In der ECHA-Leitlinie für nachgeschaltete Anwender wird das Scaling ("Skalierung" detailliert beschrieben und wie Scaling funktioniert: "Bei der Skalierung handelt es sich um einen mathematischen Ansatz, durch den die in einem Expositionsszenario beschriebenen Verwendungsbedingungen modifiziert werden können, um zu ermitteln, ob die tatsächlichen Verwendungsbedingungen an der Betriebsstätte eines nachgeschalteten Anwenders durch das Expositionsszenario abgedeckt werden".
Scaling: Veränderung der Werte für das aufnehmende Wasservolumen einer Kläranlage
Ein Lieferant teilt in seinem Sicherheitsdatenblatt mit, dass von einem Produkt max. 100 kg/Tag eingesetzt werden können. Andernfalls kann es zu kritischen Umweltbelastungen kommen. Gleichzeitig teilt er mit, dass sich diese Angabe auf Unternehmen bezieht, deren Abwasser in einer Kläranlage behandelt wird. Pro Tag werden 2.000 m³ Abwasser behandelt und in einen Fluss mit einem Wasservolumen von 18.000 m³/Tag eingeleitet.
Als Scaling-Hilfe gibt der Lieferant an, dass sich die zulässige Einsatzmenge vergrößert, wenn die Wassermengen größer werden, die die Restmengen des Produktes aufnehmen. Die zulässige Einsatzmenge und die aufnehmende Wassermenge verhalten sich "linear". D. h., die Verdoppelung der einen Größe bedingt eine Verdoppelung der anderen Größe. (Als max. mögliche Wassermenge des Vorfluters für die Berechnungen werden 2.000.000 m³/Tag angegeben).
Wenn bei einem Kunden die Kläranlage und der Vorfluter zusammen nicht 20.000 m³ Wasser pro Tag führen, sondern 40.000 m³, kann der Kunde nicht nur 100 kg/Tag einsetzen, sondern 200 kg/Tag.
Beim Scaling werden einfache Rechenoperationen angewendet, um bei Expositionsabschätzungen mit eigenen Eingabewerten arbeiten zu können. Scaling ist für nachgeschaltete Anwender von Stoffen eine attraktive Möglichkeit, um zu zeigen, dass ihre Verwendungen von den Expositionsszenarien ihrer Lieferanten abgedeckt sind. Für Hersteller von Stoffen und für Formulierer ist Scaling ebenfalls ein wichtiges Instrument. Sie können dadurch den Anwendungsbereich ihrer Expositionsszenarien deutlich vergrößern.
Der nachgeschaltete Anwender benötigt "Scaling-Hilfen" vom Lieferanten
Die vorgegebene Expositionsabschätzung ist im Expositionsszenario des Lieferanten enthalten. Die Veränderung wird vom nachgeschalteten Anwender vorgenommen. Voraussetzung hierfür ist, dass dem nachgeschalteten Anwender Hinweise zum Scaling gegeben werden. Diese Hinweise ("Scaling-Hilfen", "Scaling-Instrumente") erklären, welche Größen der Expositionsabschätzung veränderbar sind (z. B. die Anwendungsmenge oder das Volumen der Wassermenge, die ein Stoff aufnimmt, wie in dem o. g. Beispiel) und wie die Veränderung vorgenommen werden kann.
Inzwischen sind Scaling-Hilfen in unterschiedlicher Form entwickelt worden. Es können z. B. Rechenformeln sein, Tabellen oder Tabellen-Kalkulationsblätter. Es stehen auch komplizierte Instrumente zur Verfügung, z. B. der ES-Modifier. Sie setzen allerdings Kenntnisse zu Expositionsabschätzungsinstrumenten voraus, die bei vielen Unternehmen nicht vorhanden sein können. Empfehlenswert für das Scaling sind möglichst einfache und standardisierte Hilfen.
UBA-Handlungsanleitung zum Scaling
Zum Scaling gibt es verschiedene Veröffentlichungen. Die meisten beziehen sich auf die Leitfäden der ECHA. Auf der Grundlage dieser Leitfäden ist im Auftrag des Umweltbundesamtes eine Handlungsanleitung zum Scaling erarbeitet worden. Sie ist auf kleine und mittlere Unternehmen ausgerichtet, die keine oder wenig Erfahrung mit der Expositionsbeurteilung haben. Sie unterstützt aber auch Registranten und Formulierer, die ihren Kunden Scaling-Hilfen in den Expositionsszenarien zur Verfügung stellen wollen. Ein wesentlicher Bestandteil der Handlungsanleitung sind Muster-Vorlagen für die Erstellung von Scaling-Hilfen. Im Mittelpunkt steht das Tabellenkalkulationsblatt "REACH Scale". Darüber hinaus gibt es ergänzende Informationen zum Scaling und Hinweise zu Bezugsquellen.
Scaling kann zur Abschätzung der Umweltexposition eingesetzt werden. Es sind auch Scaling-Hilfen für die Abschätzung der inhalativen Exposition und der dermalen Exposition des Menschen am Arbeitsplatz entwickelt worden. Ausgangspunkt des Scalings sind in jedem Fall die Ergebnisse der Expositionsabschätzungen, die vom Registrierer durchgeführt worden sind.