Nicht nur durch den Abbau von Belastungen lässt sich die Gesundheit fördern, sondern auch durch den Aufbau von Ressourcen (vgl. Abschn. 1.2). Alles, was Mitarbeiter stärkt, baut zugleich einen Belastungspuffer auf. Ressourcen haben damit eine gesundheitsschützende Funktion. Selbst wenn sich an den Belastungen nichts ändert, sind diese Belastungen leichter zu ertragen als ohne Ressourcen. Zu Ressourcen zählen beispielsweise Aspekte wie
- ein gesundes Klima,
- der Zusammenhalt unter Kollegen,
- das Schwätzchen zwischendurch,
- selbstgestaltete Arbeitsumgebungen und -abläufe,
- gute Problemlösekenntnisse, z. B. aufgrund von Qualifizierung,
- das Erreichen selbst gesteckter Ziele,
- würdigende Worte von anderen,
- freie Zeiteinteilung.
Soziale Unterstützung als Belastungspuffer
Führungskräfte haben häufig den Eindruck, dass ihnen beim Umgang mit psychischen Belastungen die Hände gebunden sind. Eine typische Reaktion ist Resignation nach dem Motto "ich kann ja doch nichts tun, ich muss schließlich meine Zielvorgaben erfüllen". Es ist wichtig, dass die Führungskräfte in diesem Zusammenhang die Bedeutung der sozialen Unterstützung begreifen: Auch wer seine Mitarbeiter nicht von Anforderungen befreien kann, kann dennoch durch Trost, Zuspruch, Erinnern an frühere Erfolge und das Signal "ich sehe, wie viel du schaffst" das Belastungsempfinden reduzieren.
Mitarbeiter brauchen das Signal, dass auch einmal ein Fehler passieren kann, ohne dass sie fürchten müssen, vor versammelter Mannschaft bloßgestellt zu werden. Das Signal der Führungskraft "ich stehe zu und hinter euch" kann das Anspannungsniveau senken. Um das Belastungsempfinden der Mitarbeiter nicht zusätzlich zu erhöhen, muss die Führungskraft in der Lage sein, ihr eigenes Stresserleben zu kontrollieren. Damit von ihrem Stress keine psychotoxische Infektionsgefahr für die Beschäftigten ausgeht, muss sie sich kurz zurückziehen, sobald sie stressbedingte Veränderungen an sich erkennt.
Distanzierung zur Stressbewältigung
Stress lässt sich nur aus der Distanz heraus bewältigen. Diese kann mentaler, inhaltlicher oder räumlicher Natur sein. Wenn Sie Stresssymptome an sich selbst feststellen, wie z. B. einen Tunnelblick oder verflachte hektische Atmung:
- Gehen Sie an einen anderen Ort – verlassen Sie z. B. den Raum!
- Denken Sie an etwas anderes – z. B. ganz kurz an Ihre Familie!
- Tun Sie etwas anderes – z. B. eine Prioritätenliste anlegen!
- Atmen Sie kurz durch und ganz lange und langsam aus.
Und dann widmen Sie sich erneut der Situation, die Sie als so stressig erlebt haben. Ihr Kopf ist nun wieder klarer, und Sie sind wieder in der Lage, Entscheidungen zu treffen.