Zusammenfassung
Wasser ist ein Lebensmittel und muss genießbar sein. Die Trinkwasserverordnung hat zum Ziel, dass Wasser für den menschlichen Gebrauch nicht verunreinigt und die menschliche Gesundheit nicht gefährdet wird. Es darf daher weder Krankheitserreger (z. B. Bakterien) noch gesundheitsschädliche chemische Stoffe enthalten. Die Verordnung gilt u. a. nicht für:
- natürliches Mineralwasser,
- Heilwasser,
- Bade- und Schwimmbeckenwasser.
I. d. R. beziehen Unternehmen Wasser in Trinkwasserqualität vom kommunalen Wasserversorger oder Wasserverband. Seltener entnehmen Unternehmen Wasser aus Grundwasser bzw. oberirdischen Gewässern und bereiten es selbst zu Trinkwasser auf.
In beiden Fällen gilt aber die Trinkwasserverordnung (TrinkwV) und legt u. a. mikrobiologische Anforderungen und Anforderungen an Konzentrationen chemischer Inhaltsstoffe fest.
1 Trinkwasserverordnung
Die Trinkwasserverordnung setzt die europäische Trinkwasserrichtlinie (Richtlinie (EU) 2020/2184) um. In der Neufassung von 2023 sind verpflichtende Regelungen zu Risikobewertung bzw. Risikomanagement (Einzugsgebiet bis Entnahmearmatur beim Verbraucher) enthalten. Es findet eine Prüfung des Risikomanagements und eine Genehmigung des Untersuchungsplans durch das Gesundheitsamt statt. Neue Anforderungen gelten bei Untersuchungspflichten und dem Untersuchungsplan. Neue Qualitätsparameter werden eingeführt wie z. B. somatische Coliphagen, Microcystin-LR, PFAS und Bisphenol A. Verschärfungen bei Parametern wie Blei, Chrom und Arsen werden festgelegt: So müssen z. B. Bleirohrleitungen grundsätzlich bis 12.01.2026 in allen Wasserversorgungsanlagen inklusive Trinkwasserinstallationen ausgetauscht oder stillgelegt werden. Es werden außerdem neue Informationspflichten der Betreiber festgelegt.
1.1 Risikobasierter Ansatz
Für bestimmte Wasserversorgungsanlagen müssen Betreiber ein Risikomanagement einrichten und aufrechterhalten. Dies gilt sowohl für zentrale als auch bestimmte mobile und zeitweilige Anlagen. Abhängig von der Tagesmenge an abgegebenem Trinkwasser und der Anzahl der versorgten Personen, muss das Risikomanagement erstmalig bis zum 12.01.2029 bzw. 12.01.2033 durchgeführt und ein Antrag ans Gesundheitsamt gestellt werden. Spätestens alle 6 Jahre muss das Risikomanagement überprüft werden (§ 34 TrinkwV).
Anforderungen an ein Risikomanagement legt § 35 TrinkwV fest, u. a. müssen Durchführende hinreichende Fachkenntnisse und einschlägige Berufserfahrung besitzen sowie durch Schulung qualifiziert sein. Es muss mind. entsprechend der anerkannten Regeln der Technik, insbesondere nach DIN EN 15975-2, durchgeführt werden. Durchführung und Ergebnisse müssen dokumentiert werden, Inhalte sind festgelegt. Ob Untersuchungspläne angepasst oder beibehalten werden oder welche Untersuchungspflichten gelten, basiert u. a. auf der Risikoabschätzung. Das Gesundheitsamt entscheidet dann auf Antrag über Untersuchungspläne bzw. Untersuchungspflichten.
1.2 Indikatorparameter
Der Referenzwert für somatische Coliphagen beträgt im Rohwasser 50 plaquebildende Einheiten (PFU) pro 100 ml; sie sind ein wesentlicher Indikator für mikrobielle Gefährdungen. Der Wert zeigt, wie gut kleine Partikel wie z. B. Viren entfernt werden. Die Untersuchungspflicht gilt für Betreiber zentraler Wasserversorgungsanlagen, die Rohwasser aus Oberflächenwasser nutzen (§ 37 TrinkwV). Weitere Indikatorparameter listet Anlage 3 TrinkwV auf.
Definition "zentrale Wasserversorgungsanlagen"
"Anlagen einschließlich dazugehörender Wassergewinnungsanlagen und eines dazugehörenden Leitungsnetzes, aus denen pro Tag mindestens 10 Kubikmeter Trinkwasser entnommen oder auf festen Leitungswegen an Zwischenabnehmer geliefert werden oder aus denen auf festen Leitungswegen Trinkwasser an mindestens 50 Personen abgegeben wird", werden nach § 2 Nr. 2 TrinkwV als zentrale Anlagen definiert. Weitere Anlagen-Arten nach TrinkWV sind dezentrale, mobile, zeitweilige, Gebäude- sowie Eigenwasserversorgungsanlagen.
2 Regelungen zu Legionellen
2.1 Was sind Legionellen?
Legionellen sind Bakterien, die im Wasser leben. Temperaturen zwischen 25 und 50 ºC bieten ihnen ideale Lebensbedingungen. Sie kommen u. a. in Anlagen zur Wassererzeugung und Wassererwärmung, Duschen sowie Schwimmbädern vor. Legionellen können auch mit dem ausströmenden Dampf aus Industrieanlagen und Kernkraftwerken in die Umgebung gelangen. Das Einatmen von legionellenhaltigem Wasser, z. B. beim Duschen, kann die Gesundheit schädigen. Die Lunge wird angegriffen, Infektionen können bis zum Tod führen.
2.2 Untersuchungspflicht auf Legionellen
Die Trinkwasserverordnung regelt u. a. auch die Untersuchungspflicht auf Legionellen (§ 31 TrinkwV). Sie besteht für Betreiber von mobilen oder zeitweiligen sowie Gebäude-Wasserversorgungsanlagen, wenn
- Trinkwasser im Rahmen einer gewerblichen oder öffentlichen Tätigkeit abgegeben wird,
- es sich um eine Anlage zur Trinkwassererwärmung handelt und
- es zur Vernebelung von Trin...