Zusammenfassung
Erst eins, dann zwei, dann viel zu viele. Das kennt jeder, der ein Büro einrichtet: Jedes Gerät hat einen Stromanschluss und mindestens ein Verbindungskabel und schon ist der Kabelsalat perfekt. Wie riesige Würmer hängen die Kabel kreuz und quer. Da Stromkabel oft sehr kurz sind, versteckt sich zwischen dem Gewirr häufig auch noch ein Verlängerungskabel mit Mehrfachsteckdosen. Bald weiß keiner mehr, welches Kabel wohin gehört und irgendwann passiert es: Die Reinigungskraft bleibt mit dem Staubsauger im Kabelgewirr hängen. Sie zieht und "zack" sind die Stromversorgung unterbrochen und die aktuellen Daten weg. Mit wenig Aufwand und geringen Kosten lassen sich Kabel sortieren und fixieren. Mit einem durchdachten Kabelmanagement wird der Schreibtisch zum ordentlichen und sicheren Arbeitsplatz.
Einen direkt auf das Kabelmanagement formulierten Gesetzestext gibt es nicht. Doch der Arbeitgeber hat laut den allgemeinen Grundsätzen des Arbeitsschutzgesetzes (ArbSchG):
- "Gefahren … an ihrer Quelle zu bekämpfen." (§ 4 (2)). In diesem Fall heißt das z. B. Stolperfallen vermeiden.
- "bei den Maßnahmen … Stand von Technik … zu berücksichtigen." (§ 4 (3)). Das hat Auswirkungen auf vorhandene und neu zu planende Kabelmanagementlösungen.
- "Maßnahmen … mit dem Ziel zu planen, Technik, Arbeitsorganisation, sonstige Arbeitsbedingungen, soziale Beziehungen und Einfluss der Umwelt auf den Arbeitsplatz sachgerecht zu verknüpfen." (§ 4 (4)). Damit sind u. a. das sichere Ein- und Ausstecken von Arbeitsmitteln gemeint, die Strom brauchen, oder auch die Kabelführung im Raum ohne die Verkehrswege zu kreuzen.
- "den Beschäftigten … geeignete Anweisungen zu erteilen." (§ 4 (7)). Es reicht also nicht, dass der Arbeitgeber hinschaut, sondern er muss auch sagen, was zu tun ist.
- zu unterweisen (§ 12). "Die Unterweisung umfasst Anweisungen und Erläuterungen, die eigens auf den Arbeitsplatz oder den Aufgabenbereich der Beschäftigten ausgerichtet sind."
- In §§ 15–17 werden die Mitarbeiter zur Mitwirkungspflicht aufgefordert, um zur Sicherheit und Gesundheit beizutragen. Dies bedeutet z. B.: selbst keine Stolperfallen zu verursachen, wenn möglich vorhandene selbst zu beseitigen bzw. bei den Zuständigen auf die Gefahr hinzuweisen.
Wenn Kabel auf Arbeits- und Verkehrsflächen verlegt werden, sind sie häufig die Ursache von Stolperunfällen. Die Berufsgenossenschaften weisen deshalb darauf hin, dass alle Anschluss- und Verlängerungskabel so verlegt sein müssen, "dass sie keine Stolperstellen bilden. Ist es unumgänglich, einen Verkehrsweg mit einem Anschluss oder Verlängerungskabel zu kreuzen, so muss das Kabel mit einer ausreichend schweren, flach angeschrägten und gut erkennbaren Sicherungsbrücke überbaut sein."
Auch der Gesetzgeber kennt die Problematik der Stolperunfälle. Anhang 1.5 Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) fordert, dass Fußböden keine Stolperstellen aufweisen dürfen.
1 Gefahren durch Kabelsalat
Würde ein Kunde das Gewirr an Kabeln an einem Arbeitsplatz sehen, würde er sich sicher fragen, wie hier sauber, ordentlich und zuverlässig gearbeitet werden kann.
Manche Kabelverbindungen gleichen gar einem gordischen Knoten. Dass sie sich kaum lösen lassen, zeigt sich, wenn ein Arbeitsplatz umgezogen, neu eingerichtet oder ein neues Gerät installiert werden soll. Bis alles entwirrt ist, vergeht viel Zeit. Und die kostet bekanntlich auch Geld.
Auch wenn sich die meisten Kabel von Computern unter den Schreibtischen knubbeln, bleibt man immer wieder daran hängen. Das kann passieren, wenn man zu nahe am Schreibtisch des Kollegen vorbeigeht und der Netzstecker über die Tischkante hängt oder wenn ein neues Gerät angeschafft wird und die Verkabelung über die Laufwege führt. Das kennt jeder: Was als Übergangslösung gedacht ist, bleibt meist länger als geplant. Und so wartet die Stolperfalle nur darauf, dass sie jemanden zu Fall bringen kann.
Selbst wenn sich niemand beim Stolperunfall verletzt hat, ist das Gejammere hinterher groß. Ein rausgerissenes Kabel kann dazu führen, dass der Computer ungewollt mitten im Arbeitsprozess herunterfährt und so Daten verloren gehen. Hinzu kommt die Mehrarbeit, um alles wieder auf den vorherigen Stand zu bringen.
Auch die Sauberkeit leidet. Hängen und liegen viele Kabel im Büro herum, lässt sich schlechter putzen. Vor allem Staub sammelt sich an – Allergiker fürchten das Problem besonders.
Viele unterschätzen die Brandgefahr. Mehrfachsteckdosenleisten ermöglichen es, mehrere Geräte an nur eine Steckdose anzuschließen. Was die meisten nicht wissen: dieses Konstrukt kann sich schnell zu einem gefährlichen Brandherd entwickeln. Typische Brandursachen sind überlastete Stromkreise durch Mehrfachsteckdosen und Verlängerungskabel. Aus diesem Grund dürfen an Mehrfachsteckdosen keine weiteren Mehrfachsteckdosen angeschlossen werden. Diesen Hinweis gibt u. a. auch die VBG in Abschn. 2.3.8 ihrer Schrift ...