Dipl.-Inform. Jörg Schiemann
3.1 Medizinische Schutzkleidung
Ein weiteres Beispiel ist die Verwendung von Schutzausrüstung in potenziell hochinfektiösen Umgebungen, im Krankenhaus oder auf Pflegestationen, deren Bedeutung besonders in den Jahren 2020 bis 2022 durch die SARS-CoV-2-Pandemie bewusst wahrgenommen wurde.
So hat ein Start-up aus Hamburg ein Softwaresystem gebaut, mit dem Beschäftigte den richtigen Sitz von Schutzkleidung, z. B. am Eingang von Infektionsstationen, überprüfen lassen können.
Die Lösung läuft auf einem Tabletcomputer und kann somit bei dynamischer Änderung von Sicherheitsbereichen schnell an neuen Eingängen angebracht und verwendet werden. Sie nutzt das Fotoobjekt des Tablets und einen Algorithmus mit künstlicher Intelligenz (KI), um nach Lücken in der Schutzkleidung zu suchen, also ob Mund-Nasen-Schutz, Handschuhe oder Schutzbrille richtig und vollständig angelegt wurden.
Bei unvollständiger oder fehlerhafter Anlage der Schutzkleidung warnt das System den Nutzer entsprechend. Die i. d. R. sowohl zeitintensive, aber gerade auch beispielsweise in einer Pandemie-Situation mental belastende Verantwortung der Sicherheitsprüfung durch einen Kollegen kann damit im Idealfall entfallen.
Als Erweiterung kann eine solche digitale Lösung beispielsweise mit Automatiktüren verbunden werden und den Einlass so lange verwehren, bis für den Träger durch die falsch angelegte oder vielleicht sogar beschädigte Schutzkleidung keine Gefahr mehr besteht.
Die Bilder zur Überprüfung durch den Algorithmus werden übrigens in 3D-Schema übersetzt und können so anonymisiert, ohne direkten Bezug zum Nutzer, interpretiert werden.
3.2 Handdesinfektion
Eine weitere wesentliche Schutzmaßnahme ist die korrekte Desinfektion von Händen und Oberflächen, die häufig von verschiedenen Personen berührt werden.
Eine irische Firma hat in diesem Kontext einen Handdesinfektions-Lernkiosk entwickelt. Das mobile Gerät ist mit einer Kamera ausgestattet und verbindet die aufgenommenen Videobilder der Hände des Nutzers mit maschinengenerierten Abbildungen: Ein Lernvideo zeigt dem Nutzer die richtigen Bewegungen für die Handdesinfektion, die Kamera kontrolliert und korrigiert die Einhaltung.
So kann dem Nutzer nicht nur ein Feedback in Echtzeit zur Handhaltung gegeben werden, sondern auch die notwendige Zeit für eine ausreichende Desinfektion in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit des Nutzers beim Händereiben.
Der Kiosk ist mit Lernvideos und Testfragen ausgestattet; es gibt rund ein halbes Dutzend verschiedener Level beim Händedesinfektions-Training. Dank der aufeinander aufbauenden verschiedenen Level können die Nutzer eine richtige Handdesinfektion ohne einen menschlichen Lehrer erlernen. Dafür wird die 6-stufige Technik, die von der Weltgesundheitsorganisation WHO zur Handdesinfektion empfohlen wird, verwendet.
Schwierig ist es, Angestellte im Arbeitsalltag in konkreten Situationen an die notwendigen Desinfektionen zu erinnern. Auf einer abstrakteren Ebene hat allerdings ein Stralsunder Start-up eine Lösung entwickelt, die Daten für die Nutzung aller Desinfektionsspender in einem Bereich generiert und daraus Maßnahmen ableiten kann.
Dazu werden die Desinfektionsspender mit Sensoren zur Erkennung der Betätigung und der verwendeten Desinfektionsmittelmenge versehen. Die Mitarbeiter werden ebenfalls mit Sensoren ausgestattet, die als anonyme Sensoren keinen Rückschluss auf die konkrete Person zulassen, aber beispielsweise eine Differenzierung nach Berufsgruppen ermöglichen, im Krankenhaus z. B. Ärzte, Pflege- und Reinigungspersonal.
Im Falle der Betätigung eines Desinfektionsspenders kommunizieren die Sensoren des Spenders und des Nutzers und melden die Daten an das zentrale Auswertungssystem. Als Ergebnis können anonyme statistische Daten über die Benutzung der Desinfektionsmittelspender ausgewertet werden, differenziert nach Bereichen und Berufsgruppen. Die Daten liefern eine Basis für Verbesserungspotenziale an den Hygienebeauftragten.
Aber auch für die Desinfektion von Oberflächen und Gegenständen werden laufend neue Lösungen entwickelt, da grundsätzlich auch hierüber Viren übertragen werden können. So gibt es mittlerweile ebenso sich selbst desinfizierende Türklinken wie Kugelschreiber, die bei Arztpraxen oder Kliniken, aber auch an Empfängen anderer Unternehmen, bei denen als Besucher Formulare ausgefüllt werden müssen, ihren hilfreichen Dienst für die Gesundheit tun.
3.3 Augenschutz
Schutzbrillen sind seit langer Zeit als Teil der Persönlichen Schutzausrüstung für die Augen bekannt. Inzwischen wurden Augmented oder Mixed Reality Brillen mit "Google Glass" als Vorreiter entwickelt. Sie blenden dem Träger hilfreiche Informationen ins Sichtfeld ein.
Im Kontext des Arbeitseinsatzes wachsen nun beide Lösungen zusammen, Schutzbrillen werden durch Augmented Reality Anwendungen mit intelligenten Funktionen erweitert. So können beispielsweise für Wartung oder Reparatur notwendige Informationen eingeblendet werden. In gefährlichen Situationen können dem Träger dann neben den konkreten Gefährdungen auch die festgelegten Schutzmaßnahmen oder perspek...