Für viele Kontraktoren, Subunternehmer oder Personaldienstleister (Leiharbeitsfirmen) ist ein SGU-Managementsystem und dessen Zertifizierung als Kontraktor (SCC-VAZ) oder Personaldienstleister (SCP/SGU-Personal-VAZ) unverzichtbar, um bei der Auftragsvergabe großer Unternehmen und Industrieparks in die engere Auswahl zu gelangen bzw. den Zuschlag zu bekommen. Hierfür müssen solche Dienstleister ein SGU-Managementsystem entsprechend dem "neuen" SCC-VAZ-System aufbauen bzw. aufgebaut haben, es anwenden und bewerten (zertifizieren) lassen. Da viele technische Dienstleister auch für Auftraggeber im Maschinenbau, in der Elektrotechnik, der Prozesssteuerung sowie im Hoch- und Tiefbau in den Niederlanden und Belgien arbeiten bzw. arbeiten wollen, ist ein SCC-Zertifikat besonders wichtig, da ohne ein solches Zertifikat ein Auftrag nicht erteilt wird. Zudem ist auch für technische Dienstleistungen, wie Isolierungen, Gerüstbau und bei der Industriereinigung, dem Strahlen/Konservieren/Malern, dem Transport, der Inspektion und vielen weiteren Arbeiten ein SCC-Zertifikat erforderlich.
Ansprechpartner für das SCC-VAZ-System ist seit September 2021 der Verband akkreditierter Zertifizierungsgesellschaften e. V. (VAZ). Er hat das Programm als neuer Eigentümer übernommen und ist verantwortlich für die Weiterführung und Weiterentwicklung. Das bisherige Regelwerk SCC Version 2011 wurde durch SCC-VAZ 2021 ersetzt. D. h., Unternehmen, die ihr Managementsystem für Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz (SGU) nach SCC oder SCP – gemäß der Version 2011 – zertifiziert haben, müssen ihr SGU-Managementsystem auf die neue SCC-VAZ 2021 "umstellen" (z. B. im Rahmen eines separaten Umstellungsaudits oder eines regulären Überwachungs- oder Wiederholungsaudits), neue Fristen sowie die veränderte Gültigkeit der Schulungsnachweise beachten und ihre internen Prozesse sowie Unterlagen rechtzeitig anpassen. Zu beachten sind v. a. die Folgen der Verkürzung der Gültigkeit der SGU-Personalzertifikate: Nach der "neuen" SCC-VAZ 2021 verkürzt sich die Gültigkeit auf fünf Jahre. Für die Anwender bedeutet dies, dass sie ihre internen Planungen, Prozesse und Unterlagen für die SGU-Schulungen umstellen müssen. Achtung: Dies wird auch im Rahmen der SCC-/SCP-(Umstellungs-)Audits überprüft.
SCC ist weiterhin vergleichsweise einfach zu realisieren. Die 12 Abschnitte/Elemente der SCC-Checkliste sind gut geeignet, den betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutz zu managen. Durch die in der Checkliste beschriebenen Mindestanforderungen erhalten interessierte Anwender eine klare Vorgabe für die Realisierung eines eigenen SGU-Managementsystems.
Das SCC-System zählt zu den wichtigen AMS-Konzepten in Deutschland. Im Vergleich zu den anderen AMS-Konzepten hebt es sich durch folgende Merkmale hervor:
- SCC betont sehr stark ein ausreichendes Sicherheits-, Gesundheits- und Umweltschutzwissen der Mitarbeiter und Führungskräfte,
- SCC wird von den Kunden (v. a. den gewerblichen Kunden) gefordert,
- SCC fordert als Nachweis der wirksamen Anwendung, dass die Unfallhäufigkeit des Unternehmens unter einem Schwellenwert bleibt,
- SCC bzw. das aufzubauende SGU-Managementsystem kann zertifiziert werden.
Da heute immer mehr Unternehmen und Organisationen, vorwiegend aus Haftungsgründen, ein Fremdfirmenmanagement praktizieren, müssen sich Unternehmen, die entsprechende Dienstleistungen anbieten, überlegen, wie sie ihre Sicherheitsfähigkeit nachweisen können. SCC ist ein sehr guter, aber nicht der einzige Weg hierfür.
Dass SCC die Umsetzung der vom Gesetzgeber bzw. dem zuständigen Unfallversicherungsträger vorgegebenen Vorgaben "verlangt", ist positiv zu bewerten und fördert auch die Rechtssicherheit der jeweiligen Fremdfirmen. Kritisch zu betrachten ist der Druck, der auf die Fremdfirmen von ihren Auftraggebern ausgeübt wird, die Notwendigkeit einer von außen motivierten Anwendung sowie dass "nur" die Fremdfirmen für die entstehenden Kosten aufkommen müssen.
Zusammenfassend lässt sich SCC als "druckorientiertes" AMS-Konzept beschreiben. Es setzt in starkem Maße auf die Schaffung von Strukturen und Prozessen, die sichere und gesunde Arbeitsbedingungen fördern sowie die Einhaltung von Umweltschutzbelangen organisieren sollen. SCC betrachtet weniger verhaltensorientierte Maßnahmen, die v. a. beim Bewusstsein sowie der betrieblichen Kultur ansetzen. Ein "Werkzeug" hierfür wäre/ist beispielsweise SCL: Safety Culture Ladder.