Leit- und Orientierungssysteme können eine wichtige Unterstützung leisten, um sich in der bebauten Umwelt sicher bewegen und orientieren zu können. Die Systeme müssen so gestaltet werden, dass sie von allen gleichwertig genutzt werden können, um sicher und direkt ans Ziel zu gelangen. Insbesondere Menschen mit sensorischen und kognitiven Einschränkungen benötigen diese Hilfen.
Dieses Ziel ist zu erreichen mit zielgerichteter Planung, sinnvoller Gestaltung, ergonomisch geeigneter Auswahl sowie der Installation und Anordnung passgerechter Systeme. Stigmatisierung ist auszuschließen. Zugleich sind die individuellen Anforderungen der Nutzerinnen und Nutzer zu berücksichtigen. Grundsätzlich gilt die Regel: So wenig wie möglich, so viel wie nötig!
Für eine barrierefreie Gestaltung gelten die nachfolgenden Mindestanforderungen:
Leit- und Orientierungssysteme in Gebäuden sollen die Zielorientierung in möglichst hohem Maße unterstützen. Sie sollen den Einzelnen möglichst schnell und direkt - unter Vermeidung von Fehlleitung - zum Punkt der Bestimmung bringen (siehe Abbildung 1).
Wesentlich ist die Übereinstimmung mit der inneren Gebäudestruktur, und dies sowohl horizontal als auch vertikal - beginnend beim Gebäudeeingang oder im Foyer.
Abb. 1 Informationsträger mit den Komponenten
Die Orientierung aller Menschen innerhalb von Gebäuden kann erleichtert werden durch:
- Bereitstellung von "Erstinformationen" im Bereich des Gebäudeeingangs
- Anordnung der Funktionseinheiten möglichst entsprechend der Besucherfrequenz
- eindeutige, überschaubare Erschließungsstrukturen
- einprägsame, möglichst rechtwinklige Grundrissstrukturen
- Schaffung von Außenbezug und Sichtbezügen beispielsweise durch Fenster auf einer Seite der Flure
- Herausarbeiten von eindeutigen Fixpunkten, beispielsweise geschossübergreifend über vertikale Knotenpunkte wie Treppen oder Aufzüge
Leit- und Orientierungssysteme sind "wahrnehmbar" und als solche "erkennbar" zu gestalten.
Ein wesentlicher Grundsatz der barrierefreien Gestaltung ist es, Informationen möglichst nach dem Zwei-Sinne-Prinzip zu vermitteln. Demnach sind Informationen für mindestens zwei verschiedene Sinne (Sehen, Hören oder Tasten) visuell und taktil bzw. visuell und auditiv darzubieten.
Schriftliche Informationen zum Leiten und Orientieren sollten darüber hinaus für blinde Menschen taktil sowohl über erhabene Profilschrift als auch über Punktschrift (Brailleschrift) zur Verfügung gestellt werden. Denn ein großer Anteil insbesondere spät erblindeter Menschen kann Punktschrift nicht lesen (siehe Abbildung 2).
Leitsysteme müssen erwartungskonform angeordnet werden. Dies bedeutet, an Abzweigungen und bei Richtungsänderungen immer Informationen zur Verfügung zu stellen.
Die Informationen sind möglichst prägnant und unterscheidbar von ihrer Umgebung darzubieten, etwa durch zielgerichtete Anordnung und Vermeidung ablenkender und irritierender Sekundäreinflüsse (beispielsweise Werbung).
Visuell erreicht man dies über eine gezielte Raumausleuchtung (Licht- und Schattenakzentuierung, sinnvolle Kontrastierung, Farbe und Form), taktil über Struktur, Art und Härtegrad des Materials.
In Einzelfällen werden auch akustische Signale genutzt. Dabei werden Art der Töne, Tonfolgen, Lautstärke oder sprachliche Informationsvermittlung genutzt.
Abb. 2 Raumbezeichnung über erhabene Profilschrift mit maximalem Kontrast und Punktschrift
Zielangaben und weitere Informationen von Leitsystemen müssen leicht aufgenommen werden können, ohne dass dies eine erhöhte Konzentration erfordert.
Bei der Gestaltung von Informations- und Leitsystemen müssen folgende Aspekte berücksichtigt werden:
- Beständigkeit der Zielangaben
- Bestätigung von Zwischenzielen
- Bestätigung von Zielen
- gleiche Prinzipien der räumlichen Anordnung
- gleichartige Gestaltung der Informationsträger
- gleichartige Informationsinhalte (z. B. gleiche Abkürzungen und Piktogramme)
Orientierung erfolgt in aller Regel visuell. Auch Menschen mit visuellen Einschränkungen bevorzugen eine visuelle Orientierung. Es ist also erforderlich, visuelle Leitsysteme auf die Bedürfnisse dieser Gruppe hin zu optimieren.
Beschilderungen sind wesentliche Komponenten von Leit- und Orientierungssystemen im Innenbereich. Sie müssen von der Erstinformation - am Gebäudeeingang oder im Foyer - bis zum Ziel in einer einheitlichen Konzeption und Systematik führen.
Es soll jeweils nur ein Weg zum Ziel ausgeschildert werden. Die Gebäudeabschnitte sollen über Buchstaben - in der Reihenfolge der Erschließung - gekennzeichnet werden. Die festgelegten Bezeichnungen müssen in allen Kommunikationsmitteln - Auskünfte, Broschüren, Pläne etc. - gleichbleibend dargestellt werden.
Steigt die Komplexität der zu erschließenden räumlichen Strukturen, so sollen Leit- und Orientierungssysteme Primär- und Sekundärziele enthalten. Primärziele sind dabei die wesentlichen zu erschließenden Räume oder Funktionseinheiten, während Sekundärziele vorw...