Dipl.-Ing. Cornelia von Quistorp
2.1 NF-Bereich
Für niederfrequente Felder sind die Grenzwerte für die Vermeidung gesundheitsschädlicher Wirkungen relativ gut bestätigt. Gemäß 26. BIMSchV
- 5.000 V/m elektrische Feldstärke,
- 100 Mikrotesla magnetische Feldstärke.
Sie liegen damit weit oberhalb alltagsüblicher Werte. Auf diese Weise kann sichergestellt werden, dass Körperstromdichten von 1 bis 2 mA/m2 nicht überschritten werden.
Weil elektrische Strahlung nicht in den menschlichen Körper eindringt, sind unterschwellige gesundheitliche Beeinträchtigungen bei geringen Feldstärken nicht zu erwarten und kaum Gegenstand der Beunruhigung. Anders ist es mit magnetischer Strahlung, die einerseits regelmäßig zur Gesundheitsförderung eingesetzt wird (Magnetfeldtherapie), andererseits aber auch mit meist unspezifischen Gesundheitsstörungen (häufig Schlafstörungen) in Verbindung gebracht wird, ohne dass es dafür gesicherte Belege gäbe. Tatsächlich gibt es aber in den letzten Jahrzehnten einige deutsche und internationale Studien, die einen Zusammenhang zwischen Magnetfeldbelastungen und Erkrankungsrisiko – speziell dem Leukämierisiko bei Kindern in unmittelbarer Nähe zu Hochspannungsleitungen – diskutierten. In der Folge gibt es seit 2001 eine Einstufung niederfrequenter Magnetfelder als ein mögliches Karzinogen für Menschen (durch die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC), bestätigt durch die WHO in 2008). Demnach gilt es als möglich, aber nicht als wahrscheinlich oder als bewiesen, dass schwache, niederfrequente Magnetfelder ein Krebsrisiko darstellen.
Entsprechend werden "Schutzeinrichtungen" gegen niederfrequente HF-Felder wie abschirmende Folien oder Unterbrecherkontakte für die häusliche Stromversorgung angeboten. Weil aber die Wirkungszusammenhänge speziell im Wohnbereich unbelegt und außerdem Magnetfelder schwer effektiv abzuschirmen sind, darf bezweifelt werden, dass der meist erhebliche Aufwand hier in einem sinnvollen Verhältnis zum Nutzen steht.
"Magnetsinn"
Menschen können Magnetfelder nach bisheriger Erkenntnis nicht wahrnehmen, weil sie über keine entsprechende Sensorik verfügen. Diese gibt es allerdings im Tierreich, z. B. bei Vögeln, Reptilien und Insekten. Auch bei einzelnen Säugetieren (Hirsche, Wale) gibt es Hinweise darauf, dass sie das statische Magnetfeld der Erde wahrnehmen und zur Orientierung nutzen.
Auch Menschen berichten immer wieder einmal, dass es ihnen möglich sei, z. B. das verdeckte An- und Abschalten von elektrischen Leitern durch die sich dabei veränderte magnetische Strahlung wahrzunehmen. Nach wissenschaftlichen Kriterien durchgeführte Untersuchungen haben das aber bisher nicht bestätigen können.
2.2 HF-Bereich
Im HF-Bereich ist die Risikoanalyse weiterhin Gegenstand auch der seriösen Forschung. Es geht v. a. um die noch nicht hinreichend geklärten Gesundheitsrisiken durch HF-Felder unterhalb der Auslöseschwelle thermischer Effekte. Dabei handelt es sich um allgemeine Gesundheitsbelastungen wie Schlaf-, Konzentrations- und andere Hirnfunktionsstörungen, aber auch um Krebserkrankungen. Problematisch ist, dass es zwar einzelne Studien gibt, die solche Risiken nahelegen, aber es bisher nicht gelungen ist, schlüssige Wirkmechanismen nachzuweisen. Vermutet werden u. a. Beeinflussungen des Hormonhaushaltes oder des Hirnstoffwechsels durch HF-Felder, deren tatsächliche Auswirkungen aber nicht hinreichend belegt sind.
Daher empfiehlt z. B. das Bundesamt für Strahlenschutz ungeachtet der Tatsache, dass alle gängigen HF-Anwendungen zur Zeit die festgesetzten SAR-Grenzwerte einhalten, im Interesse einer vorbeugenden Risikoanalyse die Exposition gegenüber HF-Netzen weiter zu minimieren, in dem z. B.
- wenn möglich das Festnetz- dem Mobiltelefon vorgezogen wird,
- Empfangsgeräte nicht direkt am Ohr gehalten werden,
- nicht bei schlechtem Empfang oder im Auto ohne Außenantenne mobil telefoniert wird,
- Mobiltelefone mit der Kennzeichnung "Blauer Engel" eingesetzt werden, die deutlich geringere als die empfohlenen SAR-Werte einhalten.
Zwar lässt sich so tatsächlich relativ einfach ein geringerer Expositionsgrad gegenüber HF-Strahlung erzielen, allerdings werden solche Hinweise in der Praxis kaum umgesetzt, weil das mögliche Gesundheitsrisiko in der Bevölkerung als viel zu vage angesehen wird und der "hautnahe" Umgang mit Telekommunikationstechnik von der übergroßen Mehrzahl der Nutzer als völlig normal und unproblematisch erlebt wird.
Elektronische Implantate
Elektronische Implantate reagieren z. T. empfindlich auf elektromagnetische Felder (HF- und NF-Bereich). Das betrifft neben Herzschrittmachern auch implantierbare Defibrillatoren (ICD). I. d. R. ist das Risiko sehr gering, dass es im alltäglichen Umgang mit elektrischen Geräte und Anlagen zu Problemen kommt. Die Herstellerangaben müssen jedoch berücksichtigt werden. U. U. muss z. B. der brustnahe Gebrauch von schweren Elektrogeräten (Heckenscheren, Trennschleifer) unterbleiben.
Elektromagnetische Felder am Arbeitsplatz
Seit 2001 gilt als Vorschrift der Gesetzlichen Unfallversicherung die DGUV...