Sitz-Steh-Tische mit Schnellhöhenverstellung per Gasfeder oder motorischen Antrieben haben i. d. R. einen anderen Einsatzbereich als integrierte oder freistehende Stehpulte. Sie eignen sich kaum zur Einführung der Sitz-Steh-Dynamik am Büroarbeitsplatz. Die Umsetzung der Sitz-Steh-Dynamik in der gewünschten Ausprägung – also mit häufigem Haltungswechsel – wird nur dann erreicht, wenn eine hohe Eigenmotivation des Nutzers und keine Nutzungsbarriere, z. B. langsame motorische Verstellung oder ein ungünstig angebrachter Schalter, vorhanden ist.
Jeder Wechsel zwischen Sitzen und Stehen muss bewusst entschieden werden. Es existiert keine permanent "erhöhte" Arbeitsfläche, die zum Aufstehen animiert. Zur Bearbeitung von Vorgängen und Akten im Stehen muss der Tisch jeweils aktiv in die Stehposition gebracht werden. Bei der bequemen motorischen Verstelltechnik muss der Nutzer beim Aufstehen auf den Tisch warten und baut sich so eine zusätzliche Nutzungsbarriere auf. Die Erfahrungen in Schweden und in deutschen Großunternehmen belegen die geringe Nutzungshäufigkeit von motorisch verstellbaren Sitz-Steh-Tischen. Dagegen ist ein optimal eingestellter Sitz-Steh-Tisch mit Gasfeder so schnell wie der natürliche Bewegungsablauf des Nutzers beim Aufstehen und Hinsetzen.
Die von Herstellern häufig genannte besondere Eignung von Sitz-Steh-Tischen mit motorischem Antrieb für Bildschirmarbeitsplätze ist bei näherer Betrachtung äußerst problematisch. Zunächst erscheint es als Vorteil, dass die gesamte Arbeitsfläche zusammen mit dem Bildschirm und der Tastatur unabhängig vom Gewicht in Stehhöhe gebracht werden kann, da dann die ergonomische Positionierung des Bildschirms auch beim Stehen gewährleistet ist (vorausgesetzt, dass jedes Mal die gleiche Höheneinstellung erreicht wird). Für die Sitz-Steh-Dynamik erweist sich diese Eigenschaft jedoch als Nachteil. Anstelle des geforderten häufigen Wechsels zwischen Sitzen und Stehen werden i. d. R. lange Stehphasen durchgeführt. Das ist aus arbeitsmedizinischer Sicht problematisch. Deshalb sollte zusammen mit dem Sitz-Steh-Tisch zusätzlich ein Bürostuhl mit hoher Gasfeder oder eine Stehhilfe sowie Fußstützen zur Verfügung stehen.
Argumentationshilfe
Vorteile der Sitz-Steh-Tische:
- Die gesamte Arbeitsfläche kann auf Stehhöhe gebracht werden,
- günstig für Tätigkeitsbereiche, bei denen alle Arbeitsmittel im Stehen zur Verfügung stehen müssen bzw. bei denen auch im Stehen ein hoher Platzbedarf besteht.
Nachteile der Sitz-Steh-Tische:
- geringe Animation zur Sitz-Steh-Dynamik,
- lange Sitzphasen werden abgelöst durch lange Stehphasen,
- der Wert von 2 bis 4 Haltungswechseln pro Stunde wird kaum erreicht,
- ohne Benutzen oder bei falschem Benutzen keinen Nutzen (Fehlinvestition).
Grundsätzliche Anforderungen an Sitz-Steh-Tische (nicht für spezielle CAD-Arbeitstische)
- Einfache und leichtgängige Schnellhöhenverstellung, am besten mechanisch, gewichtsabhängige Einstellung der Hubkraft, um bei unterschiedlicher Belastung eine gleichbleibende Handhabung der Höhenverstellung zu gewährleisten,
- Belastungskraft mind. bis 45 kg,
- Gewichtsausgleich zur Anpassung an unterschiedliche Gewichte,
- Höheneinstellung mind. bis 125 cm,
- bei Mischarbeitsplätzen am besten einen höheren Hubweg von 60 statt 40 cm einplanen, damit unterschiedlich große Personen an einem Tisch arbeiten können.
Im Bereich der Sitz-Steh-Tische lassen sich folgende Lösungen mit ihren technischen Varianten unterscheiden:
Gewichtsfixierte Gasfederlifttechnik
Die Gasfederlifttechnik mit fest eingestelltem Gewicht wird zumeist bei Besprechungstischen eingesetzt. Hier kann je nach Angebot des Herstellers zwischen Fuß- und Handauslösung gewählt werden.
Gewichtsanpassbare Gasfederlifttechnik
Diese Lösung ist dem motorischen Sitz-Steh-Tisch im Hinblick auf Nutzerakzeptanz und Nutzungshäufigkeit überlegen. Sie macht den Herstellern und dem Fachhandel allerdings einen Mehraufwand, sodass in Deutschland nur noch die Firma Leuwico diese Form vertreibt und weiterentwickelt. Alle anderen Hersteller setzen auf eine motorische Verstellung.
Motorische Verstellung von Sitz-Steh-Tischen
Die motorischen Verstellungen von Sitz-Steh-Tischen unterscheiden sich wie folgt:
- Gestellvarianten,
- 2 bzw. 4 oder mehrere synchronisierte Füße,
- Monosäule,
- Innläufer,
- Steuerungsvarianten,
- Up-down-Schalter,
- Memotaste mit Sitz- und Stehposition,
- Speicherfunktion für 2 Nutzer.
Innläufer-Technik
Diese neuere technische Lösung eröffnet sowohl im Flächen- als auch im Zonenkonzept neue Produkt-, Anwendungs- und gestalterische Lösungsmöglichkeiten.
Diese Technik umschreibt sich kurzgefasst so: In einem seitlich offenen Profil wird mit einem oder mehreren motorisch oder manuell angetriebenen innen geführten Läufern die Fläche bewegt.
Argumentationshilfe
Ergonomische Beurteilung:
- höheneinstellbar vom Boden bis zur Decke,
- 2 Ebenen sind getrennt oder aufeinander abgestimmt bewegbar.
Nutzungsbarrieren:
- wie bei motorischen Sitz-Stehtischen.
Vorteile:
- optimaler Verstellbereich frei programmierbar, ...