Dr. Thomas Wacker, Dipl.-Biol. Bettina Huck
Zusammenfassung
Wird im Unternehmen ein Arbeits- und Gesundheitsschutz-Managementsystem (AMS) eingeführt, sollte es in andere Managementsysteme integriert werden. Nur ein integriertes System erlaubt es, widerspruchsfrei verschiedene Anforderungen an das Unternehmen gleichzeitig umzusetzen. Jedes erfolgreiche Unternehmen besitzt eine Aufbau- und Ablauforganisation, eventuell bereits in der Form, dass die Forderungen aus Umwelt- und/oder Qualitätsnormen erfüllt werden. Auch andere Anforderungen können bereits im System festgelegt sein. Die bestehende Struktur und die unternehmensspezifischen Prozesse sind daher die Grundlage für die Erweiterung des vorhandenen Systems um die Komponenten des Arbeits- und Gesundheitsschutzes.
Das integrierte Managementsystem wird in einem Handbuch und anderen dokumentierten Prozessen festgelegt. Die bestehende Dokumentation wird bezüglich Verantwortlichkeiten und Abläufen geändert bzw. ergänzt. Die Unternehmensleitung und die Führungskräfte müssen den Prozess der Integration begleiten und die Mitarbeiter über die Änderungen und Ergänzungen am System informieren.
Der Arbeitssicherheitsstandard DIN ISO 45001:2023 stellt die Elemente eines AMS denen eines Umweltmanagementsystems (UMS) gem. DIN EN ISO 14001:2015 sowie denen eines Qualitätsmanagementsystems (QMS) gem. DIN EN ISO 9001:2015 gegenüber. Diese Übersichten zeigen die Verknüpfbarkeit dieser Managementsysteme und vereinfachen dadurch die Integration eines AMS in ein bereits vorhandenes Managementsystem. Erleichtert wird die Integration auch durch die einheitliche Struktur der Normen für Managementsysteme (High Level Structure mit 10 Hauptkapiteln).
1 Ablaufdiagramm
Anmerkung: Der Begriff "Beauftragter der obersten Leitung" wird in der ISO 9001:2015 sowie ISO 14001:2015 nicht mehr verwendet. Die Verpflichtung der Unternehmensführung, entsprechende Verantwortung und Befugnisse zuzuweisen, besteht jedoch unverändert.
2 Warum ein AMS in ein anderes (vorhandenes) Managementsystem integriert werden sollte
Jedes Unternehmen befindet sich im Spannungsfeld zwischen verschiedenen Anspruchsgruppen oder interessierten Parteien (wie z. B. Shareholder, Stakeholder) sowie unterschiedlichen Zielen und Interessen innerhalb des Unternehmens. Dazu gehören z. B. die Sorgfaltspflicht des Unternehmers für seine Mitarbeiter, das Ziel, Kosten zu sparen oder Umweltauswirkungen so gering wie möglich zu halten. Solche Ziele können, müssen jedoch nicht im Widerspruch zueinander stehen. Ziel- und Interessenskonflikte lassen sich durch ein sog. integriertes Managementsystem verhindern oder zumindest deutlich reduzieren.
Im Allgemeinen dienen Managementsysteme dem Erreichen von vorgegebenen Zielen oder der Umsetzung von Unternehmensprogrammen und der Unternehmenspolitik. Der Begriff Umweltmanagementsystem ist in der DIN EN ISO 14001:2015 wie folgt definiert: "Teil des Managementsystems, der dazu dient, Umweltaspekte zu handhaben, bindende Verpflichtungen zu erfüllen und mit Risiken und Chancen umzugehen". Ein Qualitätsmanagementsystem ist nach DIN EN ISO 9000 wie folgt definiert: "Teil des Managementsystems bezüglich der Qualität". Wobei Management wie folgt definiert ist: "Satz zusammenhängender oder sich gegenseitig beeinflussender Elemente einer Organisation, um Politiken, Ziele und Prozesse zum Erreichen dieser Ziele festzulegen". Ein Managementsystem für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit (SGA-Managementsystem) ist nach DIN ISO 45001:2023 wie folgt definiert: "Managementsystem oder Teil eines Managementsystems, das/der zum Erreichen der SGA-Politik angewendet wird". Damit ist in den Definitionen schon vorgegeben, die Systeme ineinander zu integrieren.
Parallele Anwendung der Managementsysteme
Auch wenn diese Managementsysteme unterschiedliche betriebliche Aufgaben managen, vor Ort sind sie parallel anzuwenden – ein Mitarbeiter soll sich nicht zuerst nach den Qualitätsanforderungen und dann nach den Sicherheitsbestimmungen und dann nach den Umweltrichtlinien und so weiter richten, er soll professionell arbeiten und dies bedeutet alle Anforderungen kennen und entsprechend handeln!
Um alle Anforderungen an die Organisation widerspruchsfrei umzusetzen sowie um Synergien zu erschließen, ist es also unabdingbar, ein einziges unternehmensspezifisches Managementsystem aufzubauen. Oft sind im Unternehmen bereits Strukturen und Prozesse festgelegt, die sich aus den Forderungen von Qualitäts- oder Umweltmanagementsystemen ergeben. Diese bestehenden Managementsysteme sollten daher genutzt werden, um auch Forderungen an Arbeits- und Gesundheitsschutz-Managementsysteme im Unternehmen festzulegen.
3 Was bedeutet Integration?
Die einzelnen Managementsysteme sind immer Teile des gesamten Unternehmensmanagements. Integration bedeutet, neue Anforderungen durch Ändern von bereits vorhandenen und Einführen von neuen Regelungen und Strukturen im Unternehmen zu erfüllen (s. Abb. 1). So wird die Herstellung eines Ganzen optimal erreicht.
Abb. 1: Organisation mit integriertem Managementsystem (IMS)
Bei der Integration eines Arbeitsschutzmanagements in das Unternehmen sollte auf die bereits vorhandene Struk...