Zusammenfassung
Jede herannahende Veränderung ist für Unternehmen und die Unternehmensmitglieder ein Lernanlass, der entsprechend identifiziert und aufgegriffen werden muss. Es obliegt den Unternehmen sowie auch den Einzelnen, proaktiv passende Weiterbildungsangebote und -formate in Anspruch zu nehmen, um mit den Entwicklungen Schritt halten zu können.
Die Begrifflichkeit des "lebenslangen Lernens" ist eigentlich schon so lange in der allgemeinen Diskussion verankert, dass das dahinterliegende Gedankengerüst schon gar nicht mehr infrage gestellt wird. Vielmehr hat sich die allgemeine Einsicht darüber schon verfestigt, dass Lernen immerwährender Teil unseres (Berufs-)Lebens ist und dem Engagement in Sachen Lernen im täglichen Leben Rechnung getragen wird. Gerade deshalb ist es wichtig, sich immer wieder zu fragen, welche berufsbezogenen Lernanlässe in Unternehmen und für den Einzelnen bestehen und was sie bedeuten.
Jedes Berufsbild weist heutzutage mehr oder weniger starke Schnittstellen zu benachbarten Bereichen auf und das bereichsübergreifende Lernen spielt eine immer wichtigere Rolle.
1 Die alte und neue Rolle des Lernens
Der derzeitigen Medienlandschaft lassen sich leicht die Schlagworte entnehmen, die für Unternehmen in den letzten und wahrscheinlich auch in den kommenden Jahren weitere Lernanlässe darstellen: Die Entwicklung auf allen technischen Gebieten beschleunigt sich zunehmend und Begriffe, wie Digitalisierung und Industrie 4.0, sind die Trendthemen des laufenden Jahres.
Darauf aufbauend müssen sich Unternehmen für eine umfassende Vernetzung von Produktion, Mitarbeiter, Konkurrenz und Kunde rüsten und dürfen dabei Aspekte, wie Datensicherheit und Compliance, nicht aus den Augen verlieren. Da Unternehmen immer gesellschaftlich eingebettet sind, liefern auch Entwicklungen von außerhalb Lernanlässe, z. B. der demografische Wandel oder die Beschäftigung von Migranten und deren Einbezug in den Unternehmensalltag.
Man mag kritisch anmerken, dass allgemeine Entwicklungen nicht unbedingt mit "Lernen" gleichzusetzen sind – vielmehr handelt es sich um allgemeine Veränderungen. Dem kann entgegnet werden, dass eigentlich jede Veränderung beispielsweise in Arbeitsabläufen oder Unternehmensprozessen einen erfolgreichen Lernprozess voraussetzt, der absichert, dass jeder einzelne Mitarbeiter Grund und Wesen der Veränderung erfährt, versteht, für sich in das Arbeitshandeln einbettet und auch mit Abweichungen aufgrund seines Hintergrundwissens souverän umgehen kann.
In der Summe sind die Anforderungen enorm gewachsen. In so komplexen Zeiten ist es schwierig, eine Richtschnur für das eigene Handeln zu finden. Nicht zuletzt hat sich auch der Arbeitsmarkt an sich verändert und der Einzelne muss dafür Sorge tragen, dass sein Wissen auf einem aktuellen Stand ist, aktuellen Vorschriften und Gesetzen entspricht und er so seinen Beitrag zum Unternehmenshandeln leisten kann. Im Folgenden sollen die 4 größten Themenbereiche kurz dargelegt und dann der Bezug zum Bereich des Arbeitsschutzes dargestellt werden.
2 Technische Entwicklung
Nach einer längeren Zeit der evolutionären Entwicklung in der betrieblichen Technik befinden sich die Unternehmen nun wieder in einem Zeitabschnitt, der disruptive Veränderungen in hoher Geschwindigkeit mit sich bringt, nämlich der vierten industriellen Revolution. Besonders auf dem Gebiet der Robotik, aber auch in der Forschung zur künstlichen Intelligenz sind im Wochentakt Neuerungen in den entsprechenden Fachmedien zu finden. Zukünftig werden aus der engeren Verzahnung zwischen technischen Systemen und dem Menschen neue und bisher unbekannte Situationen entstehen, die bewertet und entsprechend behandelt werden müssen.
Besonders wenn (Industrie-)Roboter und Menschen in der sog. Kollaboration direkt zusammenarbeiten, wird es eine neue Notwendigkeit geben, sich mit den Gefahren zu beschäftigen, die dann (neu) entstehen. Ein Beispiel sind die bisher gängigen Abtrennungen und Einhausungen, die nun teilweise oder sogar ganz wegfallen könnten, wenn die Sensorik und Aktorik der kollaborierenden Roboter die entsprechenden Voraussetzungen erfüllen.
Das Wissen über Mensch-Maschinen-Systeme wird immer wichtiger
Um moderne Arbeitssituationen, Werkzeuge und Maschinen verstehen und einschätzen zu können, ist es wichtig, dass auch Mitarbeiter aus dem Bereich Arbeitsschutz zumindest in Grundzügen Bescheid wissen, wie Mensch-Maschinen-Systeme funktionieren und nach welchen Gesetzmäßigkeiten sie eingesetzt werden. Andernfalls ist der Anspruch schwer zu erfüllen, einen konstruktiven Beitrag zu leisten und Lösungen vorzuschlagen, die an der Schnittstelle zwischen Sicherheit und Wirtschaftlichkeit gut zu vertreten sind.
Ein "Nebenprodukt" der allgemeinen technischen Entwicklung sind beispielsweise auch Hilfsmittel wie Exoskelette, die anstrengende Arbeiten, wie z. B. das Heben von Lasten oder Montagearbeiten, weniger belastend machen. Auch hier werden Lernbedarfe entstehen, indem solche Systeme verstanden, ggf. ausprobiert und deren Wirkungsweise auf Menschen und Arbeitsumgebung veri...