Der Betrieb von Spritzgießmaschinen lässt sich in verschiedene Tätigkeiten unterteilen. Die unfallträchtigsten sind das Einrichten, die Störungsbeseitigung und die Instandhaltung sowie das Nachbearbeiten von Formteilen. Auch Gefährdungen im Serienbetrieb führen zu Arbeitsunfällen und müssen daher auch unter dem Aspekt des Arbeitsschutzes betrachtet werden.
Abb. 42
Serienbetrieb im Spritzgießbetrieb
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Rechtliche Grundlagen |
- Betriebssicherheitsverordnung
- DGUV Regel 100-500 bzw. 100-501 "Betreiben von Arbeitsmitteln", Abschnitt 2.11 "Betreiben von Maschinen der chemischen Verfahrenstechnik" und Abschnitt 2.18 "Betreiben von Druck- und Spritzgießmaschinen"
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Weitere Informationen |
- DGUV Information 213-054 "Maschinen - Sicherheitskonzepte und Schutzeinrichtungen" mit den Checklisten T 008-1 ff der BG RCI
- Merkblatt T 009 "Sicheres Betreiben von Spritzgießmaschinen" der BG RCI
- Ordner Kunststoffindustrie "Verantwortung übernehmen in der Kunststoff-Industrie" der BG RCI
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Das Bedienen der Spritzgießmaschinen erfolgt im Serienbetrieb, d. h. die Maschine wird in diesem Fall ein- oder mehrschichtig betrieben. Die meisten Spritzgießmaschinen laufen vollautomatisch, d. h. die Personen, die Maschinen bedienen, sind in aller Regel dafür zuständig, Material im Trichter oder Trockner nachzufüllen sowie Formteile aus der Maschine oder einer Vorrichtung zu entnehmen beziehungsweise für den Abtransport der Fertigteile zu sorgen. Dabei ist eine Person in der Regel für mehrere Spritzgießmaschinen gleichzeitig zuständig. Oftmals müssen die Formteile noch nachbearbeitet werden.
Im Serienbetrieb können u. a. folgende Gefährdungen auftreten:
- Stolpern, Rutschen und Stürzen, da in der Regel ein Maschinenbediener oder eine Maschinenbedienerin gleichzeitig mehrere Spritzgießmaschinen bedienen muss und daher gezwungen ist, ständig zwischen den Maschinen hin- und herzulaufen.
- Kollision mit Gabelstaplern, da sich aufgrund räumlicher Enge Fußwege und Gabelstaplerverkehr nicht immer trennen lassen.
- Psychische Belastung durch Zeitdruck. Dieser entsteht durch den durch die Maschine vorgegebenen, kurzen Arbeitszyklus. Um den Produktionsfluss nicht zu behindern, beseitigen Maschinenbedienende oftmals selbst Störungen, obwohl sie nicht ausreichend qualifiziert sind.
- Schnittverletzungen, wenn Angüsse entfernt, Formteile entgratet oder nachbearbeitet, z. B. montiert, werden müssen.
- Absturz von höher gelegenen Maschinenteilen, wenn Materialtrichter manuell befüllt werden.
- Quetschgefahr an Materialbehältern, die neben der Spritzgießmaschine platziert sind.
Für einen unfallfreien Serienbetrieb können Sie u. a. mit folgenden Maßnahmen sorgen:
- Sorgen Sie für genügend Platz zwischen den Spritzgießmaschinen, sodass die Bedienenden genügend Arbeitsraum zur Verfügung haben.
- Beseitigen Sie Stolper-, Rutsch und Sturzgefährdungen. Nähere Erläuterungen finden Sie in Abschnitt 3.1.2.
- Trennen Sie möglichst Fuß- und Verkehrswege durch feste Barrieren. Sollte dies nicht möglich sein, kennzeichnen Sie die Verkehrswege eindeutig. Weitere Erläuterungen finden Sie in Abschnitt 3.1.5.
- Vermeiden Sie Zeitdruck. Planen Sie genügend Zeit für den Serienbetrieb ein, insbesondere auch für die Beseitigung von Störungen.
- Untersagen Sie das Beheben von Störungen durch Personal, das dafür keine spezielle Qualifikation besitzt.
- Stellen Sie Schnittschutzhandschuhe für das Entfernen von Angüssen, Entgrate- und Montagearbeiten zu Verfügung. Siehe auch Abschnitt 3.1.1 "Gefährdungen durch scharfkantige Oberflächen und Messer".
- Vermeiden Sie das manuelle Nachfüllen von Kunststoffgranulat zum Beispiel durch pneumatische Förderung. Zuführung von Kleinmengen können auch über Behälter, die direkt an der Spritzgießmaschine stehen, erfolgen.
- Ist ein manuelles Einfüllen von Granulat notwendig, nutzen Sie geeignete Aufstiegshilfen (siehe Abschnitt 3.1.4 "Absturz"), die möglichst fest installiert sein sollten.
Beste Praxis
Abb. 43
Gut gekennzeichneter Verkehrsweg in einem Spritzgießbetrieb