Immer mehr Menschen sitzen statisch oder falsch und häufig zu lange. Was tun? Das Motto muss statt "aufstehen, um sich zu setzen" heißen "aufstehen, um sich zu bewegen". Dafür sind Verhältnisse notwendig, die dies fördern, z. B.:
- bereits vorhandene Möbel, die nun zum Stehen genutzt werden, wie 3 OH-Schränke und 3 OH hohe Caddys (Desksharing),
- nachgerüstete Möbel, wie nachträgliche Sitz-Steh-Gestelle unter den vorhandenen Tischen oder Aufsätze auf dem Tisch,
- neu angeschaffte Sitz-Steh-Lösungen, die zur Arbeitsaufgabe passen,
- Nutzung vorhandener Bewegungspotenziale, z. B. Treppen.
1.1 Neue Chancen für mehr Sitz-Steh-Dynamik
Die Veränderung der Arbeitsplätze durch Digitalität, Vernetzung und Konnektivität machen auch vor dem Büro nicht halt. Der fixierte territoriale Anspruch, nur an einem Platz im Büro arbeiten zu können, gehört damit zunehmend der Vergangenheit an. Hinzu kommt, dass auch vielfältige routinemäßige Aufgaben im Büro automatisiert werden, z. B. durch Sprachsoftware.
Was bisher häufig noch aus den Einzelteilen stationärer Rechner, Bildschirm, Tastatur und Maus, Webcam und Kamera sowie Drucker und Scanner besteht, ist bereits heute in einem Gerät integriert, miniaturisiert und über Display bzw. Sprache steuerbar, z. B. Smartphone oder Tablet. Die Konnektivität und Vernetzung über mobile Datenverbindungen sorgen für eine sofortige Aktualisierung auf allen Geräten unabhängig vom Standort.
Die Entwicklung des Bildschirmarbeitsplatzes – warum wir auf den Schreibtisch fixiert waren
Ein Desktop-PC braucht Platz. Da er zunächst nur gelegentlich benutzt wurde, stand er am Anfang eher an der Seite. Also verschwand alles von dort in Schubladen und den beidseitig fest montierten Containern. Um an den Inhalt der Schubladen zu kommen, fingen wir an, uns zu verdrehen, was besonders für die untere Wirbelsäule schlecht ist. Am PC arbeiten heißt auch am Bildschirm lesen. Doch die Monitore wurden zu tief, zu hoch oder zu nah aufgestellt – der Augenabstand stimmte nicht. Oder der Bildschirm wurde auf Winkeltischen so platziert, dass er zumindest im 45-Grad-Winkel zum Fenster stand. Die hohe Leuchtdichte und Blendungen, indirekt über die künstliche Raumbeleuchtung oder direkt durch das Sonnenlicht, sorgten für Beschwerden.
Dann rückte der PC in den Mittelpunkt der Büroarbeit, aber noch nicht in die Mitte des Schreibtisches. Im Doppelbüro standen (und stehen) sich die Schreibtische oft im Block gegenüber. Die Bildschirme wurden weiterhin jeweils rechts auf den einzelnen Plätzen angeordnet. So konnte man mit der Kollegin oder dem Kollegen gut kommunizieren, allerdings mussten sich beide bei der Arbeit verdrehen.
Rollcontainer und Freiformlösungen erschlossen neue Zonen und ermöglichten bei richtigem Einsatz die PC-Arbeit mit Beinfreiheit.
Nach Einzug der Flachbildschirme wurden die Tische wieder schmaler – die Arbeit wurde allerdings nach wie vor auf nur einer Ebene in verschiedenen Zonen erledigt. Der Einsatz von 2 großen Flachbildschirmen von 24–27 Zoll ist heute ein Gebot der Effektivität und Effizienz, v. a. weil deren Preise stark gesunken sind. Nicht nur der Preis, sondern auch das Gewicht ermöglichen technisch neue Möglichkeiten. Der Einsatzzweck entscheidet über die Größe und Funktion und damit auch über die möglichen Lösungen zur Sitz-Steh-Dynamik.
Grundsätzlich gilt: je fixierter die Arbeit an den Bildschirm ist, umso wichtiger wird der Einsatz einer passenden Sitz-Steh-Lösung, um lange Sitzphasen durch Stehphasen zu unterbrechen.
Arbeiten wann und wo immer man will, ist durch die Technik existierende Realität, und die Sitzfixierung ist faktisch aufgehoben. Die Möglichkeiten, die sich daraus ergeben, sollten genutzt werden, um einen gesunden Wechsel zwischen Sitzen und Stehen zu fördern.
1.2 Chancen nutzen
Das Display wird zum Ein- und Ausgabegerät und vereint alle Funktionen bei gleichzeitiger Mobilität. Dies ist eine Chance, Sitz-Steh-Dynamik neu zu denken. Das bedeutet aber auch, die wichtigen physiologischen (z. B. Auge) und psychologischen (z. B. Fragen der Erreichbarkeit) Gesetzmäßigkeiten einzuhalten, damit die damit einhergehenden Gefahren vermieden werden.
Das ist bei der Arbeit am Display auf allen Geräten gleich:
- keine Aktion ohne Eingabe über Tastatur oder Touchscreen oder über Sprache (z. B. Navigation),
- kein Dialog ohne Display bzw. Sprache.
Die Risiken bei dieser Arbeit liegen
- in der Größe des Displays,
- in der Abordnung zur Sehachse ("Handynacken"),
- in der Dauer der Nutzung,
- in der direkten und indirekten Blendung durch Tages- und/oder Kunstlicht.
Physiologische Gesetzmäßigkeiten beachten
- Display muss blendfrei sein für eine gesunde Lesequalität (Ausgabe) und korrekte Eingabe (Fehlerhäufigkeit).
- Einsatz eines geeigneten und qualitativ guten Displays (z. B. matt statt glänzend).
- Wahl des Ortes, um Blendungen durch Fenster und Beleuchtung zu vermeiden.
- Winkel des Displays zu Reflex- und Blendquellen muss verstellbar sein.
1.3 Jede Sitzung kann zur Stehung gemacht werden
Mitarbeiter, die gerade aus der Rehabilitation wegen Bandscheibenvorfalls kommen, nehmen sich das Recht, in Meetings zu stehen. Do...