Das Fahren einer Autobetonpumpe im öffentlichen Verkehr erfordert infolge der besonderen Fahrzeugabmessungen viel Erfahrung und Umsicht. Neben der Stresssituation aufgrund des Verkehrsaufkommens bedeuten Größe, Masse, Fahrverhalten und Unübersichtlichkeit des Fahrzeuges für das Fahrpersonal besondere Herausforderungen mit hohen Gefährdungen. Es ist empfehlenswert, hierfür technische Hilfsmittel und Assistenzsysteme vorzusehen.

Insbesondere beim Rangieren sind geeignete Sicherheitsmaßnahmen zu treffen. Z. B. stellen das Rückwärtsfahren und das Zurücksetzen gefährliche Verkehrsvorgänge dar, die nach Möglichkeit zu vermeiden sind.

Rechtliche Grundlagen
  • Arbeitszeitgesetz
  • Straßenverkehrs-Ordnung (StVO)
  • DGUV Vorschrift 70 bzw. 71 "Fahrzeuge"
  • Technische Regeln für Arbeitsstätten ASR A5.2 "Anforderungen an Arbeitsplätze und Verkehrswege auf Baustellen im Grenzbereich zum Straßenverkehr - Straßenbaustellen"

 

Weitere Informationen
  • DGUV Information 212-016 "Warnkleidung"
  • Betriebsanleitung des Herstellers für Betonpumpen
  • Sicherheitshandbuch "Förder- und Verteilmaschinen für Beton" des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V. (VDMA)
  • Richtlinie zur Sicherung von Arbeitsstellen an Straßen (RSA 95)
  • DIN 33409 "Sicherheitsgerechte Arbeitsorganisation; Handzeichen zum Einweisen", Ausgabedatum 1983-04

Abbildung kann aus Gründen des Urheberrechts nicht dargestellt werden.

Abb. 27

Betonpumpe im Straßenverkehr

Gefährdungen
  • Kippgefahr infolge des hohen Schwerpunktes des Fahrzeuges.
  • Fahrfehler wegen des speziellen Fahrverhaltens aufgrund des hohen Eigengewichts des Fahrzeuges.
  • Erfasst werden durch andere Fahrzeuge während der Teilnahme am Straßenverkehr und beim Halten und Aussteigen aus dem Fahrzeug.
  • Beim Abbiegen, Rückwärtsfahren und Rangieren im öffentlichen Straßenverkehr können Personen oder Gegenstände von den Autobetonpumpen überrollt oder gequetscht werden.
  • Konzentrationsprobleme infolge von Überarbeitung oder Übermüdung.
  • Psychische Fehlbelastungen, z. B. durch

    • Überforderung und in der Folge Stress wegen unkalkulierbarer Ereignisse, z. B. Reifenplatzer und verlorengegangener Ausrüstungsgegenstände,
    • Zeitdruck,
    • Informationsflut, z. B. durch Telefon, Funk, Navigation, Verkehr.
  • Kollisionen und Fahrzeugbeschädigungen an zu engen oder zu niedrigen Durchfahrten, z. B.

    • aufgrund von Nichterkennen von widrigen Verkehrssituationen,
    • bei schlechten Sichtverhältnissen,
    • durch gesundheitliche Beeinträchtigungen des Fahrpersonals.
  • Ablenkung durch Telefon, Navigation, Essen, Trinken.

Diese Gefährdungen können Sie mit folgenden Maßnahmen reduzieren:

Maßnahmen

Technische Maßnahmen

  • Achten Sie darauf, dass die Betonpumpen bei der Anschaffung dem Stand der Technik entsprechen, z. B.:

    • Ausrüstung mit Fahrerassistenzsystemen, z. B. Abbiegeassistent, Abstandsregeltempomat, Rückfahrassistenzsystem, Kamera-Monitor-Systemen, Klimaanlage
    • Ladungssicherungsmöglichkeiten z. B. für Kleinteile, Schläuche und Zusatzmittelbehälter

Organisatorische Maßnahmen

  • Setzen Sie nur unterwiesene Personen ein, die zuverlässig sowie körperlich und geistig geeignet sind und beauftragen Sie diese schriftlich.
  • Unterweisen Sie Ihr Fahrpersonal von Autobetonpumpen über die richtigen Verhaltensweisen beim Führen und Anhalten des Fahrzeuges wie folgt:

    • Dimension des Fahrzeuges und der dazugehörigen Aufbauten, z. B. Höhe, Breite, permanent maximaler Beladungszustand sind zu beachten.
    • Bei allen Anhalte-, Aussteige- und Absteigevorgängen aus und von dem Fahrzeug sind alle Hilfseinrichtungen zu benutzen, um selbst nicht erfasst zu werden, z. B. Rundumsicht, Rückspiegel, Assistenzsysteme, Einweiserin oder Einweiser, Kameras.
  • Führen Sie mindestens zwei Mal im Jahr Führerscheinkontrollen beim Fahrpersonal durch.
  • Vereinbaren Sie mit Ihrem Fahrpersonal, dass es Ihnen die gesundheitliche Eignung für das Führen der Fahrzeuge nachweist.
  • Planen Sie so, dass das Fahrpersonal die festgelegten Touren in angemessener Zeit erledigen kann. Berücksichtigen Sie dabei z. B. die Verkehrslage, die Beschaffenheit und Zugänglichkeit der Fahrwege sowie Witterung und Jahreszeit.
  • Achten Sie bei der Tourenplanung darauf, dass Ihre Beschäftigten die Bestimmungen des Arbeitszeitgesetzes einhalten können.
  • Stellen Sie Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geeignete persönliche Schutzausrüstung wie Sicherheitsschuhe für die Baustelle der Kategorie S3 mit Umknickschutz, Schutzhelm, Schutzbrille, Schutzhandschuhe und ggf. Gehörschutz und Warnweste zur Verfügung und sorgen Sie dafür, dass diese getragen wird.
  • Sollte ein Rückwärtsfahren notwendig sein, unterweisen Sie Ihr Fahrpersonal über folgende Sicherheitsmaßnahmen:

    • Alle vom Rückwärtsfahren betroffenen Personen sind darüber in Kenntnis zu setzen.
    • Beim Rückwärtsfahren darf Schrittgeschwindigkeit nicht überschritten werden.
    • Ausreichende Abstände zu allen Verkehrsteilnehmerinnen oder Verkehrsteilnehmern und Objekten sind einzuhalten. Der seitliche Abstand von 0,5 Meter rund um die Autobetonpumpe ist nicht zu unterschreiten.
    • Die zur Einweisung notwendige Zeichengebung d...

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