Zusammenfassung
Menschliches Lernen folgt eigenen Gesetzen und ein Grundverständnis über die wichtigsten Fakten hilft dabei, qualitativ hochwertige Schulungen und Unterweisungen zu planen. Die meisten Menschen erinnern sich an die Schule oder die Ausbildungs- bzw. Studienzeit und übernehmen die während dieser Zeit eingeschliffenen Muster, ohne zu hinterfragen, ob sie wirklich geeignet sind, um gute Lernergebnisse zu erbringen.
In diesem Beitrag werden deshalb zunächst kurz die Grundlagen menschlichen Lernens skizziert. Danach werden die Konsequenzen für die Planung und Gestaltung von Schulungen dargelegt; sie münden darin, für den jeweiligen Lernkontext die passenden Methoden zu verwenden, die der Zielerreichung dienen. Anschließend werden exemplarisch 3 Methoden praktisch vorgestellt und ihre Anwendung erklärt.
1 Basics über menschliches Lernen
Die Geschichte der Lernforschung ist, verglichen mit anderen Disziplinen, relativ kurz. Lange Zeit wurde der Mensch mit einem Computer gleichgesetzt, da er über ein Kurzzeitgedächtnis verfügt, ähnlich wie ein Computer mit einem Arbeitsspeicher. Das Ziel der meisten Lernanstrengungen war deshalb, Inhalte so aufzubereiten, dass sie möglichst rasch auf die Festplatte (also in das Langzeitgedächtnis) gelangen und dort dann bleiben und bei Bedarf "abgerufen" werden können.
Prinzipiell ist dieses Bild nicht ganz falsch; in den letzten 20 Jahren hat sich jedoch die Sichtweise um einige Aspekte erweitert. Wenn die Computer-Analogie stimmen würde, müsste jede Unterweisung oder jede Schulung bei jedem Lerner das gleiche Ergebnis zeigen. Dies ist aber nicht der Fall. Die Lernforschung hat herausgefunden, dass der individuelle Lerner viel stärker im Mittelpunkt des Geschehens ist: Der Lerner kommt mit einem bestimmten Vorwissen, einer gewissen Motivation, auch einer Tagesverfassung sowie einer ganz individuellen Bildungshistorie zu einer Unterweisung. Außerdem ist er von seiner Gemütslage her entspannt oder stuft den Inhalt für sich als relevant ein (oder eben nicht). All diese Faktoren haben einen immensen Einfluss auf den Lernerfolg. Somit teilt sich die Verantwortung für den Lernerfolg auf: Der Unterweisende ist nicht mehr nur der Lieferant von Informationen, sondern der Gestalter einer ganzen "Lernumgebung", an der der Lerner einen ähnlich großen Anteil hat. Die Frage ist also, wie so eine Lernumgebung gestaltet sein müsste, damit jeder individuelle Lerner optimal lernen kann und das vermittelte Wissen "hängenbleibt".
2 Didaktische Methoden und ihre Rolle im Lernkontext
Video: Professionelle Vorbereitung von Unterweisungen
Aus der Schulzeit ist den meisten ein Lernbegriff bekannt, der hauptsächlich mit der Aufnahme von Informationen in Verbindung gebracht wird – entsprechend der Computer-Analogie, dass Informationen hauptsächlich richtig gespeichert werden müssen. Mit der Erweiterung um die Komponente des individuellen Lerners kommt dem Unterweisenden jedoch eine andere Rolle als nur die des Informationslieferanten zu: Er muss nun dafür sorgen, dass jeder individuelle Lerner sich mit dem Stoff selbst aktiv auseinandersetzt. Die Erkenntnis, dass beim reinen "Zuhören" nicht allzu viel im Gehirn verbleibt, ist nicht neu. Schon Konfuzius hat dazu gesagt: "Sage es mir, und ich werde es vergessen. Zeige es mir, und ich werde es vielleicht behalten. Lass es mich tun, und ich werde es können".
Es gilt also, dem Lerner eine aktive Auseinandersetzung mit dem (neuen) Stoff zu ermöglichen und dafür zu sorgen, dass das Thema für den Einzelnen als relevant für die Arbeit eingestuft wird. Hier kommen didaktische Methoden ins Spiel, die absichern, dass eine intensive und aktive Beschäftigung mit dem Stoff stattfindet und nicht "nur zugehört" wird.
Ins Unterweisungsgeschehen kann man Methoden einbetten, indem passive und aktive Phasen abgewechselt werden: Nach einer Theorie- oder Inputphase, in der (neue) Informationen erläutert und erklärt werden, folgt eine aktive Methodenphase, in der mit dem soeben vermittelten Wissen gearbeitet werden soll. Dies kann für jede Person einzeln geschehen (Stillarbeit), im Zweierteam (Partnerarbeit) oder in Form einer Gruppenarbeit mit mehreren Partnern. Je nach Aufgabenstellung kann so Wissen neu eingeführt, vertieft, verdichtet oder auch kritisch auf den Prüfstand gestellt werden.
3 Didaktische Methoden: 3 ausgewählte Beispiele
3.1 Kopfstand-Übung
Der Hintergrund der "Kopfstand-Übung" ist, dass ein Sachverhalt, den man schon mehrfach erläutert und erklärt hat, durch entsprechende Fragestellungen "auf den Kopf gestellt" wird. Die Methode funktioniert deshalb so gut, weil sie mit altbekanntem Wissen arbeitet, das aber unter einer neuen, sehr ungewöhnlichen Fragestellung bearbeitet werden soll. Wenn es beispielsweise um das sichere Verhalten an einem Arbeitsplatz geht, wird zunächst der Ablauf nochmals beschrieben und die Gründe für bestimmte Regeln oder Vorschriften erklärt. In der daran anschließenden Übungsphase wird dann die "Kopfstand-Frage" gestellt.
Kopfstand-Fragen
1. Wie müsste man sich an diesem Arbeitsplatz verhalten, um so viele Fehler wie möglich zu machen?
2. Was müsste man tun, um den größtmöglic...