In Kindertageseinrichtungen kann eine Vielzahl unterschiedlicher Quellen sich überlagernde Schallereignisse hervorrufen. Dazu zählen Aktivitäten von Kindern wie Singen, Rufen, Schreien, Laufen, Springen oder das Hantieren mit Spielzeug, zufallende Raum- und Schranktüren, das Verrücken von Mobiliar und anderen Gegenständen und (laute) Gespräche. Auch von außen in die Einrichtung eindringender Schall, wie durch den Straßenverkehr, reichert die Geräuschkulisse an.
Innerhalb von Räumen breiten sich Schallwellen nicht nur direkt von der Quelle zum Ohr aus, sondern werden zusätzlich von Wänden, Decken, Fußböden und Gegenständen reflektiert. Dieser Reflexionsschall weist einen längeren Übertragungsweg zwischen Quelle und Ohr auf und wird zeitlich verzögert als Nachhall wahrgenommen. Durch die Überlagerung des direkt übertragenen Schalls und des Reflexionsschalls wird nicht nur der Geräuschpegel erhöht, sondern auch die Sprachverständlichkeit gestört. Der Wunsch, sich bei einem hohen Umgebungsgeräuschpegel seinem Gegenüber trotzdem mitzuteilen, führt dazu, dass ein Sprecher oder eine Sprecherin nicht nur seine oder ihre Lautstärke, sondern unwillkürlich auch die Tonhöhe seiner oder ihrer Stimmlage erhöht (Lombard-Effekt). Der Geräuschpegel wird dadurch häufig immer weiter hochgeschraubt. Zudem werden die Stimmorgane dadurch belastet.
Während andere Sinnesorgane sich Umwelteinflüssen anpassen können wie das Auge, dass bei Lichteinfall mit einer Verengung der Pupille reagiert, besitzt das Ohr keinen natürlichen Schutzmechanismus, so dass der Schall ungehindert ins Ohr dringen kann. Dort werden die Geräusche aufgenommen und die darin enthaltenen Informationen verarbeitet. Werden Geräusche als belästigend oder störend wahrgenommen, spricht man häufig von Lärm. Ob ein Schallereignis als Lärm wahrgenommen wird oder nicht, ist sehr subjektiv. Jeder Mensch empfindet Geräusche unterschiedlich. Was den einen nicht oder nur wenig stört, kann dem anderen auf die Nerven gehen. Tendenziell ist allerdings davon auszugehen, dass mit zunehmendem Schallpegel auch die Anzahl der Menschen, die diesen als unangenehmen Lärm empfinden, steigt.
Im Hinblick auf mögliche Gesundheitsgefährdungen durch Lärm wird zwischen auralen (auf das Gehör beziehungsweise Innenohr bezogene) und extra-auralen Wirkungen unterschieden. Die üblicherweise in Kindertageseinrichtungen anzutreffende Lärmbelastung bewegt sich in der Regel nicht auf einem so hohen Niveau, das zwangsläufig irreversible aurale Wirkungen (zum Beispiel Lärmschwerhörigkeit) zu erwarten sind. Im Vordergrund stehen hier vielmehr extra-aurale Wirkungen durch Lärm, die die Sprachverständlichkeit und die Leistungsfähigkeit einschränken und sich in verschiedenen physiologischen und psychischen Beanspruchungen äußern. Auch extra-aurale Lärmwirkungen können langfristig gesundheitliche Beeinträchtigungen hervorrufen (Abbildung 32).
Besonders problematisch wirkt sich Lärm auf die Entwicklung von Kindern aus. Schon geringe bis mittlere Schallpegel können die Informationsaufnahme und die Informationsverarbeitung beeinträchtigen. Die Sprachentwicklung setzt eine gute Sprachverständlichkeit voraus. Dies gilt umso mehr für Kinder mit eingeschränktem Hörvermögen und Kinder, deren Muttersprache nicht die in der Einrichtung benutzte Sprache ist.