Dr. rer. medic. Michael Lange
Hautschutzmittel kann man in 3 Gruppen einteilen (Tab. 2):
- wasserlösliche Hautschutzmittel,
- wasserunlösliche Hautschutzmittel,
- Hautschutzmittel mit speziellen Wirkstoffen.
Wasserlösliche Hautschutzmittel Schutz vor fettlöslichen Schadstoffen durch Aufbau einer fettabweisenden Schutzschicht |
Wasserunlösliche Hautschutzmittel Schutz vor wässrigen Schadstoffen durch Aufbau einer fettigen = wasserabweisenden Schutzschicht ("Fettsalbe") |
Hautschutzmittel mit speziellen Wirkstoffen (Sondergruppe) |
gerbstoffhaltige Hautschutzmittel |
Mittel mit dualistischem Wirkprinzip und breitem Anwendungsgebiet |
Lichtschutzmittel für den beruflichen Bereich |
abdruckarme Hautschutzmittel |
Vorbeugen von Hautproblemen beim Tragen luftabschließender Schutzkleidung (Handschuhe) |
Schutz an Arbeitsplätzen mit wechselnder Schadstoffbelastung (wässrige und ölige Schadstoffe) |
Verlängerung der natürlichen Eigenschutzzeit der Haut gegenüber UV- Strahlen |
Reduktion von Fingerabdrücken durch die Verwendung filmbildender Stoffe |
Tab. 2: Gruppen von Hautschutzmitteln
Die meisten Hautschutzmittel wirken auf rein physikalische Weise, indem sie durch ihre Beschaffenheit eine für den Schadstoff schwer durchdringbare Schicht aufbauen. Voraussetzung dafür ist eine weitgehende Unlöslichkeit des Schadstoffes im Hautschutzpräparat. Das "Prinzip der umgekehrten Löslichkeit" spiegelt sich auch in der Grobeinteilung der Schadstoffe in wasserlösliche und wasserunlösliche Hautschadstoffe wieder. Für die Auswahl der Hautschutzmittel in der betrieblichen Praxis ist die Kenntnis des Löslichkeitsverhaltens des Schadstoffes daher von grundlegender Bedeutung für den Hautschutz.
Einzelfallentscheidung
Vor dem Hintergrund von ca. 150.000 bekannten Stoffen ist die gewählte Schematisierung notwendig. Trotzdem ist die Auswahl eines Hautschutzmittels immer eine Einzelfallentscheidung und kann nur auf Basis einer genauen Kenntnis der Eigenschaften des Schadstoffes getroffen werden. Entscheidungsschwierigkeiten treten bei den (häufigen) Gemischen von Stoffen auf und sollten daher in Kooperation mit dem verantwortlichen Hersteller bzw. Inverkehrbringer des Arbeitsstoffes sowie dem Beratungsdienst der Hautschutzmittel-Lieferanten gelöst werden.
3.1 Wasserlösliche Hautschutzmittel
Zum Schutz vor nichtwasserlöslichen Schadstoffen (z. B. Benzin, Bohr- und Schneidöl), Ölfarben, Lacken, Lösemitteln und Schmierfetten werden meist (wasserlösliche) Suspensionen oder O/W-Emulsionen eingesetzt.
Bei O/W-Emulsionen und Suspensionen ist ein möglichst geringer Fettanteil bzw. Fettfreiheit und relativ hoher Pigmentanteil sinnvoll.
3.1.1 Suspensionspräparate
Zur Verstärkung der Schutzwirkung ist eine Einarbeitung von Pigmenten oder Filmbildnern sinnvoll. Diese unlöslichen Substanzen bilden eine zusätzliche Eindringbarriere und reduzieren die Hautanhaftung von Schmutz und Schadstoffen.
Fettfreie Suspensionspräparate
Fettfreie Suspensionspräparate mit Schutzpigmenten sind den normalen O/W-Emulsionen deutlich überlegen.
Die Suspensionspräparate werden durch Aufschwemmung von Feststoffen (Pigmenten, wie Talkum, Kaolin, Zinkoxid) in wasserreichen Grundlagen gebildet. Der Schutzeffekt beruht anfänglich auf dem Wasseranteil, welcher die Aufnahme von lipophilen = hydrophoben Schadstoffen vermeidet. Im Verlauf der fortschreitenden Wasserverdunstung kommen die Schutzpigmente stärker zur Geltung. Sie reduzieren die direkte Hautanhaftung z. B. von Schmutz oder stark haftenden Schadstoffen.
Die gute Wirksamkeit dieser Suspensionspräparate wurde 1990 durch den erstmaligen Wirksamkeitsnachweis für eine Hautschutzsalbe verdeutlicht. Bis dahin war eine Wirksamkeit nur bei den anwenderunfreundlichen (schlechtes Einziehverhalten!) Gel-Präparaten nachweisbar. Gel-Präparate sind heute praktisch nicht mehr im Einsatz.
3.1.2 O/W-Emulsionen (Öl in Wasser)
Auch klassische O/W-Emulsionen (Tab. 3) können durch Pigmente verstärkt werden. Hierbei ist ein geringstmöglicher Fettanteil anzustreben. Pigmentfreie O/W-Emulsionen haben den deutlichen Nachteil des relativ hohen Fettanteils. Nach Verdunstung des Wasseranteils kann über die zurückbleibende Fettphase kein Schutz mehr gegenüber den lipophilen Schadstoffen erwartet werden. Im Gegenteil ist sogar bei reinen O/W-Emulsionen mit einer Förderung der Schadstoffaufnahme über einen "Lösungsvermittler-Effekt" zu rechnen.
Pigmentfreie O/W-Emulsionen
Pigmentfreie O/W-Emulsionen sind nur mit einer geringen Einsatzdauer (ca. 30 min) behaftet. Die Schutzwirkung wird meist überschätzt und Suspensionen bzw. pigmentverstärkten fettarmen O/W-Emulsionen sollte der Vorzug gegeben werden.
Präparat |
Hersteller |
Grundlage |
Pigmentverstärkung |
OLEO-tec |
Greven |
O/W-Emulsion |
Talkum, Kaolin |
Sansibon/Sansibal |
Physioderm |
Suspension/ O/W-Emulsion |
Talkum |
Travabon classic |
Deb-STOKO |
Suspension |
Talkum |
Tab. 3: Wasserlösliche Hautschutzmittel gegen ölige Schadstoffe
3.1.3 Erleichterung der Hautreinigung
Suspensionscremes (Tab. 4) eignen sich hervorragend für die Einarbeitung von schmutzbindenden Spezialemulgatoren. Diese Wirkstoffe erleichtern die abschließende Hautreinigung durch eine vorhergehende Anemulgierung der Schmutzstoffe auf...