Der Reinigungs- und Desinfektionsplan beinhaltet neben den Vorgaben für die Reinigung bzw. Desinfektion einer Oberfläche, eines Medizinprodukts und der Wäsche auch die Angabe des zu verwendenden Reinigungs- bzw. Desinfektionsmittels, des Verfahrens, die anzuwendende Konzentration, die eventuell einzuhaltende Einwirkzeit und gegebenenfalls zu beachtende Materialverträglichkeit. Dieser Plan stellt ebenfalls eine Grundlage für die Inhalte einer Betriebsanweisung dar (siehe Kapitel 3.5.5).

Für die Erstellung einrichtungsspezifischer Reinigungs- und Desinfektionspläne stehen bei verschiedenen Fachgesellschaften (z. B. Medizin, Pflege) abgestimmte Vorlagen oder bei den Aufsichtsbehörden landesspezifische Vorlagen zur Verfügung. Diese bieten einen vollständigen Überblick der wichtigen Grundsätze der Reinigung und Desinfektion und sollten noch an die hygienischen Anforderungen der Einrichtung angepasst werden. Exemplarisch kann hier der Rahmenhygieneplan der Bundeszahnärztekammer genannt werden, der einen Rahmenreinigungs- und Desinfektionsplan inklusive Unterweisungsformular für eine Zahnarztpraxis enthält (siehe Musterhygieneplan der Bundeszahnärztekammer).

Desinfektionsmittel

Die Auswahl der Desinfektionsmittel richtet sich zuerst nach dem erforderlichen Wirkspektrum, z. B. bakterizid, viruzid oder sporozid (siehe Anhang 12.1 und Norm DIN EN 14885). In den Desinfektionsmittellisten des Verbunds für angewandte Hygiene e. V. (VAH), des Industrieverbands Hygiene und Oberflächenschutz (IHO) und des Robert Koch-Instituts (RKI) sind die Desinfektionsmittel nach Wirkspektren beschrieben. Neben der Wirksamkeit ist die Materialverträglichkeit zu beachten. Zudem unterliegt ein Desinfektionsmittel als Gefahrstoff der Substitutionsprüfung (Tabelle 2). Zunehmend kommen auch Umweltaspekte wie Abbaubarkeit und Umweltbeständigkeit bei der Auswahl zum Tragen. Die optimale Auswahl eines wirksamen und sicheren Desinfektionsmittels erfolgt durch die gemeinsame Abstimmung zwischen den Experten und Expertinnen der Hygiene und des Arbeitsschutzes (Tabelle 2).

Tabelle 2 Das "ideale" Desinfektionsmittel.

Anforderungen an das "ideale" Desinfektionsmittel
A
  • Breites Wirkspektrum gegen grampositive/gramnegative Bakterien und gegen Mykobakterien sowie gleichzeitig gegen Viren und Pilze → bakterizide, viruzide und fungizide (inkl. levurozide und sporozide) Eigenschaften
  • Keine giftigen Eigenschaften, insbesondere keine krebserzeugenden/keimzellmutagenen/reproduktionstoxischen Eigenschaften; keine sensibilisierende Wirkung für Mensch und Tier
B
  • Schnelle und remanente bzw. bei mehreren Anwendungen hintereinander kumulative Wirkung
  • Geringe lokale Wirkung (ohne systemische Wirkung)
C
  • Gute Umweltverträglichkeit
  • Wasserlöslichkeit und Löslichkeit in organischen Lösungsmitteln
  • Kein Eiweißfehler (d. h. kein Aktivitätsverlust durch Proteine)
  • Kein Seifenfehler (d. h. kein Aktivitätsverlust durch Seife)
  • Unempfindlichkeit gegenüber Verunreinigungen
D
  • Gute Stabilität (d. h. Haltbarkeit und Beständigkeit gegenüber Umwelteinflüssen (Luft, Strahlung, Temperatur))
  • Materialverträglichkeit
  • Wirtschaftlichkeit
  • Geruchsneutralität

Wirkungsspektren der Desinfektionsverfahren

Händedesinfektion

Die Händedesinfektion erfüllt im Gesundheitsdienst zwei wichtige Aufgaben. Zunächst ist sie das wichtigste Werkzeug bei der Verhinderung nosokomialer Infektionen, da die Händedesinfektion die Übertragung von Erregern über die Hände des Personals unterbindet. Zum anderen ist die Händedesinfektion für das Personal die effizienteste Schutzmaßnahme vor Erregern.

In der Händehygiene werden zwei Anwendungsfälle unterschieden: die hygienische Händedesinfektion und die chirurgische Händedesinfektion.

  • Die hygienische Händedesinfektion sollte dem Abtöten der transienten Flora und der vorübergehenden Verringerung der vorhandenen Keimbesiedelung (der residenten Flora) auf Händen, die keine sichtbaren Verunreinigungen aufweisen, dienen. Die hygienische Händedesinfektion sollte in jedem Fall vegetative Bakterien und Candida albicans umfassen. Wirksamkeit gegen behüllte Viren wird ebenfalls empfohlen.
  • Die chirurgische Händedesinfektion sollte zudem die residente Flora für längere Zeit reduzieren.

Abgrenzend zur Händedesinfektion ist die Händewaschung zu betrachten. Das Händewaschen dient der Reinigung der Hände mit der Entfernung von Schmutz und losen adhärierten Krankheitserregern, die hauptsächlich der transienten und zu einem kleinen Teil der residenten Flora angehören. Dazu werden übliche Handwaschpräparate verwendet. Der Einsatz von Präparaten mit antimikrobiellen Zusätzen (antimikrobielle Waschlotion) ist nicht zu empfehlen. Die Hände sind vor Dienstantritt, bei sichtbaren Verschmutzungen, nach dem Toilettenbesuch oder zur Entfernung von alkoholunempfindlichen Krankheitserregern zu waschen (siehe KRINKO-Empfehlung "Händehygiene in Einrichtungen des Gesundheitswesens").

Desinfektion der Patientenhaut

Neben der Reinigung der Patientenhaut durch Seife oder gegebenenfalls Shampoo wird auch die Desinfekti...

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