Bei den Anforderungen ist zwischen externen und internen Forderungen zu unterscheiden. Aus Sicht der Unternehmensleitung stehen externe Forderungen insbesondere des Marktes bzw. der Kunden, von Geschäftspartnern, mit denen gemeinsame Projekte bearbeitet werden, von Versicherern, von Geldinstituten sowie von anderen Institutionen, die Rankings durchführen, an erster Stelle, denn aus diesen Forderungen kann sich ein direkter unternehmerischer Nutzen ergeben. Gleiches gilt heute auch für die Attraktivität des Unternehmens am Arbeitsmarkt. Bei der Auswahl eines geeigneten AMS-Konzeptes ist also einerseits zu prüfen: Wird eine gute Praxis im Arbeits- und Gesundheitsschutz, das Praktizieren eines AMS, der Nachweis eines wirksamen AMS oder gar ein Zertifikat derzeit oder zukünftig von solchen Externen gefordert oder direkt bzw. indirekt erwartet/honoriert? Andererseits ist auch zu prüfen, ob aus der Anwendung eines AMS ein messbarer Mehrwert (z. B. lukrative Aufträge, geringere Versicherungsprämien, Prämie der zuständigen BG) resultiert bzw. resultieren kann.

Für die Auswahl eines geeigneten AMS-Konzeptes folgt daraus, dass das Konzept ggf. eine Bestätigung des Nachweises der Wirksamkeit des eingeführten AMS oder eine Zertifizierung ermöglichen sollte. Tab. 2 zeigt, welche AMS-Konzepte dies ermöglichen.

 
AMS-Konzepte Nachweis eines wirksam praktizierten Arbeitsschutzmanagements
(z. B. für Kunden oder Partner)
Zertifizierung
Nationaler Leitfaden für AMS (NLA)

möglich

(durch eine freiwillige Begutachtung durch die "eigene" Berufsgenossenschaft oder die Aufsichtsbehörde des zuständigen Bundeslandes)
 
Sicherheits-Certifikat-Contraktoren (SCC/SCP)   möglich
AMS-Leitfäden der Bundesländer
(diese basieren weitgehend auf dem Nationalen Leitfaden für AMS), z. B.
   
  • OHRIS: Occupational Health- and Risk-Managementsystem

möglich

(in Bayern und Sachsen, durch eine freiwillige Begutachtung durch die dortige Aufsichtsbehörde)
 
  • LASI-Leitfaden LV 58 "Beratung der Länder zu und Umgang der Länder mit Arbeitsschutz-Managementsystemen"

möglich

(durch eine freiwillige Begutachtung durch die Aufsichtsbehörde des zuständigen Bundeslandes)
 
Branchenspezifische AMS-Leitfäden der Berufsgenossenschaften
z. B. AMS – Arbeitsschutz mit System der BG BAU, der BG RCI oder der VBG sowie Gütesiegel "Sicher mit System" der BGHM)

möglich

(durch eine freiwillige Begutachtung durch die "eigene" Berufsgenossenschaft)
 
BS OHSAS 18001:2007 Occupational Health and Safety Assessment Series
(wird 2020 zurückgezogen)
  möglich (noch)
OHSAS 18001: Occupational Health and Safety Assessment Series
internationaler, zertifizierungsfähiger AMS-Standard, keine Norm (wird 2020 zurückgezogen)
  möglich
DIN ISO 45.001:2018 Occupational health and safety management systems – Requirements with guidance for use   möglich

Tab. 2: Begutachtungs-/Zertifizierungsmöglichkeiten der AMS-Konzepte

Eine zweite Gruppe von Anforderungen ergibt sich möglicherweise aus den betrieblichen Managementanforderungen. Hier ist zu prüfen, ob es Vorgaben (z. B. durch bereits praktizierte Managementsysteme) gibt; beispielsweise hinsichtlich

  • der Möglichkeit das AMS in vorhandene Managementsysteme zu integrieren → Aufbau eines integrierten Managementsystems (IMS),
  • der Wahrnehmung der gesellschaftlichen Verantwortung des Unternehmens (Corporate Social Responsibility),
  • einer ganzheitlichen Ausrichtung des Managementsystems (z. B. aus der Anwendung der Balanced Scorecard),
  • der Orientierung an einem konzernweiten Unternehmensführungskonzept,
  • der Orientierung an Business Excellence (z. B. wird oder soll das EFQM Excellence Modell umgesetzt werden),
  • einer besonderen "Humanorientierung" der Unternehmensführung (z. B. gelebte Humanisierung der Arbeitswelt).

Diese Anforderungen erfüllen die wesentlichen AMS-Konzepte in unterschiedlichem Maße.

  • Integrierbarkeit: Die Möglichkeit, das nach dem jeweiligen Konzept aufgebaute AMS in vorhandene Managementsysteme zu integrieren, ist prinzipiell bei allen AMS-Konzepten vorhanden. Durch die High Level Structure ist dies bei der DIN ISO 45.001 sehr gut möglich. Deutlich schwieriger ist dies bei einem AMS das sich an der OHSAS 18001, dem NLA oder SCC orientiert.
  • Synergien: Die größten Synergien ergeben sich bei einem AMS entsprechend der DIN ISO 45.001.
  • Wahrnehmung der gesellschaftlichen Verantwortung: Ein nachweislich wirksam praktiziertes AMS belegt die Wahrnehmung der gesellschaftlichen Verantwortung des Unternehmens. Die Begutachtungs-/Zertifizierungsmöglichkeiten der AMS-Konzepte zeigt Tab. 2.
  • Ganzheitlicher Blickwinkel: Durch die Einbeziehung von Umweltaspekten ist SCC/SCP etwas breiter ausgerichtet als die anderen AMS-Konzepte. Prinzipiellermöglichen alle betrachteten AMS-Konzepte eine ganzheitliche Ausrichtung des Managementsystems.
  • Gobale Ausrichtung: Die Orientierung an einem konzernweiten Unternehmensführungskonzept hängt von dessen inhaltlichen Festlegungen ab. Globale Konzepte, wie insbesondere die DIN ISO 45.001, OHSAS 18001 sowie bedingt auch SCC, haben hier dur...

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