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Herausgeber: Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften - Fachausschuss “Bau” der BGZ

Vorbemerkung

Bei der Errichtung von Hochbauten kommen in vermehrtem Maße Fertigbauteile aus Mauerwerk zum Einsatz.

Zur Vermeidung von Vorschädigungen der Fertigbauteile durch unsachgemäßen Transport oder fehlerhafte Montage und zur Vermeidung besonderer Gefährdungen des Personals bei Lagerung, Transport und Montage der Fertigbauteile sind bereits bei der Herstellung im Werk grundsätzliche Regeln zu berücksichtigen:

  Die Fertigbauteile müssen so ausgebildet sein, dass sie bei Lagerung, Transport und Montage nicht im ganzen bzw. keine Teile herunterfallen können, die eine besondere Gefährdung darstellen und sich in einem solchen Zustand befinden, dass auch die Funktion des Fertigbauteils im Bauwerk nicht beeinträchtigt ist.

DIN 1053-4 “Mauerwerk; Teil 4: Fertigbauteile” enthält grundsätzliche Anforderungen an die Fertigbauteile aus Mauerwerk und Voraussetzungen für Transport und Montage, aber keine Details zum Nachweis der Transportsicherheit durch Eignungsprüfung und nur wenige Festlegungen für Transportaufhängungen.

Dieser BG-Grundsatz zeigt Möglichkeiten zur Prüfung und Beurteilung der Transport- und Montagesicherheit in Verbindung mit Eignungsprüfungen auf, die unter Verwendung der vorgesehenen Materialien durchgeführt werden.

1 Prüfung und Beurteilung von Fertigbauteilen aus Mauerwerk unter Stoßbeanspruchung

1.1 Allgemeines

1.1.1 Einleitung

Beim Transport von Fertigbauteilen mit Hebezeug besteht die Gefahr des Anstoßens dieser Bauteile an ein starres Hindernis, so dass das gesamte Bauteil oder einzelne Teile gelöst oder beschädigt werden und sich daraus eine Gefährdung für Personen, die sich im Schwenkbereich der Last aufhalten, ergeben kann.

Es wird daher gefordert, dass bei Fertigbauteilen aus Mauerwerk derartige Gefährdungen durch geeignete konstruktive Maßnahmen auszuschließen sind.

Der Nachweis der Eignung dieser konstruktiven Maßnahmen wird durch die hier beschriebenen Prüfverfahren geführt.

Das folgende Ablaufdiagramm gibt eine Übersicht über die durchzuführenden Prüfungen und Begutachtungen abhängig von der konstruktiven Ausbildung der Fertigbauteile aus Mauerwerk. Berücksichtigt wird hierbei auch, ob es sich nur um eine Variante bereits geprüfter Fertigbauteile zum Beispiel mit abweichender Stein-Mörtelkombination handelt.

1.1.2 Ablaufdiagramm der Prüfung und Beurteilung von Fertigbauteilen aus Mauerwerk unter Stoßbeanspruchung

Bild 1: Ablaufdiagramm

1.2 Großversuche

1.2.1 Zweck

Die Großversuche dienen dem Zweck, die Stoßbeanspruchung auf das Fertigbauteil so praxisnah wie möglich zu simulieren, um eine Beurteilung der konstruktiven Sicherungsmaßnahmen vornehmen zu können. Dazu werden folgende Versuche durchgeführt:

Versuch 1: Prüfung der Gesamtsteifigkeit des Fertigbauteils,

Versuch 2: Prüfung der Transportsicherheit von Ecksteinen unter Stoßbeanspruchung,

Versuch 3: Impulsmessung bei Simulation eines realen Stoßes.

Versuchsaufbau und Versuchsdurchführung sind dabei so konzipiert, dass bei sicherheitsgerechter Arbeitsweise auch die ungünstigsten Fälle abgedeckt sind.

Die für die Ersatzprüfung notwendigen Kennwerte müssen im Rahmen der Großversuche durch Versuch 3 bestimmt werden, falls für diese Mauersteinart nicht bereits entsprechende Ergebnisse vorliegen. Aus dem gemessenen Impuls ergibt sich gemäß Tabelle 1 eine Ersatzstoßbeanspruchung, die den Sicherheitsbeiwert γ = 2,0 beinhaltet.

1.2.2 Geräte und Hilfsmittel

  • Transportsystem für Fertigbauteile, das dem für die Praxis vorgesehenen System entspricht, z. B. Kettengehänge,
  • Brücken- oder Portalkran mit einer Fahrgeschwindigkeit von 40 m/min,
  • Freier Anfahrtsweg, so dass beim Anfahren an die Prüfeinrichtung eine Geschwindigkeit von 40 m/min gewährleistet ist (erforderlich ist ein Weg von etwa 15 m),
  • Anprallvorrichtung zur Einleitung des Stoßimpulses in das Fertigbauteil gemäß Versuche 1 und 2 (siehe Bild 2),
  • Anprallvorrichtung mit Kraftmessdosen zur Impulsmessung gemäß Versuch 3 (siehe Bild 3),
  • Anpralldorne aus Stahl oder Stahlbeton,
  • Messwerterfassungsanlage zur Aufnahme, Darstellung und Auswertung der Kraft-Zeitfunktion,
  • Längenmessgerät, Messgenauigkeit 1 mm,
  • Waage, Messgenauigkeit 1 g.

1.2.3 Prüfkörper

1.2.3.1 Maße und Anzahl

Versuch 1 (Gesamtsteifigkeit):

1 Wand, maximale Länge, geschosshoch

Versuch 2 (Eckanstoß):

1 Wand, maximale Länge, geschosshoch, ganze Steine als untere Ecksteine

1 Wand,[1] maximale Länge, geschosshoch, geteilte oder Sondersteine als untere Ecksteine

Versuch 3 (Eckanstoß bei Impulsmessung):

2 Wände,[2] maximale Länge, geschosshoch

Eine Kombination der Versuche 2 und 3 ist zulässig.

[1] siehe letzter Absatz des Abschnittes 1.2.5, Versuch 2
[2] davon eine Ersatzwand

1.2.3.2 Vorbehandlung der Mauersteine

Die Vorbehandlung der Mauersteine muss gemäß Abschnitt 9.1 der DIN 1053-1 “Mauerwerk; Teil 1: Berechnung und Ausführung”, Ausgabe November 1996, erfolgen.

1.2.3.3 Herstellung und Lagerung

Die Herstellung des Prüfkörpers aus Mauerwerk erfolgt in Anlehnung an DIN 1053-4. Sie muss der vorgesehenen Ausführungsart entsprechen. Der Prüfkörper wird als volle Wandscheibe ohne Öffnungen hergestellt.

Der Verband des Prüfkörpers ist normgerecht auszuführen. Die beiden Ecksteine sollen für die Versuchsdurchführung nicht durch Transporteinrichtungen gehalten sein. Die Stoßfugenausbildung muss der vorgesehenen Ausführungsart entsprechen.

Zusätzliche konstruktive Maßnahm...

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