Prof. Dr. Rainer von Kiparski †, Dipl.-Ing. Thomas Bosselmann †
Die sicheren Instrumente bedienen sich unterschiedlichster Mechanismen, von einfachen klappbaren Schilden, über aufwendige Retraktionssysteme, bei denen benutzte Kanülen durch Federkraft in Gehäuse gezogen werden, bis zu Entschärfungsmechanismen, die das benutzte Instrument direkt nach Gebrauch unschädlich machen.
Auf den ersten Blick sind die Sicherheitsprodukte im Vergleich zu den "normalen" Produkten aufwendiger und damit teurer in der Herstellung. Die daraus resultierenden höheren Verkaufspreise stehen vor dem Hintergrund des Kostendrucks auf die Gesundheitseinrichtungen nicht im Einklang mit dem Interesse der erhöhten Anwendersicherheit.
Nur auf die Einkaufskosten zu schauen ist trotzdem grundsätzlich zu kurz gegriffen. Dies gilt natürlich auch hinsichtlich der Folgekosten von Nadelstichverletzungen, die den Gesundheitseinrichtungen entstehen, wenn mit der "Ressource Personal" nicht sicherheitsbewusst umgegangen wird.
Um sichere Instrumente im Sinne der Biostoffverordnung handelt es sich dann, wenn diese Produkte folgende Eigenschaften haben:
- der Sicherheitsmechanismus ist Bestandteil des Systems und kompatibel mit anderem Zubehör;
- seine Aktivierung muss selbstauslösend oder einhändig erfolgen können;
- der Sicherheitsmechanismus schließt einen erneuten Gebrauch aus;
- der Sicherheitsmechanismus muss durch ein deutliches Signal (fühlbar, sichtbar oder hörbar) gekennzeichnet sein.
Bei Modellen mit "aktivem" Schutzmechanismus muss dieser nach der Verwendung durch den Benutzer selbst aktiviert werden: Die weitverbreiteten Klappmechanismen für Spritzen und Kanülen sowie an vielen Blutentnahme-Systemen sind typische Vertreter dieser Produktgattung.
Bei "passiven" Sicherheitsprodukten wird der Nadelschutzmechanismus ohne Zutun des Benutzers durch den normalen Arbeitsablauf ausgelöst. Die meisten Sicherheitsvenenverweilkatheter gehören dieser Produktgattung an. Das Herausziehen der Führungsnadel aus dem Katheter aktiviert hier automatisch die Kanülenschutzeinrichtung. Weiterhin finden sich in dieser Kategorie Spritzen und Fertigspritzen mit Nadelretraktionsmechanismus, bei denen ein vollständiges Eindrücken des Kolbens das Zurückziehen der Nadel bewirkt sowie eine Vielzahl an Lanzetten zur sicheren peripheren Blutentnahme.
Darüber hinaus gibt es noch eine dritte Gruppe, die eine Zwitterstellung darstellt. Meist wird bei diesen Produkten der Sicherheitsmechanismus mittels Knopfdruck aktiviert, die eigentliche Sicherung erfolgt dann vollautomatisch, häufig unterstützt durch vorgespannte Federn. Diese Art der Sicherheitsmechanismen findet sich z. B. bei Verweilkathetern ohne Zuspritzventil und bei sog. Butterflykanülen für Kurzzeitinfusionen und Blutentnahmen.