Wie in jeder Veränderung, so stellen auch im Prozess der guten gesunden Schule Widerstände ein grundlegendes Problem dar. Im Allgemeinen wird dann von Widerstand gesprochen, wenn " ... Maßnahmen oder Entscheidungen über Veränderungen auf Ablehnung stoßen, Bedenken erzeugen oder durch passives Verhalten unterlaufen werden" (Krell & Kloft, 2005, S. 1, n. Doppler, 2003). Der Umgang mit Widerständen in Form von Ablehnungen und Blockaden während der Initiierung und Umsetzung von Maßnahmen der guten gesunden Schule stellt für die Schulführung eine besondere Herausforderung dar. Dabei ist zu beachten, dass Widerstände zunächst eine normale menschliche Reaktion auf Veränderungen darstellen, die insbesondere dann als Bedrohung wahrgenommen werden, wenn diese mit einer Macht- und Handlungslosigkeit verbunden sind. Fühlt man sich der Veränderung hingegen ausreichend gewachsen, so nehmen die Betroffenen diese eher als Chance wahr, womit auch die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Widerständen reduziert ist. Somit ist es in der Initiierung des Veränderungsprozesses entscheidend, dem Schulpersonal ein Gefühl von Kontrolle und Sicherheit zu vermitteln sowie die Offenheit und Transparenz gegenüber der Veränderung zu stärken.

Bei dem Versuch, Widerstände näher zu differenzieren, fällt auf, dass diese entweder von einzelnen Personen gezeigt werden oder innerhalb von Gruppen und sozialen Interaktionen auftreten. Weiterhin können diese dahingehend unterschieden werden, ob sie aktive oder eher passive Formen annehmen. Aus der Kombination der Merkmale Individuum/ Gruppe sowie Aktiv/ Passiv ergibt sich eine Vierfeldertafel von Widerständen, welche in Tab. 6.3 dargestellt ist. Da Widerstände oftmals in verdeckter Form auftreten, ist es von hoher Bedeutung, schulische Führungskräfte dahingehend zu sensibilisieren, Widerstände und deren Ursachen zu erkennen. Nur wenn die Ursachen von aktiven oder passiven Ablehnungen und Blockaden bekannt sind, ist es möglich, erfolgversprechende (im Gegensatz zu kosmetischen) Handlungen zu deren Auflösung und Vermeidung zu unternehmen. Dabei zeigen sich die Ursachen von Widerständen gegenüber Veränderungsprozessen äußerst komplex. Auf personaler Ebene können diese auf "Nicht-Wissen", "Nicht-Können", "Nicht-Wollen", "Nicht-Dürfen" oder "Nicht-Sollen" zurückgeführt werden (ebd.).

Werden die Widerstände durch "Nicht-Wissen" ausgelöst, so ist den Betroffenen meist unklar, was der Hintergrund, das Ziel und was die Strategien der Veränderung sind. Entsprechend der Metapher "Wir begeben uns auf eine Reise, wissen jedoch nicht, wo diese hingeht" fehlt es den betroffenen Lehrkräften an einer klaren inhaltlichen und zeitlichen Ausrichtung. Ein weiteres Wissensdefizit betrifft den mit der Veränderung verbundenen Nutzen. Getreu dem Motto "Wir begeben uns auf eine Reise, wissen jedoch nicht, warum wir diese antreten" fehlen den Lehrkräften klare Argumente bezüglich des Gewinns des angestrebten Entwicklungsprozesses. Beim "Nicht-Können" sind den Betroffenen das Ziel und der Sinn der Reise zwar bekannt, jedoch fehlen ihnen die dafür notwendigen Fähigkeiten und das Rüstzeug, diesen Soll-Zustand auch zu erreichen. Das Problem des "Nicht-Wollen" besteht in einer geringen Veränderungsbereitschaft und -motivation der Beteiligten. Hingegen bezieht sich ein "Nicht-Dürfen" oder "Nicht-Sollen" auf eine Diskrepanz zwischen den mit dem Veränderungsprozess intendierten Zielen einerseits und den von der Umwelt (Lehrkräfte, Schulleitung etc.) wahrgenommenen widersprüchlichen Signalen, dass die Veränderung möglicherweise gar nicht gewünscht ist (Frey et al., 2008).

Tabelle 6.3: Systematik typischer Symptome des Widerstands (Frey et al., 2008, S. 283)

Dabei zeigt sich ein enger Zusammenhang zwischen den einzelnen hier aufgeführten Aspekten. So kann eine geringe Veränderungsbereitschaft bzw. eine geringe Veränderungsmotivation ("Nicht-Wollen") durch ein Informationsdefizit ("Nicht-Wissen") begründet sein. Auch ist das "Wollen" zwar Voraussetzung, jedoch kein hinreichender Bestandteil erfolgreicher Veränderungen. Vielmehr bedarf es auch eines "Könnens" aller Akteurinnen und Akteure, um die mit der Veränderung gestellten Anforderungen auch umzusetzen. Der Erfolg von Veränderungsprozessen der guten gesunden Schule hängt also wesentlich von einer Balance aller hier aufgeführten Faktoren ab (siehe auch Strittmatter, 2001).

Ausgehend von den Ursachen für Widerstände in Veränderungsprozessen kommt der schulischen Führungskraft die Aufgabe zu, entsprechende Blockaden rechtzeitig zu erkennen und Handlungen zu ihrer Vermeidung bzw. Auflösung zu unternehmen. So erfordert die Vermeidung von "Nicht-Wissen" eine klare Kommunikation und Transparenz bzgl. des Reisewegs und -ziels, wohingegen zur Vermeidung von "Nicht-Wollen" die Vorteile der Veränderung und deren Motivation hierzu durch die Schulleitung vermittelt werden müssen. Frey et al. (2008, S. 289 ff.) haben die wesentlichen Erfolgsfaktoren für Veränderungsprozesse in neun Schritten zusamme...

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