Zusammenfassung

 
Überblick

Unternehmen, die ein Arbeitsschutz-Managementsystem (AMS) einführen wollen, benötigen für die Strukturierung und den Aufbau eines eigenen AMS eine geeignete Orientierungshilfe. Hierfür stehen mehrere AMS-Konzepte/-Standards bzw. AMS-Leitfäden zur Verfügung. Entwickelt wurden sie seit Mitte der 90er-Jahre von unterschiedlichen Organisationen (Arbeitsschutzbehörden, Verbänden und Normungsinstituten). In Deutschland sind relevant: der gemeinsame "nationale Leitfaden für AMS", die dieses AMS-Konzept untersetzenden AMS-Leitfäden einzelner Bundesländer sowie einzelner Berufsgenossenschaften, das internationale AMS-Konzept "Sicherheits-Certifikat-Contraktoren (SCC und SCP) sowie die internationale Norm für AMS, die DIN ISO 45.001:2018.

Auch wenn ein Arbeitsschutz-Managementsystem immer betriebsspezifisch gestaltet werden sollte, stellt sich für jedes interessierte Unternehmen die Frage, welches AMS-Konzept am besten zum Kontext des Unternehmens und dessen Zielen passt.

1 Vorgehensweise

Für die Einführung eines Arbeitsschutz-Managementsystems ist ein geeignetes Umsetzungskonzept erforderlich. Dieses Konzept umfasst einerseits eine unternehmensspezifisch angepasste Struktur des geplanten AMS sowie andererseits einen Plan für die Einführung. Für die Festlegung der Struktur (Elemente) des geplanten AMS können die vorliegenden AMS-Konzepte/-Standards bzw. -Leitfäden (im Folgenden wird nur noch der Begriff AMS-Konzept benutzt) als Orientierungshilfe verwendet werden. Den Prozess der Konzeption eines unternehmensspezifisch strukturierten AMS zeigt das folgende Flussdiagramm.

2 AMS-Konzepte zur Gestaltung unternehmensspezifischer AMS

Für die Entwicklung, Weiterentwicklung und Bewertung eines unternehmensspezifischen Arbeitsschutz-Managementsystems liegen eine Vielzahl von AMS-Konzepten in Form von Normen, AMS-Leitfäden und branchenspezifische Handlungshilfen (Leitfäden) vor. Sie zeigen die Struktur eines AMS auf und beschreiben in allgemeiner Form Anforderungen an ein AMS und geben damit auch Gestaltungshinweise. Alle AMS-Konzepte gehen von einer freiwilligen Anwendung aus. Tab. 1 gibt einen Überblick zu den wesentlichen AMS-Konzepten.

 
AMS-Konzepte Anwender Herausgeber/Quelle
a) Normen für AMS
DIN ISO 45.001:2018 Occupational health and safety management systems – Requirements with guidance for use jedes Unternehmen ISO (International Organization for Standardization)
BS OHSAS 18001:2007 Occupational Health and Safety Assessment Series (wird 2020 zurückgezogen) jedes Unternehmen BSI (britisches Normungsinstitut)
b) AMS-Leitfäden
Nationaler Leitfaden für AMS (NLA:2002) jedes Unternehmen BMAS, oberste Arbeitsschutzbehörden der Bundesländer, Träger der gesetzlichen Unfallversicherung und Sozialpartner; BAuA 2002, BMAS 2003

Sicherheits-Certifikat-Contraktoren

  • SCC:2011
Kontraktoren/produzierendes Gewerbe DGMK-Arbeitskreis Normative SCC-Dokumente (DGMK Deutsche Wissenschaftliche Gesellschaft für Erdöl, Erdgas und Kohle e. V.)
  • SCP:2011
Personaldienstleister
AMS-Leitfäden der Bundesländer (diese basieren weitgehend auf dem Nationalen Leitfaden für AMS), z. B.    
  • OHRIS:2010: Occupational Health- and Risk-Managementsystem
jedes Unternehmen Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen
  • LASI-Leitfaden LV 58:2013: Beratung der Länder zu und Umgang der Länder mit Arbeitsschutz-Managementsystemen
jedes Unternehmen Länderausschusses für Arbeitsschutz und Sicherheitstechnik (LASI)
OHSAS 18001:2007: Occupational Health and Safety Assessment Series
internationaler, zertifizierungsfähiger AMS-Standard, wortidentisch mit der BS OHSAS 18001:2007, keine Norm (wird 2020 zurückgezogen)
jedes Unternehmen OHSAS Project Group
c) Branchenspezifische Handlungshilfen (Leitfäden)
Branchenspezifische AMS-Leitfäden der Berufsgenossenschaften
(diese basieren weitgehend auf dem Nationalen Leitfaden für AMS)
   
  • AMS – Arbeitsschutz mit System
    der BG BAU, BG RCI, VBG
Mitgliedsbetriebe der jeweiligen BG jeweilige Berufsgenossenschaft
  • Gütesiegel "Sicher mit System"
    der BG ETEM, BGHM, BGN
Mitgliedsbetriebe der jeweiligen BG jeweilige Berufsgenossenschaft

Tab. 1: Wesentliche AMS-Konzepte

3 Grundlagen und Kriterien für die Auswahl

Ein AMS zielt auf eine stärkere Einbindung (Berücksichtigung) von Sicherheit und Gesundheitsschutz in die strategische und operative Betriebsführung, in alle relevanten Geschäftsprozesse eines Unternehmens sowie in das Handeln des Unternehmers, der Führungskräfte und der Mitarbeiter. Demzufolge bilden die betrieblichen Besonderheiten, die strategischen Ziele, die existierenden Prozesse, die sie managenden Systeme, die Aufbau- und Ablauforganisation, die bisherige Organisation von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, die Kundenerwartungen und ggf. vorhandene oder zu erwartende Zertifizierungsnotwendigkeiten wesentliche Eckdaten (die internationale AMS-Norm ISO 45.001:2018 spricht vom Kontext der Organisation) für die Konzeption eines unternehmensspezifischen Arbeitsschutz-Managementsystems. Darüber hinaus ist eine geeignete Orientierungshilfe zur Festlegung der Struktur (Elemente) des AMS erforderlich. Hierfür ist...

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