Der Gehörschutz wird ausgewählt je nach Arbeitssituationen, Höhe des Tages-Lärmexpositionspegels am Arbeitsplatz, nach Tragekomfort, Einsatzgebiet, aufgrund individueller Besonderheiten (z. B. Kombination mit anderer PSA, wenn Richtungs- oder Warnsignalhören notwendig) und der Akzeptanz des Gehörschutzes.

Der Tragekomfort wird individuell empfunden und beurteilt. Deshalb gibt es nicht einen universellen, für jeden gleichermaßen geeigneten Gehörschutz.

Aber es gibt allgemeine Ratschläge:

  • Bei Kapselgehörschutz auf geringes Gewicht achten.
  • An Hitzearbeitsplätzen möglichst keinen Kapselgehörschutz einsetzen.
  • Gehörschutzstöpsel der Gehörganggröße entsprechend auswählen.
  • Betroffene Personen in die richtige Handhabung einweisen, das Einsetzen üben lassen.
  • Die Gebrauchsanleitung beachten.
  • Hochwertige und geeignete Gehörschutz-Otoplastiken können einen hohen Tragekomfort bieten.
  • Harte Gehörschutz-Otoplastiken können bei Verformung des Gehörgangs, z. B.
  • durch starke Drehungen des Kopfes, Druckgefühle erzeugen (besonders bei Überkopfarbeiten).
  • Auf Rechts-/Links-Anwendung achten.
  • Vor dem Einkauf größerer Stückzahlen Trageversuche mit wenigen Beschäftigten im Betrieb durchführen.

Richtig ausgewählter Gehörschutz wird von den Beschäftigten im Lärmbereich schnell akzeptiert und gern genutzt.

Der Tages-Lärmexpositionspegel bedingt die erforderliche Schalldämmung für einen ausreichenden Gehörschutz. Die Schalldämmung eines Gehörschutzes ist optimal, wenn der unter dem Gehörschutz verbleibende Tages-Lärmexpositionspegel (Restpegel) zwischen 70 und 80 dB(A) liegt.

Der unter dem Gehörschutz verbleibende Tages-Lärmexpositionspegel L’EX,8h errechnet sich für hoch- und mittelfrequenten Lärm nach folgender Gleichung:

In Gleichung 18 sind die die Werte der entsprechenden Größen aus Tabelle 22 einzusetzen.

Tabelle 22

Größen zur Berechnung des Tages-Lärmexpostionspegel unter dem Gehörschutz

Erläuterung der Größen
Größe Einheit Erläuterung
L’EX,8h dB(A) Tages-Lärmexpostionspegel unter dem Gehörschutz
LEX,8h dB(A) Tages-Lärmexpostionspegel
M dB(A) Vom Hersteller des Gehörschutzes angegebener Schalldämmmungswert für mittelfrequente Geräusche
Ks dB(A) Korrekturwert für den Praxisabschlag

Wird ein zu stark dämmender Gehörschutz verwendet, können die Sprachverständigung und das Erkennungsvermögen akustischer Warnsignale und informationshaltiger Arbeitsgeräusche beeinträchtigt werden und Isolationsgefühle bei den Beschäftigten ausgelöst werden.

Deshalb sollten bei Restpegeln von weniger als 70 dB(A) die Verständigung und das Warnsignalhören geprüft und das Isolationsgefühl hinterfragt werden.

Kontrollen der tatsächlichen Schutzwirkung von Gehörschutz haben ergeben, dass die bei der Baumusterprüfung erzielten Dämmwerte in der Praxis meist nicht erreicht werden.

Entsprechend der DGUV Regel 112-194 "Benutzung von Gehörschutz" sind deshalb folgende Korrekturwerte für die HML-Werte (H-high - M-medium - L-low = hohe, mittlere und niedrige Werte) zu berücksichtigen:

Tabelle 23

Praxisabschläge für die einzelnen Gehörschutzarten

Gehörschutztyp Korrekturwert KS in dB
Vor Gebrauch zu formende Stöpsel 9
Fertig geformte Stöpsel 5
Bügelstöpsel 5
Kapselgehörschutz 5

Gehörschutz-Otoplastiken mit Funktionskontrolle 3

Auf die Praxisabschläge der Schalldämmung kann verzichtet werden, wenn die Beschäftigten in einer qualifizierten Benutzung unterwiesen worden sind. Dazu muss die Unterweisung mindestens viermal jährlich mit praktischen Übungen erfolgen und dokumentiert werden. Laut TRLV Lärm Teil 3 (Abschnitt 6.3.3) ist die qualifizierte Benutzung verpflichtend ab Tages-Lärmexpositionspegeln von 110 dB(A) durchzuführen.

Für normale Einsatzsituationen muss eine jährliche Unterweisung mit praktischen Übungen durchgeführt werden.

Beispiele für Inhalte einer qualifizierten Unterweisung:

Unterweisungen mit Übungen für Gehörschutzstöpsel

  • Für den Gehörgang angemessene Größe der Stöpsel auswählen.
  • Das nötige Zusammenrollen bzw. -drücken von vor Gebrauch zu formenden Stöpseln zeigen.
  • Darauf hinweisen, dass der Stöpsel nach dem Einsetzen noch eine Zeit gehalten werden muss.
  • Demonstrieren, wie tief der Stöpsel in den Gehörgang eingesetzt werden muss.
  • Erläutern, wie lange ein Stöpsel-Paar jeweils genutzt werden darf. (Siehe Abb. 45 a-f)

Abb. 45 a-f

Vorgehensweise beim Einsetzen von zu formenden Gehörschutzstöpseln

Unterweisungen mit Übungen für Kapselgehörschutz

  • Harte oder eingerissene Kissen austauschen.
  • Bügel dürfen nicht aufgebogen werden.
  • Brillenbügel vermindern die Dämmung (evtl. anderen Gehörschutz verwenden).
  • Auflage auf dickem Haar- oder Bartpolster vermindert die Dämmung.
  • Bügel vor der Verwendung einstellen.
  • Kapseln im Lärmbereich ständig benutzen.
  • Kapseln mit feuchtem Tuch abwischen, nicht unter Wasser tauchen.

Unterweisungen mit Übungen für Gehörschutz-Otoplastiken

  • Gehörschutz mit einer kleinen Drehung einsetzen.
  • Gehörschutz-Otoplastik mit einer kleinen Drehbewegung herausnehmen, nicht herausreißen.
  • Ein Beispiel der Beschriftung, um rechts und links nicht zu verwechseln: linke Seite Bl...

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