Dipl.-Ing. Cornelia von Quistorp
Eine Vielzahl von Baunormen regeln die unterschiedlichen Eigenschaften von Glasbaustoffen bzw. lichtdurchlässigen Kunststoffen. Diese sind nicht in allen Punkten einheitlich und beziehen sich auf unterschiedliche Anwendungsbereiche.
Folgende Eigenschaften und Bezeichnungen sind besonders wesentlich:
Die Bruchfestigkeit ist ein Maß für die Widerstandsfähigkeit gegenüber Stoß- und Biegebelastung. Sie ist wesentlich für die Verkehrssicherheit eines Bauteils aus Glas und natürlich auch eine Frage der Dimensionierung.
Einige Glasarten wie das "normale" Fensterglas (Floatglas), Drahtglas und Profilbauglas gelten aber bereits aufgrund der natürlichen Werkstoffeigenschaften als nicht hinreichend bruchfest und deshalb nur eingeschränkt verkehrssicher.
Als bruchsicher gelten Werkstoffe, die hinreichend bruchfest sind und beim Bersten durch Stoß- oder Biegebeanspruchung keine scharfkantigen oder spitzen Teile herauslösen. Bruchsichere, lichtdurchlässige Werkstoffe sind:
Kunststoffe wie Acrylglas (Handelsbezeichnungen Plexiglas, Makrolon), Polycarbonate usw. in angemessener Dimensionierung. Diese sind in vielfältigen Ausstattungen erhältlich und besonders wegen ihres geringen Gewichts bei hoher Stabilität vorteilhaft. Dafür sind sie weniger kratz- und alterungsbeständig.
Sicherheitsgläser wie
- Einscheibensicherheitsglas (ESG) nach DIN EN 12150, das durch thermische Behandlung vorgespannt wird und so nicht nur eine erhöhte Bruchfestigkeit erreicht, sondern auch bei Zerstörung in kleine, relativ stumpfe Krümel zerfällt. ESG-Bauteile können nicht nachträglich bearbeitet werden. Sie sind an einem Stempelaufdruck erkennbar (vgl. Abb. 1).
- Verbundsicherheitsglas (VSG) nach DIN EN ISO 12543 besteht aus mindestens zwei Glasplatten, die thermisch und unter hohem Druck mit einer zähelastischen, reißfesten Folie untereinander verbunden sind. Es hat ebenfalls eine hohe Bruchfestigkeit. Bei Zerstörung haften die Scherben im Verbund. Dadurch werden Verletzungen vermieden, allerdings können solche Gläser z. B. im Brandfall nicht ohne Weiteres herausgeschlagen werden. VSG wird nicht besonders gekennzeichnet und kann vom ungeübten Auge nicht immer identifiziert werden, am ehesten an den Profilkanten. VSG wird auch mit Drahteinlagen hergestellt, darf aber nicht mit herkömmlichem Drahtglas (Einscheibenglas mit Drahteinlage, s. u.) verwechselt werden.
Abb. 1: Stempelaufdruck für Einscheibensicherheitsglas
Glasbausteine: Wände aus Glasbausteinen müssen unter Umständen aber für ausreichende Stabilität z. B. mit Betonstützen verarbeitet werden.
Drahtglas (Drahtornamentglas) wird nach heutiger Auffassung generell nicht als hinreichend bruchsicher angesehen. Die Drahteinlage fixiert zwar bei Bruch die Scherben, erhöht aber kaum die Bruchfestigkeit. Außerdem ist die Oberfläche gesplitterten Drahtglases sehr schnittgefährlich. Deshalb sollte im Einzelfall sehr genau beurteilt werden, wo Drahtglas eingesetzt werden kann (z. B. bei hoch liegenden Glasflächen außerhalb der Reichweite von Personen).
Weitere, in bestimmten Bereichen wesentliche Eigenschaften von Spezialgläsern sind
- Ballwurfsicherheit (in Spiel- und Sportbereichen),
- durchwurf-, durchbruch-, durchschuss-, sprengwirkungshemmend (zum Schutz vor kriminellen Angriffen),
- feuerhemmend, feuerbeständig (z. B. zum Einsatz in Brandschutztüren oder Fenstern in Brandwänden).
Für diese und weitere Spezialanforderungen liegen jeweils entsprechende Baunormen vor. Hier wird man auf die Beratung und das Know-how geeigneter Fachplaner angewiesen sein.