Wie hängen Software und Bildschirm zusammen und wie beeinflusst der Bildschirm die Darstellung der Software? Diese Fragen werden in diesem Kapitel beantwortet.
Idealerweise passt die Software die Informationsdarstellung automatisch an den jeweiligen Bildschirm mit seiner Größe und Auflösung an (sog. "Responsive Design"). Die in Unternehmen eingesetzte Software hat häufig eine Lebensdauer von mehr als zehn Jahren. Sie wird zwar in Form neuer Versionen (Releases) immer wieder aktualisiert, die fundamentale Struktur der Software bleibt aber erhalten. Bildschirme und auch Rechner haben in der Regel eine durchschnittliche Lebensdauer von etwa drei bis sechs Jahren. Somit weist die Software einen deutlich längeren Lebenszyklus auf und sollte deshalb an unterschiedliche Hardwarespezifikationen (siehe Anhang 1) anpassbar gestaltet sein. Eine Anpassbarkeit der Informationsdarstellung auf dem Bildschirm wird durch eine Programmierung mit skalierbaren Darstellungen (vektorbasiert) erreicht. Vermieden werden sollten nicht skalierbare Darstellungen (z. B. pixelorientiert), da sie beim Wechsel auf neue, höher auflösende Bildschirme häufig zu verkleinerten Darstellungen bzw. schlechter Leserlichkeit (Erkennbarkeit der Zeichen) führen.
Diese Problematik wird mit folgendem Beispiel verdeutlicht. Eine Software wurde vor einigen Jahren für einen 19-Zoll-Bildschirm im 5:4-Format mit einer Auflösung von 1280 × 1024 Pixel mit nicht skalierbarer Darstellung umgesetzt. Vom Unternehmen sollen nun neue Bildschirme angeschafft werden, wobei mit Hinblick auf das zukünftige papierlose Dokumentenmanagement 27-Zoll-Bildschirme im 16:9-Breitformat mit einer Auflösung von 1920 × 1080 Pixel ausgewählt werden.
Bei der Installation der neuen Bildschirme ergibt sich eine veränderte Darstellung (siehe Abbildung 13).
Abbildung 13 und Tabelle 1 zeigen, dass auf dem neuen Bildschirm nur ein Teil der verfügbaren Anzeigefläche genutzt wird. Immerhin bleibt in diesem Beispiel die absolute Zeichenhöhe erhalten bzw. die Zeichen werden sogar etwas größer auf dem neuen Bildschirm angezeigt, da die Pixelgröße von 0,29 mm × 0,29 mm auf 0,31 mm × 0,31 mm steigt.
Abb. 13
Darstellung nach Anschluss eines neuen Bildschirms
Tabelle 1 Auszug aus Anhang 1 (Bildschirmparameter):
|
Diagonale/Größe |
Bezeichnung |
Seitenverhältnis |
Anzeigefläche [mm] |
Auflösung [px] |
Pixelabstand [mm] |
[Zoll] |
[mm] |
|
19 |
480 |
SXGA |
5:4 |
375 × 300 |
1280 × 1024 |
0,29 × 0,29 |
Bild 1 |
27 |
686 |
Full-HD |
16:9 |
598 × 336 |
1920 × 1080 |
0,31 × 0,31 |
Bild 2 |
27 |
686 |
UHD (4K) |
16:9 |
598 × 336 |
3840 × 2160 |
0,16 × 0,16 |
Erweitert man das Beispiel wie folgt, so lässt sich ein weiterer Effekt veranschaulichen: Der EDV-Bereich der betreffenden Firma wird mit besonders hochauflösenden 27-Zoll-Bildschirmen im 16:9-Breitformat mit einer Auflösung von 3840 × 2160 Pixel ausgestattet.
Durch die pixelorientierte Programmierung der Software verringert sich die Größe der Zeichen, da der Pixelabstand von 0,31 × 0,31 auf 0,16 × 0,16 sinkt (siehe obigen Auszug aus Anhang 1 Bildschirmparameter). Durch die kleineren Pixel wird die Darstellung von diagonalen Linien und Kurven zwar glatter, aber die Darstellung der Zeichen auf dem Bildschirm verkleinert sich (siehe Abbildung 14). Auch dieser Effekt führt zu einer Verschlechterung der Leserlichkeit.
Abb. 14
Darstellung nach Anschluss eines neuen Bildschirms
Rastergrafiken basieren auf einem Pixelraster, in dem jedem Bildpunkt ein Farbwert zugeordnet ist. Vektorgrafiken benötigen eine Bildbeschreibung, die die Objekte, aus denen das Bild aufgebaut ist, exakt definiert. So kann beispielsweise ein Kreis in einer Vektorgrafik über Lage des Mittelpunktes, Radius, Linienstärke und Farbe vollständig beschrieben werden und ist damit im Gegensatz zur Rastergrafik stufenlos zu skalieren.
Bei der Beschaffung von Software ist es deshalb wichtig, dass die neue Software eine Programmierung mit skalierbaren Darstellungen umsetzt, damit die Informationen auf unterschiedlichen Bildschirmen optimal angezeigt werden können.
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Hinweis |
Soll eine hohe physikalische Auflösung (z. B. 4K, 5K und 8K) an modernen Bildschirmen genutzt werden, erfordert dies sowohl leistungsfähige Grafikkarten, moderne Schnittstellen als auch breitbandige Kabelverbindungen. Werden diese Rahmenbedingungen nicht berücksichtigt, so können die erforderlichen Datenmengen für das Video-Signal dem Bildschirm nicht zur Verfügung gestellt werden (Bandbreiten-Problematik). |
Mit dem Einsatz von LEDs in modernen Bildschirmdisplays ist auch die Diskussion um die nichtvisuelle Wirkung von Licht durch den hohen Blaulichtanteil der Bildschirmanzeige entstanden (siehe hierzu Kapitel 3.5 "Wirkung von Licht").