Vor der Einführung kollaborierender Roboter in einem Unternehmen empfiehlt sich als Vorbereitung auf die technischen Schulungen für die sichere und funktionsgerechte Arbeit mit den Maschinen eine Sensibilisierungsphase. Abb. 3 zeigt 2 Stufen, welche die allgemeingültige Qualifizierung darstellen: Dabei bereitet die Phase der "Planung und Sensibilisierung" die Beschäftigten auf die Schulungsmaßnahmen vor, in denen technische "Sicherheit und grundlegende Funktionen" des Systems erläutert werden. Eine weitere Stufe für die bedarfsgerechte Qualifizierung wird mit der "selbstgesteuerten Aus- und Weiterbildung" erreicht und soll Beschäftigte dazu befähigen, im Arbeitsprozess erweiterte Funktionen mit der Maschine zu erlernen.

Abb. 3: Stufen der Qualifizierung für die MRK-Anwendung

4.1 Planung und Sensibilisierung

Hierin werden die Beschäftigten zunächst mit den Grundzügen der MRK vertraut gemacht, weil als ein wichtiger Faktor für den erfolgreichen und sicheren Einsatz neuer Technologien die Akzeptanz der Beschäftigten gilt.[1] Auch kann davon ausgegangen werden, dass sich die Akzeptanz förderlich auf die Motivation zum Lernen in Schulungsmaßnahmen auswirkt.

Am Anfang der Sensibilisierungsphase steht die frühzeitige Information über den geplanten Einsatz. Welche Arbeitsbereiche durch Roboter ergänzt werden sollen, welche Arbeitsschritte sie übernehmen können und welche Rollen die Beschäftigten an diesen Arbeitsplätzen spielen, sollte ebenso kommuniziert werden wie die hierfür anvisierten spezifischen Qualifizierungsmaßnahmen, die noch folgen sollen.

Veränderungen in der Zusammenarbeit sind i. d. R. mit einer Abkehr von der Routine und einer Ungewissheit bezüglich der neuen Arbeitssituation verbunden. Ebenso mögen Vorbehalte gegenüber Robotern existieren – z. B., dass ihr Einsatz die menschliche Handarbeit langfristig gänzlich ersetzen könnte. Diese Umstände können Unbehagen und im ungünstigsten Fall sogar ernstzunehmende Widerstände auslösen.

Ängsten und Widerständen, die aus dem geplanten Vorhaben resultieren, kann jedoch durch eine aktive Beteiligung der Beschäftigten bereits am Implementierungsprozess begegnet werden und Grundstein für die Gestaltung einer erfolgsversprechenden Lernumgebung sein. Hierfür bieten sich neben Informationsveranstaltungen gemeinsame Workshops an, die einerseits aufkommende Ängste und die Bedeutung neuer Rollenverteilungen thematisieren und andererseits den Beschäftigten Möglichkeiten für die Mitgestaltung neuer MRK-Arbeitsprozesse bieten.

Es ist ratsam, für die Sensibilisierungsphase ein ausreichendes Zeitfenster von einigen Monaten einzuplanen. Dadurch kann gewährleistet werden, dass Überlegungen und Ergebnisse aus den Workshops adäquat berücksichtigt und zusammengefasst werden. Für jeden einzurichtenden Roboterarbeitsplatz sollten die Workshop-Gruppen idealerweise nur aus denjenigen Personen bestehen, die an diesem Arbeitsplatz tätig sein werden bzw. für dessen Einrichtung zuständig sind. Denkbar ist eine Moderation durch den Vorarbeiter und/oder Produktionsleiter.

Mögliche Fragestellungen, die der Erarbeitung sinnvoller Einsatzgebiete – gerade auch auf Basis der Erfahrungen von Beschäftigten – dienlich sein können, sind:[2]

  • Welche Arbeitsschritte sind für Mitarbeiter mühsam oder körperlich stark fordernd? (Hierdurch lassen sich potenzielle Einsatzgebiete kollaborierender Roboter ausfindig machen.)
  • Bei der Erledigung welcher Aufgaben könnte der Einsatz von kollaborierenden Robotern sinnvoll sein, z. B. hinsichtlich zeitlicher Einsparpotenziale? (Hierdurch lassen sich potenzielle Produktivitätssteigerungen ermitteln.)

Wurden sinnvolle Einsatzgebiete ermittelt, ist es ratsam, die Beschäftigten zudem nach konkreten Hinweisen zur Programmierung (beispielsweise zu erwünschten oder unerwünschten Bewegungen der Maschine) zu befragen und diese in die umzusetzende Roboterprogrammierung zu integrieren.

Eine Aufklärung darüber, dass die Entscheidungs- und Handlungshoheit stets beim Menschen und nicht beim Roboter liegt, sollte ebenso Bestandteil der Sensibilisierungsphase sein wie der Hinweis, dass der Roboter jederzeit ausgeschaltet werden kann. Grundsätzlich gibt das Wissen über die letztliche Entscheidungsgewalt ein erhöhtes Sicherheitsgefühl.[3]

Nicht allein die Einbindung der Beschäftigten in die Implementierungsphase oder das Wissen um ihre Handlungshoheit über die Maschine wirken sich akzeptanzförderlich aus. So können – neben sicherheitsrelevanten Aspekten, wie der Programmierung vorhersehbarer Bewegungen von Roboterarmen oder deren langsame Beschleunigung, – auch ein menschenähnliches Aussehen, ein geringes Gewicht und moderate Reichweite vorteilhaft sein. Drehmomente sollten weniger als 15 Nm betragen (vgl. Abb. 4). Ängsten vor einer großen Komplexität kann durch eine gute Bedienerfreundlichkeit, z. B. mittels einfacher und intuitiver Funktionen und hoher Kontraste von Bildschirmen begegnet werden.

Abb. 4: Sicherheits- und akzeptanzförderliche Roboterattribute

Im Anschluss an die Sensibilisierungsphase steht die Gefährdungsb...

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