Situation: Es geht um eine Unterweisung an einer kürzlich fertiggestellten Anlage, die eine Erweiterung der bisherigen Produktionsanlage ist. Inhaltlich sollen alle die Sicherheitsvorgaben, die sich aus der Gefährdungsbeurteilung ergeben haben, lernen.
Nehmen wir an, die Analysephase ergibt folgendes Bild: Wir haben eine Lernergruppe, die aus 9 Personen besteht. Darunter sind 2 Azubis, 2 Meister, der Rest sind Facharbeiter. Von den Facharbeitern haben 2 bei der Entwicklung und Inbetriebnahme der Anlage mitgewirkt, deshalb können wir davon ausgehen, dass sie ein höheres Wissensniveau als die anderen haben. Die Meister sind wahrscheinlich aufgrund ihrer Erfahrung mit diversen Anlagen relativ aufnahmefähig, ihnen fehlen Details. Für die Azubis ist wahrscheinlich alles neu, aufregend und spannend, aber vielleicht auch überfordernd.
Die Lernziele sind wie folgt:
- Die Lerner sollen die Teile der Anlage mit eigenen Worten benennen können.
- Die Lerner sollen mit eigenen Worten wichtige Prozessschritte und -abläufe beim Arbeiten mit der Anlage benennen und in der richtigen Reihenfolge wiedergeben können.
- Die Lerner sollen zentrale Handgriffe ohne Hilfestellung vorzeigen können.
In der Design-Phase muss auf die Zusammenstellung der Lernergruppe Rücksicht genommen werden. Dabei ist beispielsweise denkbar, dass man die Gruppe in 2 Teile teilt und all jene ohne Vorwissen eine halbe Stunde eher zur Unterweisung bittet. In dieser Zeit kann man mit den Personen Grundbegriffe und Definitionen durchgehen, womit man die fortgeschrittenen Lerner nur langweilen würde. Alternativ wäre denkbar, die Gruppe so aufzuteilen, dass zu Beginn die erfahreneren Lerner den Anfängern die Grundbegriffe selbst vermitteln und dabei ihr eigenes Wissen festigen – denn wer anderen etwas erklären kann, hat es meist selbst verstanden.
Da die Lernziele teilweise theoretischer Natur sind, aber auch praktische Teile beinhalten, ist es sinnvoll, die Schulung auch entsprechend zu gliedern und nach einem "Theorie-Teil" konkret zur Anlage zu gehen, dort Teile zu benennen (Wiederholung der Theorie) und Handgriffe vorzumachen bzw. jeden selbst die Schritte durchführen zu lassen. Methodisch ist es dabei von Vorteil, wenn der Vorzeigende "laut denkt" und dabei seine Gedanken zum Ausdruck bringt.
In der Development-Phase ist es denkbar, für den Theorieteil z. B. eine Präsentation vorzubereiten, in der man Fotos der Anlage verwendet und diese zunächst theoretisch erklärt und beschriftet. Ein Arbeitsblatt könnte ähnliche Fotos zeigen, aber ohne Beschriftungen und zur Sicherung des Wissens sollen die Lerner selbst die korrekte Beschriftung ergänzen.
Um eine Reihe von Arbeitsschritten zu lernen, könnte z. B. ein Arbeitsblatt vorbereitet werden, wo die Schritte Satz für Satz erklärt werden, aber in der falschen Reihenfolge. Die Lerner haben dann die Aufgabe, erst dem Theorie-Input gründlich zuzuhören und dann zur Sicherung des Wissens die Schritte in die richtige Reihenfolge zu bringen.
Bei der Implementierung wird dann der Plan zur Anwendung gebracht. Es ist darauf zu achten, dass man die Zeiten für den Theorie-Input sowie das Bearbeiten von Beispielen oder Arbeitsblättern realistisch einschätzt, damit man mit dem zur Verfügung stehenden Zeitraum zurechtkommt. Es empfiehlt sich, pro Stunde Unterweisung immer ca. 10 Minuten "Puffer" einzuplanen, der mit Rückfragen oder Diskussionen gefüllt oder als Zeitraum für Organisatorisches verwendet werden kann (z. B. Raum abgeschlossen, Warten auf Teilnehmer, Beamer funktioniert nicht, es fehlen Kopien etc.). Wenn es sich ergibt, dass doch alles gut geklappt hat und man etwas früher fertig ist, ist i. d. R. auch niemand enttäuscht und alle können noch eine kleine Pause machen, bevor es zurück ans Arbeiten geht.
Die Evaluation fällt in aller Regel ähnlich aus wie die Vertiefung mit Arbeitsblättern oder Übungen: Das Wissen soll in der Form, wie es in den Lernzielen formuliert ist, demonstriert werden. Der Unterschied zur Vertiefung während der Unterweisung besteht jedoch darin, dass hier darauf geachtet werden sollte, dass jeder Lerner allein seine Leistung zeigt und sich nicht gegenseitig geholfen werden sollte. Wenn also ein Lerner auf einem Test-Blatt eine richtige Prozess-Reihenfolge nummerieren soll, ist es wichtig, dass er dies allein tut und so auch ein ehrliches Urteil darüber entstehen kann, ob der Lerntransfer wirklich stattgefunden hat oder nicht. Auch beim Vormachen von praktischen Arbeitsschritten soll jeder Lerner allein handeln, was es u. U. nötig macht, die Gruppe zu teilen (damit nicht alle im Kreis herumstehen und 9-mal das Gleiche sehen – aber notfalls kann sogar dies noch zur Festigung des Wissens dienen).
Abschließend hat man als Unterweisender die Verpflichtung, ehrlich zu beurteilen, wie viel vom übermittelten Wissen bei den Lernern "angekommen" ist. Überall da, wo noch Lücken offengeblieben sind, muss das passende Lernmaterial nachgeliefert werden. Es ist z. B. vorstellbar, dass die Azubis nicht alle Inhalte voll...