Nach Einführung eines EnMS beginnt mit der Einsetzung des EM-Teams die Arbeit der Energiemanager mit folgenden Schritten:

  1. Dokumentation der energiepolitischen Ziele der Organisation.
  2. Daraus abgeleitet: Festlegung der Ziele des EnMS.
  3. Dokumentation sämtlicher Energieprozesse, von der Energiebereitstellung, über die Energieumwandlung und Energieverteilung bis hin zur Energienutzung (hier: Analyse der Energieeffizienz, des Energieeinsatzes und des Energieverbrauchs).
  4. Überprüfung der vorhandenen Mess- und Zähler-Installationen hinsichtlich eines umfassenden Energie-Monitorings. Achtung: Ort und Anzahl der Mess- und Zählerinstallationen muss ständig aktualisiert werden.
  5. Ständige Überprüfung der Sicherung und der Verfügbarkeit der energierelevanten Daten der Organisation. Achtung: Datenausfälle verhindern eine effektive Datenbewertung!
  6. Installation und Nutzung einer Energie-Auswertesoftware, die es ermöglicht, auf Daten aus dem Energie-Monitoring zuzugreifen und entsprechende Bewertungen zu unterstützen.
  7. Regelmäßige Bewertung der Energie-Daten hinsichtlich der Erreichung der energiepolitischen Ziele bzw. der EM-Ziele (Statusermittlung), der Ermittlung und Lokalisierung von Nichtkonformitäten sowie der Identifizierung von SEU-Bereichen (Bereiche mit wesentlichem Energieeinsatz) und Abschätzung möglicher Verbesserungs-Potenziale der SEU bezüglich der energiebezogenen Leistung.
  8. Formulierung von Aktionsplänen und Korrekturmaßnahmen zur Verbesserung der Energieprozesse hinsichtlich Effizienz, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit.
  9. Überprüfung von Korrekturmaßnahmen.

Für die Tätigkeiten des Energiemanagement-Teams stehen unterschiedliche Methoden und Werkzeuge zur Verfügung. Im Folgenden werden diese bewährten Hilfsmittel mit Zuordnung zu den oben beschrieben Arbeitsschritten 1. bis 9. beschrieben.

5.1 Energiepolitische Ziele der Organisation

Die energiepolitischen Ziele können möglicherweise aus den Unternehmensleitlinien oder der Corporate Compliance abgeleitet werden. Es empfiehlt sich ferner, hierzu eine offizielle Anfrage an die oberste Leitung zu stellen. Das Energiemanagement-Team sollte in den Prozess zur Findung und ständigen Aktualisierung der energiepolitischen Ziele der Organisation mit eingebunden sein! Ein Ziel kann strategisch, taktisch oder operativ sein. Ziele können ferner strategisch, organisationsweit, projekt-, produkt- und prozessbezogen sein. Energieziele sollen zur Verbesserung der messbaren Ergebnisse der Energieeffizienz bzw. des Energieverbrauchs dienen. Ein Organisationsziel könnte z. B. sein, die CO2-Emissionen der Organisation bis 2030 um 70 %, bezogen auf das Jahr 2020, zu reduzieren.

5.2 Ziele des EnMS

Das Energiemanagementteam legt zu Beginn seiner Tätigkeit die Ziele der Arbeit fest. Diese orientieren sich an den energiepolitischen Zielen der Organisation und können sich auf Teilbereiche der Organisation, einzelne Energieprozesse (kleinräumig) und spezielle zeitliche Perioden (kleinzeitige) beziehen. Diese Zielsetzungen müssen ständig überprüft und ggf. aktualisiert werden.

5.3 Dokumentation sämtlicher Energieprozesse

In jeder Organisation finden Prozesse zur Energiebereitstellung, Energieumwandlung, Energieverteilung und Energienutzung statt. I. d. R. fehlt es hier an Transparenz und diese Energieprozessabläufe sind nicht allen interessierten Parteien der Organisation bekannt. Deshalb empfiehlt es sich, mit Beginn der Arbeit im EM sämtliche Prozessabläufe und die dabei beteiligten wesentlichen Anlagenkomponenten zu erfassen und zu dokumentieren.

Dies kann z. B. in Form von sog. Energieflussbildern realisiert werden. Diese zeigen die Energieströme von der Beschaffung über die Umwandlung (z. B. in Heizkesseln) sowie die Verteilung und Nutzung innerhalb der Liegenschaft oder in einzelnen Produktionsabschnitten detailliert auf. Diese Dokumentation ist Grundlage für die Analyse der Energieeffizienz, des Energieeinsatzes und des Energieverbrauchs im Rahmen des Energiemanagements (vgl. Abb. 2). Die Energieflussbilder müssen ständig aktuell gehalten werden.

Abb. 2: Beispielhafte Darstellung der Energiebereitstellung und Verteilung einer Hochschule. Zusätzlich sind die Zählermessstellen für das Energieverbrauchs-Monitoring eingetragen[1]

In Abb. 2 werden die energietechnischen Zusammenhänge zwischen den einzelnen Energieumwandlungsstufen und den verschiedenen Energieträgern visualisiert. Links sind hier die Energieversorgungsbezugszähler für alle Energieträger zu sehen. Weiter nach rechts kann für jeden Energieträger der Lauf der Energieumwandlung und -weiterleitung in die Gebäude mit farblich unterschiedlichen Linien nachverfolgt werden (s. Legende zu Abb. 2). Wie aus Abb. 2 zu erkennen ist, erfolgt die Wärmeversorgung zentral über 2 Heizkessel und 2 Blockheizkraftwerke (BHKW). Als Besonderheit wird hier zudem mit der Abwärme aus den BHKW eine Absorptionskältemaschine angetrieben, deren Kälteproduktion ebenfalls an die Gebäude verteilt wird.

[1] Quelle: Hochschule Offenburg

5.4 Mess- und Zähler-Installationen

Für ein effektives Energiemanagement muss die Organisation die energiebezogene Leistung überwachen. Dazu muss festgelegt werden, was im ...

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