Mit zunehmender Mechanisierung und Automatisierung von Werkzeugmaschinen erlangt die Instandhaltung einen immer größeren Einfluss auf die Produktivität derartiger Maschinen. Mit zunehmender Betriebsdauer kommt es aber auch durch Verschleiß zu Einschränkungen in der Funktionsfähigkeit und -sicherheit an Werkzeugmaschinen. Hierdurch können ohne Weiteres auch sicherheitstechnisch bedenkliche Zustände auftreten, welche zu nicht akzeptierbaren Gefährdungssituationen führen können. Aufgabe der Instandhaltung ist es, derartige Gefährdungssituationen sowohl unter dem Gesichtspunkt der Aufrechterhaltung der Produktion als auch unter dem Gesichtspunkt des Arbeits- und Gesundheitsschutzes auszuschließen.
Gefährdungen für das Instandhaltungspersonal ergeben sich z. B. durch
- laufende Maschinen,
- unwirksame Schutzeinrichtungen,
- Auslösen von gefährdenden Bewegungen,
- wegfliegende oder herunterfallende Teile,
- Umgebungseinflüsse, z. B. Kühlschmierstoffe, elektrischer Strom,
- Arbeitsausführung unter erschwerten Bedingungen, z. B. in engen Räumen,
- mangelnde Verständigungsmöglichkeiten,
- Zeitdruck und
- unzureichende organisatorische Vorbereitungsarbeiten.
Der Hersteller einer Werkzeugmaschine legt schon in der Betriebsanleitung Wartungs- und Inspektionsmaßnahmen fest, um einen sicheren Betriebszustand zu gewährleisten. Bezogen auf Werkzeugmaschinen beinhaltet der Begriff "Instandhaltung" alle Maßnahmen
- zur Feststellung und Beurteilung des Ist-Zustandes und
- zur Aufrechterhaltung und Wiederherstellung des Soll-Zustandes
einer Werkzeugmaschine. Die Maßnahmen an Werkzeugmaschinen setzen sich somit zusammen aus
- der Wartung,
- der Inspektion und
- der Instandsetzung.
Der Soll-Zustand einer Werkzeugmaschine ist der für den jeweiligen Zeitpunkt festgelegte geforderte Zustand. Er ergibt sich in der Regel aus Rechtsvorschriften, wie EG-Maschinenrichtlinie, EN-Normen, Regeln der Technik etc. Dieser Soll-Zustand ist durch obere und untere Grenzen festgelegt und kann z. B. durch Toleranzgrenzen, Abnutzungsgrenzen, Einstellwerte, Füllmengen usw. angegeben werden.
Die Wartung umfasst alle die Maßnahmen, welche zur Bewahrung des Soll-Zustandes einer Werkzeugmaschine erforderlich sind.
Dazu gehören
- die Erstellung eines Wartungsplanes – abgestimmt auf die Belange der Werkzeugmaschine bzw. auf betriebliche Belange,
- Vorbereitung der Wartungsarbeiten,
- Durchführung der Wartungsarbeiten und
- Rückmeldung nach Erledigung der Wartungsarbeiten.
Unter Inspektion werden alle Maßnahmen zur Feststellung und Beurteilung des Ist-Zustandes einer Werkzeugmaschine verstanden. Hierzu gehören u.a.
- die Erstellung eines Planes zur Feststellung des Ist-Zustandes,
- Vorbereitung der Inspektion,
- Durchführung der Inspektion,
- Aufzeichnung der Ergebnisse,
- Auswertung der Ergebnisse zur Beurteilung und
- Ableitung der erforderlichen Maßnahmen.
Die Instandsetzung umfasst die Wiederherstellung des Soll-Zustandes. Instandsetzungsarbeiten an Werkzeugmaschinen resultieren in der Regel aus Störungen der Werkzeugmaschine und beinhalten ein hohes Gefährdungspotenzial für das dort tätig werdende Instandhaltungspersonal. Im Gegensatz zum Bedienpersonal, welches durch technische Schutzmaßnahmen geschützt ist, lassen sich derartige Anforderungen für das Instandhaltungspersonal nicht immer erfüllen.
Konstruktionsbedingt ist das Instandhaltungspersonal häufig gezwungen, Instandhaltungsarbeiten mit einem höheren Risiko auszuführen, als es gemeinhin üblich ist. Wo der Bediener einer Werkzeugmaschine z. B. keinen Zugang hat, muss das Instandhaltungspersonal Zugang haben, d.h., dass hier Maßnahmen der unmittelbaren bzw. mittelbaren Sicherheitstechnik nicht oder nur zum Teil angewandt werden können und das Instandhaltungspersonal nur durch hinweisende Sicherheitstechnik geschützt werden kann.
Dementsprechend ist auch das Unfallgeschehen in diesem Bereich hoch. Die Ursachen für dieses überdurchschnittlich hohe Unfallgeschehen liegen überwiegend in der fehlenden oder unzureichenden organisatorischen Vorbereitung von Instandhaltungsarbeiten. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, dass das mit der Durchführung von Instandhaltungsarbeiten und Prüfungen beauftragte Personal sorgfältig ausgewählt wurde.
Neben mangelhaften organisatorischen Vorbereitungen bei Instandhaltungsarbeiten kann auch das strategische Verhalten eines Unternehmens eine Gefährdung darstellen. Bei einer störungsabhängigen Strategie in einem Unternehmen werden nicht nur die Werkzeugmaschinen bis zur Schadensgrenze bzw. bis zum Ausfall genutzt. Eine derartige Strategie führt unweigerlich auch zu einem erhöhten Instandsetzungsaufwand mit einer hohen Gefährdung für das Instandhaltungspersonal einschließlich Produktivitätsverlust für das Unternehmen. Besser ist es, nach einer bestimmten Nutzungsdauer die entsprechenden Teile auszutauschen bzw. instand zu setzen, und zwar ohne Rücksicht darauf, ob die Teile aufgebraucht oder noch eine Weile weiter funktionsfähig sind. Eine derart zeitabhängige Strategie wird in der Regel dort angewandt, wo der Ausfall...