(1) Beim Aufnahmeweg Haut sind alle Tätigkeiten zu berücksichtigen, bei denen direkter Hautkontakt mit isocyanathaltigen Gemischen, Zwischen- oder Endprodukten besteht. Hierzu gehören insbesondere der offene Umgang, das Öffnen von Verpackungen, das Anmischen (2-Komponentensysteme), die Abnahme von fertigen, noch nicht ausreagierten Produkten oder Teilen sowie das Schneiden, Schleifen und Konfektionieren dieser Produkte. Die potenziellen Gefährdungen für den Aufnahmepfad Haut werden durch die Einstufung des Produktes, die Verarbeitungstemperatur und -menge sowie die Konsistenz (Feststoff, Pulver, Schaum, Lösung) bestimmt. Lösemittel mit Carrier-Effekten können die Hautresorption von Isocyanaten deutlich erhöhen. Eine Hautresorption durch Lösemittel z. B. bei Reinigungsarbeiten ist zu beachten.
(2) Geringe Gefährdungen: Die Handhabung und mechanische Bearbeitung von weitgehend ausreagierten PUR-Produktenoder der Hautkontakt mit Isocyanaten, die nicht hautgefährdend gekennzeichnet sind, führt zu einer geringen Exposition der Haut durch Isocyanate. Ein typisches Beispiel sind Tätigkeiten mit Schmelzklebstoffen, die polymere Isocyanate enthalten und in geringen Mengen eingesetzt werden (Diisocyanatgehalt < 0,1 %).
(3) Mittlere Gefährdungen: Hierzu zählt der kurzzeitige Hautkontakt (< 15 Minuten pro Arbeitstag) mit entsprechend gekennzeichneten Isocyanaten sowie der Kontakt mit PUR-Produkten unmittelbar bei und kurz nach der Herstellung. Typische Beispiele hierfür sind PU-Spritzer an Mischköpfen, das Berühren von Isocyanaten in Block- oder Schuppenform sowie der Kontakt mit gerade entformten Teilen oder frischen, aber nicht heißen Schnittflächen.
(4) Hohe Gefährdungen: Isocyanate werden nach Abschnitt 4.2 Absatz 4 der TRGS 401 "Gefährdungen durch Hautkontakt – Ermittlung, Beurteilung, Maßnahmen" als Stoffe mit einer hohen Hautgefährdung angesehen. Dies ist bei den unter Absatz 3 genannten Isocyanaten der Fall, wenn ein wiederholter oder andauernder Hautkontakt (> 15 Minuten pro Arbeitstag) besteht oder diese in flüssiger Form, als Sprühstrahl, als verstaubendes Pulver oder bei erhöhter Anwendungstemperatur vorliegen.
(5) Da die Hautgefährdung von weiteren Faktoren wie z. B. dem Umfang möglicher Kontaktoberflächen, der Aushärtungsgeschwindigkeit, der schichtübergreifenden Anzahl der Hautkontakte oder der Mischexposition abhängt, kann nach genauerer Untersuchung eine Abweichung von der Einteilung nach den Absätzen 2 bis 4 begründet werden.