Zusammenfassung
Neben technischen und organisatorischen Schutzmaßnahmen (so genannten Verhältnispräventionen) bedeutet praktischer Arbeits- und Gesundheitsschutz vor allem sicheres und gesundheitsgerechtes Verhalten der Mitarbeiter. Das Arbeitschutzgesetz verpflichtet den Arbeitgeber insbesondere zur Information und Unterweisung seiner Mitarbeiter und von Dritten (z. B. Fremdfirmenmitarbeiter und Gäste). Viele Mitarbeiter fühlen sich durch diese, durchaus als sinnvoll und nützlich erachteten Maßnahmen unterschwellig etwas "beglückt". So lässt die Einsicht in die Notwendigkeit vorgegebener Schutzmaßnahmen (z. B. konsequentes Tragen von PSA) teilweise sehr zu wünschen übrig. Das Arbeitsschutzmanagement sieht hierfür vor allem zwei Methoden vor: konsequentes Durchsetzen durch Wahrnehmen der Führungsaufgabe "Sicherheit und Gesundheitsschutz" sowie Motivieren zu sicherem Verhalten. Ein bewährtes Mittel für Letzteres ist aktive die Einbeziehung der Mitarbeiter in die betriebliche Sicherheitsarbeit. D. h. auch im Arbeitsschutz sollten Betroffene zu Beteiligten gemacht werden. Auch dies fordert das Arbeitschutzgesetz z. B. in den §§ 3, 15 sowie 17.
1 Ablaufdiagramm
2 Grundgedanken der Mitarbeitereinbindung
Da die durch sicherheitstechnische und ergonomischen Maßnahmen erzielbaren Verbesserungen in vielen Betrieben bereits weitgehend ausgeschöpft sind, steigt die praktische Bedeutung verhaltensorientierter und organisatorischer Präventionsmaßnahmen. Hierzu zählen insbesondere:
- die Vorbildfunktion der Vorgesetzten,
- richtiges Unterweisen,
- aktives Einbeziehen der Mitarbeiter sowie weitere
- Maßnahmen zum Motivieren der Mitarbeiter für sicheres und gesundheitsbewusstes Verhalten.
Es kommt vor allem mehr und mehr darauf an, dass sich alle Beteiligten – Führungskräfte, Fachkräfte, Planer und Mitarbeiter – ihrer Verantwortung für Sicherheit, Gesundheitsschutz und Gesundheitsförderung stets bewusst sind. Dies setzt eine entsprechende Einsicht und Motivation voraus.
2.1 Gesundheit: eine Selbstverständlichkeit
Aus der Motivationsforschung wissen wir, dass die Gesundheit für Menschen solange eine Selbstverständlichkeit darstellt, wie sie gesund sind. Da von Selbstverständlichkeiten nur eine geringe "Antriebskraft" ausgeht, viele sich der Illusion "Ich habe alles im Griff, mich trifft es schon nicht." hingeben (dies ist ja so schön bequem) und ihren Einfluss auf die Erhaltung ihrer Gesundheit "zugunsten" anderer (vor allem des Unternehmens) hinten anstellen, kann sicheres Verhalten nicht vorausgesetzt werden. Es bedarf sowohl eines konsequenten Wollens des Managements (die Führungsaufgabe "Sicherheit und Gesundheitsschutz" muss für die Mitarbeiter erlebbar sein) als auch einer ständigen Motivierung der Mitarbeiter.
2.2 Mitarbeiter zu sicherem Handeln motivieren
Unter Motivation versteht man den inneren Antrieb, der einen Menschen veranlasst, von ihm als wichtig erachtete Ziele durch eigenes Handeln unbedingt erreichen zu wollen. Da die Gesundheit, wie oben dargestellt, als selbstverständliches Ziel und nicht als wichtig erachtetes Ziel, für dessen Erreichung man etwas tun müsste, verstanden wird, müssen Motivationsmaßnahmen genau hier ansetzen. Hierfür gibt es zwei Strategien:
- Motivierung von "außen" (Außensteuerung) und
- Motivierung von "innen" (Innensteuerung).
Möglichkeiten für eine Motivierung von außen sind:
- Belohnung sicherheitsgerechten Verhaltens,
- gezielte Kritik von Vorgesetzten und Kollegen bei sicherheitswidrigem Verhalten sowie
- vermeiden, dass sicherheitswidriges Verhalten mit positiven Ergebnissen (z. B. Erleichterungen, bequemeres Arbeiten) verbunden ist.
Maßnahmen, die eine Motivierung von innen bewirken sollen, müssen den Mitarbeitern
- ihre "Betroffenheit" aufzeigen (die Mitarbeiter sollen sich bewusst werden, welche Folgen für sie sicheres und unsicheres Handeln hat),
- ihre Einflussmöglichkeit aufzeigen sowie
- ihre Eigenverantwortung aufzeigen.
Tab. 1 zeigt Strategien auf, aus denen vielfältige, betriebsspezifische Maßnahmen entwickelt werden können (siehe hierzu auch Zur Anwendung motivieren).
Motivationsstrategien |
Gestaltungsstrategien |
betriebsspezifische Maßnahmen |
sicheres Verhalten/Arbeiten erstrebenswert machen und festigen |
eigenen Einfluss auf die Erhaltung und Förderung der Gesundheit aufzeigen |
z. B.:
- Mitarbeiter bei der Lösung sie betreffender Sicherheitsprobleme einbeziehen (z. B. Sicherheitszirkel),
- Mitarbeiter zum Nachdenken über ihren Einfluss anregen (z. B. in Sicherheitskurzgesprächen),
- anhand von Beispielen (z. B. PSA) Einfluss aufzeigen,
- überzeugend informieren,
- Vorbildfunktion,
- Erfahrungsaustausch zwischen Mitarbeitern.
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Vorteile für sicheres Verhalten schaffen |
z. B.:
- sicheres Verhalten von Zeit zu Zeit anerkennen,
- Mitarbeiter bei der Lösung sie betreffender Sicherheitsprobleme einbeziehen (z. B. Sicherheitszirkel),
- Abläufe optimal gestalten,
- Erleichterungen (z. B. durch Arbeitsgestaltung) mit den Mitarbeitern oder durch sie schaffen.
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Nachteile, die mit sicherem Verhalten verbunden sind, minimieren |
z. B.
- Zeitdruck abbauen,
- Mitarbeiter in die Auswahl von PSA einbeziehen,
- PSA mit hohem Tragekomfort beschaffen,
- Mitarbeiter, die sich sicherheitsbewusst verhalten, nicht...
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