Abb. 7

Straßenausbesserungsarbeiten mit bitumenhaltigem Reparaturasphalt

Bitumen sind schwarz bis dunkelbraun gefärbte, bei Raumtemperatur feste bis flüssige Stoffgemische. Sie bestehen hauptsächlich aus hochsiedenden Kohlenwasserstoffen. Bitumen werden für die vielfältigsten Anwendungsfälle, z. B. in Anstrichstoffen und Vergussmassen im Bautenschutz, aber zum weitaus überwiegenden Anteil als Bindemittel im Asphalt als Straßenbaumaterial eingesetzt. Auf Grund der unterschiedlichsten Anwendungsfälle existiert eine sehr große Produktpalette. Feste Bitumenprodukte benötigen je nach Bitumensorte eine Verarbeitungstemperatur von etwa 150 bis 230 °C.

Bitumenanstriche, Bitumenmassen und sogenannte Kaltbitumenmischungen bestehen aus Bitumen und anderen Komponenten, z. B. Wasser ("Bitumenemulsionen") oder organischen Lösemitteln, wobei der Lösemittelanteil zwischen 20 % und 70 % variieren kann.

Unterschied zwischen Bitumen und Teer

Bitumen und Teer unterscheiden sich wesentlich durch ihre Herkunft. Teer wird aus Steinkohle, Bitumen aus Erdöl gewonnen. Ausgangsmaterial und Herstellung bewirken stark unterschiedliche Gehalte an polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK). Für die Beurteilung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes am Arbeitsplatz wird das krebserzeugende Benzo(a)pyren als Leitkomponente der PAK herangezogen. Im Bitumen liegen die Gehalte an Benzo(a)pyren um etwa den Faktor 1000 niedriger als in Teer. Deshalb werden heute nur noch Bitumenprodukte verwendet, auch wenn diese umgangssprachlich häufig noch als "Teer" bezeichnet werden.

Bei Tätigkeiten mit heißem Bitumen besteht vor allem Verbrennungsgefahr. Werden Dämpfe und Aerosole beim Verarbeiten eingeatmet, können diese bei entsprechender Konzentration zu Reizungen der Atemwege und der Augen führen.

Beim Einsatz von Kaltbitumen geht die Gefährdung in erster Linie vom Lösemittelanteil aus. Kaltbitumenmischungen sind überwiegend entzündbar.

Es sollten nach Möglichkeit Bitumenemulsionen eingesetzt werden. Falls lösemittelhaltige Produkte erforderlich sein sollten, dann sollten solche mit möglichst geringem Lösemittelanteil verwendet werden. Das Lösemittel sollte dabei wiederum einen möglichst geringen Aromatenanteil aufweisen. In der Praxis werden inzwischen meistens lösemittelarme Produkte (bis max. 25 % Lösemittelanteil) verwendet.

Kaltverarbeitbare Produkte für die Bauwerksabdichtung lassen sich anhand von GISCODEs klassifizieren, dies erleichtert die Produktauswahl durch einfache Vergleichbarkeit der Gefährdungseinstufungen. Anhang 7 enthält eine Liste der zugehörigen Produktgruppen (BBP10 bis BBP70).

Unabhängig vom gewählten Produkt reduziert eine gute Belüftung des Arbeitsplatzes die Konzentration an Dämpfen in der Atemluft. Da Lösemitteldämpfe schwerer sind als Luft, muss bei Arbeiten in Gruben und Schächten für ausreichende Lüftung gesorgt werden!

Bei der Verarbeitung von lösemittelhaltigen Bitumenmassen sind Zündquellen fernzuhalten!

Je nach dem zu verarbeitenden Produkt und den örtlichen Verhältnissen ist persönliche Schutzausrüstung zu tragen. Dies kann Augenschutz, Handschutz, Atemschutz sowie Körperschutz und Fußschutz sein.

Zum Beispiel muss beim Verarbeiten von lösemittelhaltigen Bitumenanstrichen unter Erdgleiche bei ungenügender Lüftung ein Atemschutzgerät mit einem Filter der Filterklasse A1P2 (braun/weiß) getragen werden. Bei Sauerstoffmangel (< 19 %) ist ein umgebungsluftunabhängiger Atemschutz erforderlich. Beim Umfüllen sind immer eine Schutzbrille und Handschuhe aus Nitrilkautschuk zu tragen.

Welche Schutzmaßnahmen erforderlich sind, enthält das Sicherheitsdatenblatt, das der Lieferant zur Verfügung stellen muss oder aus dem Gefahrstoff-Informationssystem WINGIS online.

TIPP
  • Möglichst Bitumenemulsionen verwenden.
  • Heiß zu verarbeitende Bitumenprodukte mit möglichst niedriger Verarbeitungstemperatur einsetzen, dabei vorgeschriebene Temperatur einhalten.
  • Für gute Lüftung sorgen.
  • Hautkontakt vermeiden.

Reparaturasphalt

Zum Verfüllen und Beseitigen von Schadflächen in Straßen ("Schlaglöchern") werden häufig Reparaturasphalte eingesetzt. Viele dieser "Kaltmischgüter" enthalten geringe Mengen Lösemittel, die bei der Verarbeitung zumindest zu einer Belästigung der Beschäftigten führen können. Die inhalativen Expositionen der Beschäftigten beim Verarbeiten dieser Produkte werden im Rahmen eines Messprogramms der Unfallversicherungsträger untersucht.

Abb.8

Kleinflächige Straßenausbesserungsarbeiten mit Reparaturasphalt

Vorwiegend aus Umweltschutzgedanken wird in vielen Fällen der Einsatz von lösemittelfreien Reparaturasphalten bevorzugt. In den "Hinweisen für Reparaturasphalt zur Schadstellenbeseitigung HRepA" der FGSV (Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen) gibt es eine Einteilung der Reparaturasphalte hinsichtlich des Lösemittelgehaltes. Orientierend an dieser Einteilung wurde ein GISCODE für Reparaturasphalte erstellt (siehe Anhang 7), der insbesondere eine neutrale Ausschreibung von lösemittelfreien Reparaturasphalten erleichte...

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