Gefühlte oder reale Gefahr?
Die Wahrnehmung von Risiken ist – je nach persönlichen Erfahrungen – unterschiedlich geprägt. Führungskräfte müssen sich mit der Risikowahrnehmung ihrer Mitarbeitenden auseinandersetzen, um adressatengerecht kommunizieren zu können. Innerhalb des Unternehmens können persönliche Gespräche oder Meinungsumfragen dabei helfen, die Unterschiede in der Wahrnehmung von Risiken zu erkennen.
Unterschiede in der Interpretation von Risiken können auch abhängig sein von Medienberichten, der Häufigkeit oder Schrecklichkeit des Risikos. Risikowahrnehmung beschreibt demnach einen Urteilsprozess, der zahlreichen Bewertungen und Verzerrungen unterliegt.
Folgende Verzerrungen können eine Rolle spielen:
- Unterschätzung des tatsächlichen Risikos, insbesondere für sich selbst
- Verneinung einer Gefährdung aus Angst vor den möglichen Folgen
- Überschätzung der eigenen Einflussmöglichkeiten
- Vertrauen in unvollständige Informationsquellen
Verständliche und nachvollziehbare Informationen
Eine gute Kommunikation über Risikosituationen zeichnet sich dadurch aus, dass allen Beschäftigten klar ist, welche Risiken im Alltagsbetrieb bestehen können (bspw. Unfallrisiken), wieso Organisationen von bestimmten Risiken betroffen sind und welche Maßnahmen zur Minimierung von Risiken sinnvoll sind. Verständliche und nachvollziehbare Informationen sind daher wichtige Grundlagen. Fehldeutungen und Unstimmigkeiten sollten bestmöglich vermieden und Missverständnisse oder Gerüchte frühzeitig aufgeklärt werden.
Abbildung kann aus Gründen des Urheberrechts nicht dargestellt werden.
Abb. 1
Unterschiedliche Herausforderungen gehen mit individuellen Risikowahrnehmungen einher.
In vielen Organisationen können persönliche oder sprachliche Barrieren einer guten Kommunikation im Weg stehen. Gefährliche Missverständnisse und lähmende Konflikte sind zum Beispiel vorprogrammiert, wenn es üblich ist, Informationen nur schriftlich zu versenden, eine Fehlerkorrektur aber gleichzeitig als Gesichtsverlust gilt. Auch mündlich weitergegebene Informationen können zu Missverständnissen oder Gerüchten führen. Zum Erfolg führt eine Mischung aus mündlicher Vermittlung von Risiken und einer schriftlichen Festlegung von Handlungsanweisungen, die die Beschäftigten auch im Nachhinein einsehen können.
|
Beispiel I |
In einem Betrieb werden jährlich Unterweisungen zur bestimmungsgemäßen Benutzung von Maschinen durchgeführt. Insbesondere bei Neumaschinen werden diese durch Piktogramme unterstützt, um vorhandene Sprachbarrieren ausmerzen zu können. Zudem haben die Beschäftigten die Möglichkeit nachzufragen und die sichere Anwendung noch während der Unterweisung zu üben und bei Bedarf selbst vorzuführen. |
Klare Kommunikationswege
Es ist notwendig, verlässliche Kommunikations- und Informationswege zu vereinbaren und Informationen so aufzubereiten, dass der Empfänger oder die Empfängerin sie versteht und nutzen kann. Das erfordert klare Strukturen, Rückmeldeschleifen und vorbereitete Strategien, unabhängig von der Art des jeweiligen Risikos.
|
Beispiel II |
In einem Malerbetrieb findet regelmäßig der Arbeitsschutzausschuss (ASA) statt. In diesen Sitzungen werden im Wesentlichen die Arbeitsschutz- und Unfallverhütungsmaßnahmen besprochen. Vertreten sind der Firmeninhaber, Betriebsratsmitglieder, die Betriebsärztin, die Fachkraft für Arbeitssicherheit und der Sicherheitsbeauftragte. Den Beschäftigten werden die Ergebnisse und Maßnahmen in den wöchentlich stattfindenden Informationsgesprächen persönlich mitgeteilt. Somit können Fragen direkt geklärt und weitere Anregungen aufgenommen werden. Zudem werden die wichtigsten Maßnahmen groß ausgedruckt und am schwarzen Brett aufgehängt. Beim Betreten der Firma haben die Beschäftigten somit die Möglichkeit, die neuesten Meldungen nachzulesen. |
Abbildung kann aus Gründen des Urheberrechts nicht dargestellt werden.
Abb. 2
Nur klare Kommunikation führt zum Ziel.