Dipl.-Ing. Cornelia von Quistorp
1.1.1 Beleuchtungsniveau
Das Beleuchtungsniveau wird i. W. von der Beleuchtungsstärke bestimmt. Die Beleuchtungsstärke ist ein Maß für das auf eine Fläche auftreffende Licht und wird in Lux (lx) gemessen. Dabei spielen die Gleichmäßigkeit, mit der die Beleuchtungsstärke aufgebracht wird sowie die Anordnung und (Farb-)Gestaltung der relevanten Arbeits- und Sichtflächen (z. B. Tischplatten, Wände, Möbeloberflächen, Fußböden) eine Rolle.
Arbeitsbereich |
Beleuchtungsstärke in lx |
Ablegen, Kopieren |
300 |
Schreiben, Lesen, Datenverarbeitung |
500 |
Technisches Zeichnen (Handzeichnen) |
750 |
Archive |
200 |
Tab. 1: Mindestwerte für Beleuchtungsstärken in Bürobereichen
Toleranzbereiche für Beleuchtungsstärken
Die praktische Erfahrung zeigt, dass im Bereich Beleuchtung die individuellen Toleranzbereiche viel größer sind als z. B. bei Temperaturen. Viele Beschäftigte kommen auch bei etwas geringeren Werten als den Mindestbeleuchtungsstärken gut zurecht oder ziehen sogar eine nicht ganz so hell ausgeleuchtete Arbeitsumgebung vor (s. Abschn. 1.3). In anderen (selteneren) Fällen besteht auf Grund persönlicher Gegebenheiten ein erhöhtes Lichtbedürfnis, dem im Rahmen einer individuellen Gefährdungsbeurteilung nachzukommen ist.
Im Rahmen von Arbeitsplatzbegehungen sind also die Rückmeldungen der Beschäftigten ein gutes erstes Kriterium, ob die Beleuchtungssituation näher zu betrachten und ggf. durch eine Messung zu überprüfen ist (s. Abschn. 2.1). Die Mindestbeleuchtungsstärken erlauben dann, in Zweifelsfällen eine konkrete Aussage über den Handlungsbedarf zu machen. Dabei helfen weitere Angaben in der ASR A3.4, die zulässige Schwankungen und Verteilungen der Beleuchtungsstärken im Raum und im Arbeitsbereich konkretisieren.
1.1.2 Leuchtdichteverteilung
Die Leuchtdichte ist ein Maß dafür, mit welcher Flächenhelligkeit das Auge eine Fläche wahrnimmt. Eine angemessene Leuchtdichteverteilung im Bereich des Arbeitsplatzes ist für ermüdungsarmes Arbeiten und eine entspannte Arbeitsatmosphäre wichtig. Zu große Helligkeitsunterschiede (z. B. heller Bildschirm vor sehr dunklem Hintergrund oder weißes Papier auf dunkler Schreibtischplatte) beanspruchen das Auge durch eine erhöhte Adaptionsleistung (Hell-Dunkel-Anpassung), während zu geringe Leuchtdichteunterschiede die Arbeitsumgebung monoton und drückend erscheinen lassen.
1.1.3 Begrenzung von Blendwirkungen
Von Direktblendung spricht man, wenn im Arbeits- bzw. Sehbereich helles Tageslicht oder Licht aus der Beleuchtung unmittelbar in die Augen fallen. Direktblendung muss am Büro- bzw. Bildschirmarbeitsplatz ebenso vermieden werden wie Reflexblendungen, die auftreten, wenn hohe Leuchtdichten (Leuchten, Fensterflächen) auf glänzenden Flächen (Möbel, Bildschirmoberflächen) zu Spiegelungen führen. Starke Blendungen beeinträchtigen unmittelbar die Sehleistung der Augen (physiologische Blendung), aber schon geringere Blendwahrnehmungen stören Wohlbefinden, Konzentration und Arbeitsleistung erheblich (psychologische Blendung).
Reflexblendungen
Diese traten früher regelmäßig auf, weil (besonders in größeren Räumen) Deckenleuchten oder Fensterflächen im Rücken des Arbeitenden störende Spiegelungen auf der Oberfläche von Röhrenbildschirmen hervorriefen. Durch die andere Oberflächenbeschaffenheit von Flachbildschirmen tritt das Problem heute weit weniger intensiv auf. Trotzdem sollte darauf geachtet werden, dass starke Lichteinwirkungen von hinten auf den Arbeitsplatz möglichst vermieden werden.
1.1.4 Körperwiedergabe (Schattigkeit) und Vermeidung störender Schatten
Störende Schatten entstehen vor allem durch
- ungünstige Lichtrichtung (wenn z. B. der Arbeitsbereich durch eine Lichtquelle im Rücken des Beschäftigten erhellt wird) oder
- fehlende oder ungünstige Lichtstreuung (z. B. von kleinen punktförmigen Lichtquellen, wie Halogenglühlampen).
I. d. R. sorgen gut gestaltete Leuchten durch reflektierende Schirme oder Raster vor und/oder hinter der Leuchte für eine ausreichende Lichtstreuung, oder die Leuchte strahlt gegen die Decke ab und sorgt so für eine indirekte Beleuchtung (s. Abschn. 3.2.2).
Auch hier gilt: Gerichtete und gestreute Lichtanteile sollten in einem ausgewogenen Verhältnis stehen. Auch sehr diffuses Licht, das gar keine deutlichen Schatten wirft, wird als verunsichernd empfunden, weil es die räumliche Wahrnehmung und die Erkennung von Oberflächenbeschaffenheit erschwert.
1.1.5 Lichtfarbe und Farbwiedergabe
Beide Parameter prägen die Lichtatmosphäre in einem Raum. Diese kann sehr wesentlich sein für das Wohlbefinden und die Stimmung eines Nutzers, wird aber individuell unterschiedlich wahrgenommen. Daher gibt es keine objektive ergonomische Empfehlung für eine bestimmte Lichtatmosphäre, sondern diese sollte möglichst der Arbeitsaufgabe und den Erwartungen der Nutzer an die Arbeitsatmosphäre angepasst sein.
Die Eigenschaften einer Lampe bezüglich Lichtfarbe und Farbwiedergabe werden durch einen 3-stelligen Code auf der Lampe gekennzeichnet (Ziffer 1 für Farbwiedergabe, Ziffer 2 und 3 für Lichtfarbe).
Die Farbwiedergabe einer Lampe wird durch einen Farbwiedergabeindex Ra angegeben, der umso höher ist, je besser die Lampe Farben von Körpern erkennbar macht...