen, sieht es auf der Nutzenseite ungleich schwieriger aus. Die positive Wirkung von Arbeits- und Gesundheitsschutz zeigt sich i. d. R. ja erst mittel- oder sogar langfristig i. S. von nicht eingetretenen Schadensfällen.
Im Rückblick auf die vergangenen Jahre lässt sich diese Wirkung in Form von verdichteten, aussagekräftigen Zahlen (Kennzahlen) darstellen. Klassische Beispiele für Kennzahlen im Arbeits- und Gesundheitsschutz sind die Ermittlung der Tausend-Mann-Quote (TMQ), die Unfallschwere-Rate, die Unfallhäufigkeits-Rate, die Arbeitsunfähigkeits-Rate, die Zahl der gemeldeten und anerkannten Berufskrankheiten sowie die Zahl der Beinahe-Unfälle.
Setzen Sie sich mit Kennzahlen und Best-Practice-Beispielen auseinander!
Die betriebswirtschaftliche Argumentation zeigt, welche Ressourcen durch Maßnahmen im Arbeits- und Gesundheitsschutz gebunden werden und welche Investitionen erforderlich sind. Es wird dargestellt, dass die nicht getätigten Investitionen im Arbeits- und Gesundheitsschutz die wahren Kostentreiber eines Unternehmens sind. Neben Kennzahlen können auch Best-Practice-Beispiele aus anderen, vergleichbaren Unternehmen hilfreich sein. Diese Fallstudien zeigen, wie es andere Unternehmen gemacht haben und welchen Nutzen sie damit in welcher Zeitspanne erzielen konnten. Der branchenbezogene Erfahrungsaustausch in Verbänden oder die Teilnahme an Kongressen können helfen, Best-Practice-Beispiele zu finden.
Wirtschaftlichkeitsberechnungen
Eine vereinfachte, auf den Arbeitsschutz bezogene Kosten-Nutzen-Analyse liegt mit dem Return on Prevention (RoP) vor. Die Berechnung des internationalen RoP basiert auf einer Studie, an der 337 Unternehmen aus 19 Ländern teilgenommen haben. Aus dieser Studie ergeben sich die 3 wichtigsten Kosten- und Nutzenarten des betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutzes, die in Abb. 1 dargestellt sind.
Abb. 1: Präventionsbilanz (vereinfachte Darstellung)
Laut Studie sind Arbeits- und Gesundheitsschutz als betriebliche Investitionen zu sehen, die sich rechnen: Das Verhältnis zwischen Präventionskosten und Präventionsnutzen (= RoP) liegt bei durchschnittlich 2,2.
Anders formuliert: Jeder Euro, den ein Unternehmen in die betriebliche Präventionsarbeit investiert, zahlt sich durchschnittlich um mehr als das Doppelte aus. Dabei ist zu beachten, dass die Zahl einen Mittelwert darstellt. Der betriebsspezifische RoP schwankt in Abhängigkeit von der betrieblichen Unternehmenssituation und den Marktbedingungen. In Unternehmen mit geringer Unfallwahrscheinlichkeit liegt der RoP unter 2,2. Der RoP ist höher als 2,2 (bis zu 10), wenn ein Unternehmen einen geringen Organisationsgrad im Arbeits- und Gesundheitsschutz aufweist und somit eine hohe Unfallwahrscheinlichkeit hat.
Vorteile des RoP
Der internationale RoP ist ein Argument dafür, dass Präventionsmaßnahmen grundsätzlich für ein Unternehmen auszahlen.
3.2 Rechtliche Argumentation
Fragen der Compliance sind in den vergangenen Jahren immer mehr in den Mittelpunkt gerückt. Damit ist die Einhaltung aller Gesetze, Verordnungen und Richtlinien, aber auch von freiwilligen Kodizes und Verträgen durch Unternehmen und deren Beschäftigte gemeint. Unternehmen müssen nicht nur wissen, welche rechtlichen Vorschriften für sie relevant sind, sondern auch, wie sie ihre Compliance organisier...