Gerade bei der Erprobung von Schulgesundheitsfachkräften als zeitlich begrenztes Projekt kann es sinnvoll sein, einen externen Träger einzubinden. Damit ist unter Umständen eine einfachere Finanzierung verbunden und rechtliche Hürden, wie zum Beispiel Zuständigkeitsregelungen oder Beschränkungen aus dem Landeshaushaltsrecht, erschweren die Startphase nicht. Ein hohes Maß an Flexibilität macht diese Organisationsform attraktiv.

Das Land Brandenburg hat mit dem Bezirksverband der AWO Potsdam als Projektträger diesen Weg beschritten.

Wie eingangs geschildert, hängt das Organisationsmodell von verschiedenen Parametern ab. Wenn sich die Schulgesundheitsfachkraft auch an der Erstversorgung beteiligen soll, spricht vieles für eine Anstellung in den Schuldienst. Damit ist sie fester Bestandteil der Schulgemeinde und des schulischen Alltags. Sie hat die Möglichkeit, innerhalb eines multiprofessionellen Teams auf gesundes Verhalten hinzuwirken und die Lebensverhältnisse an der Schule gesundheitsförderlich zu beeinflussen. Sie hat einen leichteren Zugang zu Eltern und kann als "Kümmerer" im Sinne einer anwaltschaftlichen Vertrauensperson für die einzelne Schülerin oder den einzelnen Schüler wahrgenommen werden.

  • Unabhängig von der Einbindung in ein Organisationsmodell ist jedoch wesentlich, dass
  • klare organisatorische Vorgaben mit Aufgabenbeschreibungen bestehen,
  • die Schnittstellen zwischen Schule und ÖGD geklärt sind und eine sinnvolle regelmäßige Zusammenarbeit vereinbart ist,
  • eine zentrale Ansprechperson in der Schule (für die Schulgesundheitskraft) zur Verfügung steht,
  • Dienst- und Fachaufsicht geklärt sind,
  • eine Einbindung in die schulische Infrastruktur gewährleistet ist,
  • erforderliche Kommunikationsstrukturen aufgebaut sind.

Unter diesen Voraussetzungen profitieren Schule und ÖGD.

Eine Gesamtübersicht der verschiedenen aktuellen Organisationsformen in der Bundesrepublik befindet sich in der nachfolgenden Tabelle 1.

Tabelle 1 Gesamtübersicht der verschiedenen aktuellen Organisationsformen in Deutschland.

* Quelle: Maulbecker-Armstrong C, Schulenberg D, Binder D (Hrsg.) 2020: Gutachterliche Stellungnahme im Rahmen der Projektphase IV des länderübergreifenden Modellprojektes "Schulgesundheitsfachkräfte" in Brandenburg und Hessen.

Bundesland Projekt Schulen Aufgaben Berufliche Voraussetzungen/Qualifizierungsmaßnahmen Anbindung Finanzierung Bemerkungen
Brandenburg Einführung von Schulgesundheitsfachkräften (SGFK) an öffentlichen Schulen im Land Brandenburg
  • 27 Grundschulen, Oberschulen, Oberstufenzentrum
  • 18 SGFK
  • Geteilter Einsatz an bis zu 2 Schulen
  • Orientierung am Schlüssel 1:700
  • Akutversorgung
  • Gesundheitsförderung und Prävention
  • Früherkennung
  • Netzwerkarbeit
  • Unterstützung chron. Kranke SUS
abgeschlossene Ausbildung zur Gesundheits- und (Kinder-) Krankenpflegerin+ mind. 3-jährige Berufserfahrung, Qualifizierungsmaßnahme AWO Bezirksverband Potsdam Land Brandenburg, AOK Nordost, Unfallkasse Brandenburg, AWO Bezirksverband Potsdam e.V. Planungsphase 2009-2016 Modellprojekt 01.08.2016 bis 31.12.2020 Verlängerung bis 31.12.2021 Verstetigung geplant
Bremen Gesundheitsfachkräfte an Schulen (GefaS)
  • 12 Grundschulen
  • 7 GefaS stationär
  • 1 Vollzeitkraft betreut je 2 Grundschulen
  • Prävention und Gesundheitsförderung (entsprechend § 20a SGB V)
abgeschlossene Ausbildung zur Gesundheits- und (Kinder-) Krankenpflegerin + Studienabschluss im Bereich Public Health ÖGD/KJGD Senatorin für Gesundheit & alle gesetzlichen Krankenkassen des Landes (jeweils 50%) Modellprojekt 07/2018-12/2020 Verstetigung geplant
Hamburg Gesundheitsfachkräfte an Grundschulen
  • 29 Grundschulen
  • 15 GefaS davon
  • 1 Koordinierungsstelle beim Bezirksamt, Dezernat Soziales, Jugend und Gesundheit Gesundheitsamt
  • 1 Vollzeitkraft betreut je 2 Grundschulen
  • Prävention und Gesundheitsförderung (entsprechend § 20a SGB V)
abgeschlossene Ausbildung zur Gesundheits- und (Kinder-) Krankenpflegerin + Studienabschluss im Bereich Public Health ÖGD/KJGD Behörde für Gesundheit, Behörde für Schule & Verband der Ersatzkassen Modellprojekt 2020-2025
Hessen Einführung von Schulgesundheitsfachkräften (SGFK) an öffentlichen Schulen in Hessen
  • 10 Schulen: je eine SGFK
  • Grund- und weiterführende Schulen
  • stationärer Einsatz
  • Schlüssel 1:497 bis
  • 1:1250
  • Akutversorgung
  • Gesundheitsförderung und Prävention
  • Früherkennung
  • Netzwerkarbeit
  • Unterstützung chron. Kranke SUS
abgeschlossene Ausbildung zur Gesundheits- und (Kinder-) Krankenpflegerin+ mind. 3-jährige Berufserfahrung, Qualifizierungsmaßnahme Land Hessen, vertreten durch die staatlichen Schulämter Anschubfinanzierung bis 12/2018 durch AOK + Sozial-ministerium Seit 01/2019 Kultusministerium Modellprojekt 07/2017-12/2019 Verstetigung ist umgesetzt 2021 Umsetzung in 10 weiteren Schulen
Schleswig-Holstein Dänischer Schulgesundheitsdienst
  • Etwa 50 Schulen
  • Grund- und Gemeinschaftsschulen, 2 Oberstufen
  • Etwa 6000 Schülerinnen und Schüler
  • 3 Teams à 3 Schulkrankenschwestern sowie 4 Ärztinnen, 3 Sozialpädagogen Familienberater
  • Gesprächsführung mit Schülerinnen und Schülern individ...

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