Dipl.-Ing. Andreas Terboven
Durch die innere Beschädigung eines Akkus kann ein Notfall eintreten. Der Akku heizt sich auf eine Temperatur von 80 °C oder mehr auf, es kommt zu einer Verformung oder einem Aufblähen. Gegebenenfalls tritt Gas oder Rauch aus dem Akku aus.
Bei einem derartigen Notfall müssen schnell Maßnahmen ergriffen werden, um den Schaden zu begrenzen.
Eine bewährte Maßnahme ist die Kühlung des Akkus im Notfall. Hierfür kann er beispielsweise in einen Behälter mit Wasser gelegt werden. Das Wasser soll eine Kühlung des Akkus bewirken, das thermische Durchgehen ("Thermal Runaway") soll auf diese Weise verhindert werden.
Allerdings kann die Erwärmung des Akkus bereits so weit fortgeschritten sein, dass er nicht mehr mit bloßen Händen angefasst werden kann. Daher kann der Einsatz von Handschuhen, ggf. auch von Werkzeugen (Schaufel, Zange etc.) nötig sein.
Ein besonderes Augenmerk sollte etwaigen Gasen, die aus dem Akku austreten, gelten. Diese Gase sind giftig. Daher kann nur im Einzelfall entschieden werden, ob hier noch eingegriffen werden kann, oder der Bereich geräumt werden muss. Sofern ein Eingreifen noch möglich ist, sollte der Bereich ausreichend gelüftet werden.
Es erscheint in jedem Fall sinnvoll zu sein, sofern es ohne Gefährdung von Personen möglich ist, dass im Notfall beschädigte Akkus aus Räumen entfernt und möglichst in den Außenbereich gebracht werden.
Thermal Runaway
Als "Thermal Runaway" wird das thermische Durchgehen einer Batterie oder eines Akkus bezeichnet. Aufgrund der Zerstörung der Zellchemie kommt es zu einer exothermen chemischen Reaktion, d. h. es wird Wärme frei. Dieser sich selbst verstärkende wärmeproduzierende Prozess ist nicht umkehrbar, es wird eine Kettenreaktion in Gang gesetzt, die häufig zu einem Brand oder gar einer Explosion führt.
Kein Stopp möglich
Hat der Zerstörungsprozess einmal begonnen, kann er nicht mehr gestoppt werden!
10.1 Verhalten bei auslaufenden Flüssigkeiten
Beim Berühren eines heißen Akkus kann das Tragen von Schutzhandschuhen notwendig sein. Der Schutz der Hände kann jedoch auch aus anderen Gründen erforderlich sein. Es besteht die Möglichkeit, dass Elektrolytflüssigkeit aus dem Akku oder der Batterie läuft. Die Elektrolytflüssigkeit kann schwere Hautverätzungen verursachen. Als Schutz sollten lösungsmittelbeständige Schutzhandschuhe getragen werden. Diese Handschuhe schützen zwar vor der ätzenden Flüssigkeit, sie bieten jedoch keinen Schutz vor der hohen Temperatur des beschädigten Akkus. Daher muss in den Notfällen stets überlegt und besonnen reagiert werden.
Austretende Flüssigkeit sollte nicht ins Erdreich oder in ein Gewässer gelangen. Die ausgelaufene Flüssigkeit ist mithilfe von geeigneten Mitteln aufzunehmen und sachgerecht zu entsorgen.
10.2 Verhalten im Brandfall
Mitunter geben Hersteller an, dass brennende Lithium-Ionen-Akkus mit einem Metallbrandlöscher oder einem Kohlendioxidlöscher wirksam bekämpft und somit gelöscht werden können. Dies ist falsch!
Zum Löschen darf nur ein Löschmittel verwendet werden, das einen hohen Kühleffekt besitzt. Und das ist nun einmal Wasser.
Oftmals gelingt es nämlich nicht, den brennenden Lithium-Ionen-Akku zu löschen, da die Batteriezelle komplett eingehaust ist und somit das Löschmittel nicht an den Brand gelangen kann, da dieser durch das Gehäuse komplett abgeschirmt ist.
Durch das Löschmittel Wasser soll der Akku gekühlt werden, so dass ein thermisches Durchgehen ("Thermal Runaway") weiterer Zellen verhindert wird.
Da Wasser als Löschmittel für Brände von Lithium-Ionen-Akkus empfohlen wird, geraten die Wandhydranten wieder etwas in den Vordergrund, die ansonsten durch Selbsthilfekräfte (z. B. Brandschutzhelfer) eher vernachlässigt werden.
Die Wandhydranten sind beim Löschen eines Lithium-Ionen-Akku-Brandes von Vorteil, weil sie im Vergleich zu einem Wasserlöscher über eine nahezu unbegrenzte Menge an Löschwasser verfügen, wodurch ein erheblich längerer Löscheinsatz möglich ist.
Neben Wasserlöschern gibt es unterschiedliche Löschmittel, die für den Einsatz bei Bränden von Lithium-Ionen-Akkus beworben werden. Deren Wirkung ist allerdings umstritten, auch gibt es bis jetzt keinen einheitlichen Prüfgrundsatz, der deren Wirkung nachweist.
Allgemeine Empfehlungen, die bei einem Akku-Brand gelten, gibt es nicht. Im Brandfall muss situationsabhängig gehandelt werden. Ein Entstehungsbrand kann ggf. zunächst auch selbst bekämpft werden, bis die eintreffende Feuerwehr alles Weitere veranlasst. Bei einem Akku-Brand größeren Ausmaßes sollte man sich hingegen sehr wohl überlegen, ob man für die Bekämpfung gerüstet ist.
Es muss hier immer bedacht werden, dass die austretenden Dämpfe giftig sind!
Daher hat hier, wie bei jedem Brand, der Selbstschutz oberste Priorität.
Umgebungsbrände, bei denen Lithium-Ionen-Akkus noch nicht betroffen sind, sind mit herkömmlichen Löschmitteln, deren Brandklasse auf die Umgebung abgestimmt ist, zu bekämpfen.